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Zu abgeschieden

Die Paulsmühle ist wieder als Asylunterkunft im Gespräch. Die Anwohner sind davon wenig begeistert.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Kalkreuth. In der Sonnabend-Ausgabe der SZ wurde es offiziell, was den Kreisräten in der Vorlage Asyl bereits vorliegt: Der ehemalige Reiterhof Paulsmühle Kalkreuth ist als Asylunterkunft wieder in der Diskussion. Weil der Reitbetrieb nicht mehr auf dem Hof stattfindet, sondern auf den Turnierplatz ausweichen musste, bestehe keine Notwendigkeit mehr, das Objekt weiter auszuklammern, heißt es dort.

Bereits im November 2013 war die Paulsmühle als möglicher Standort diskutiert worden. Schon damals boten die Erbbauberechtigten, die Familie Schlickenrieder, die Reiterpension als Asylbewerberheim dem Landkreis zur Vermietung an. Eigentümer der Immobilie ist allerdings die Gemeinde Ebersbach. Waren vor zwei Jahren noch die fehlende Nahversorgung im Ortsteil und der Reitbetrieb ein Hinderungsgrund für eine Flüchtlingsunterkunft, spielt das nun keine Rolle mehr. Die Gemeinde Ebersbach, die damals noch auf die festgeschriebene Nutzung als Reiterhof pochte, muss laut Plan in diesem Jahr 48 Asylbewerber unterbringen. Im kommenden Jahr sollen es noch mal 110 sein. Die Reiterpension bietet derzeit 30 fertig eingerichtete Betten.

Keine anderen Unterkünfte

„Wir haben keine anderen Unterkünfte in der Gemeinde“, sagt Bürgermeisterin Margot Fehrmann (CDU). Es gibt zwar sechs leere Wohnungen in Neubaublocks in Kalkreuth. Doch der private Vermieter hat seine Zusage zurückgezogen. Der ehemalige Schlachthof Naunhof fällt laut Fehrmann wegen der gewerblichen Nutzung weg. Auch in den Röderner Diakonie-Gebäuden sei eine schnelle Einquartierung von Menschen nicht möglich. Im Auge ist lediglich noch das ehemalige Pflegeheim Schloss Naunhof, das sogar dem Landkreis gehört. Doch dort müssten nach Schätzungen fast eine Million Euro investiert werden. Das würde auch zu lange dauern. So brachte Bürgermeisterin Fehrmann den Vorschlag Paulsmühle vorigen Montag schon in die Kalkreuther Ortschaftsratssitzung. Dessen Mitglieder waren nicht begeistert, so ein Teilnehmer. Der Unmut über die Asylpolitik sei im Ort groß. Es gäbe Einwohner, die montags bei Pegida in Dresden mit auf die Straße gehen. Viele befürchten laut SZ-Informationen, dass die Asylbewerber die Paulsmühle „herunterwirtschaften“. Das denken auch die Anwohner, die im November 2013 eine Anwohnerinitiative gründeten und mit Unterschriften dagegen auftraten, dass die Paulsmühle eine neue Nutzung erhält.

Seit Jahren leer

Doch die Pension steht wie die Ställe seit einem Jahr leer, seit Schlickenrieders dem Reitbetrieb Hirsch kündigten und der auf den Turnierplatz umziehen musste. „Das ist keine optimale Unterbringung, die Leute sind doch abgeschoben“, sagt Karola Achtnicht, die gleich an der Paulsmühle wohnt. „Die können hier nur in die Röder spuken und in die Luft gucken.“ Obwohl die Kalkreutherin enttäuscht ist und sich hilflos fühlt, will sie nichts mehr gegen die Ansiedlung unternehmen. Doch die Sozialarbeiterin machen will sie nicht. Karola Achtnicht rechnet vor, dass dann etwa auf jeden Anwohner des Ortsteils Paulsmühle ein Fremder kommt. Das schürt Ängste, auch vor Asylgegnern, die hier auftauchen könnten, sagt sie.

Anett Starke, die direkt auf der Paulsmühle wohnt, bedrückt vor allem die Unsicherheit, wer kommt. „Mir tun natürlich vor allem die Frauen und Kinder leid, die aus Kriegsgebieten flüchten“, sagt sie. Deshalb sei sie bei dem Thema hin- und hergerissen. Doch die Abgeschiedenheit der Unterkunft sieht auch sie als Problem.

Nach nichtöffentlicher Sitzung wird das Thema am 23. September öffentlich im Gemeinderat eine Rolle spielen.