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Zu teuer gebaut, um bezahlbar zu sein?

Dresden wächst und neue Wohnungen werden gebraucht. Diese sollen möglichst günstig sein. Doch es gibt Probleme.

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© Norbert Millauer

Von Julia Vollmer

Wie finde ich eine schöne, aber bezahlbare Wohnung? Rund 40 Prozent der 25 bis 44 Jahre alten Dresdner sind mit dem derzeitigen Angebot unzufrieden, zeigt die aktuelle Bürgerumfrage. Im Immobiliengespräch am Dienstagabend diskutierte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) mit Vertretern der Immobilienbranche über die Bausituation in der Stadt und sozialen Wohnungsbau.

Wo entstehen gerade neue Wohnungen?

Viele Projekte werden gerade umgesetzt. Unter anderem in Mickten. In dem dortigen Mika-Quartier sollen in einem ersten Bauabschnitt bis September 2018 zwischen Brockwitzer Straße und An der Elbaue 180 Mietwohnungen entstehen. Das Unternehmen Terragon baut aktuell 50 Wohnungen auf dem Areal an der Naumannstraße in Blasewitz für Senioren. Die gerade beschlossene Woba soll Wohnraum mit günstigen Mieten schaffen. Bis 2019 sollen 2 500 Wohnungen entstehen.

2016 wurden insgesamt 5 680 Wohnungen fertiggestellt, davon 3 083 saniert und 2 597 neu gebaut. Das sind über 1 000 Neubauwohnungen mehr als 2015. Wurden 2015 noch 1 179 Wohnungen gebaut, waren es 2016 schon 1 946. Die Zahl der Sanierungen ist jedoch zurückgegangen: von 3 486 auf 2 634.

Wie ist die Ausgangslage gerade in der Stadt?

Dresden wächst. Die Stadt ist nicht nur bundesweite Geburtenhauptstadt, sondern freut sich auch über Zuzug aus dem Umland. Der Bedarf an Wohnraum wird größer. Auch die 5 000 bis 8 000 Flüchtlinge, die dauerhaft in der Stadt bleiben werden, brauchen eine günstige Wohnung

Derzeit geht die Verwaltung von einem Wachstum bis Mitte 2030 auf rund 582 300 Einwohner aus. Derzeit sind es rund 560 000 Menschen. Hilbert geht sogar von 600 000 Einwohnern bis Mitte 2020 aus. Doch gerade in den günstigen Segmenten sind die Mieten in den vergangen Jahren gestiegen. Im Zeitraum von zwei Jahren ist die Netto-Kaltmiete laut aktuellem Mietspiegel um 6,8 Prozent erhöht worden.

Wie begehrt ist Dresden als Bau-Standort?

Sehr, sagt Annette Heilig, Geschäftsführerin der Terragon Investment GmbH. Barrierefreies Bauen finde in Dresden genügend kaufkräftiges Publikum. Auch Eric Sassenscheid, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma, die das Mika-Quartier baut, sieht in Dresden neben Leipzig einen der attraktivsten Standorte im Osten.

Mit welchen Probleme kämpfen die Investoren?

Grundstücke müssten schneller ausgeschrieben werden, damit Investoren zeitnah kaufen können. Ein großes Problem sei die Forderung nach dem zweiten Rettungsweg. „Das tut richtig weh“, so Heilig. Das sei ein massiver Eingriff in die Pläne der Investoren. Bei Neubauten sollen Feuerwehrleitern nicht mehr als zweiter Rettungsweg gelten. Stattdessen sollten sie Fluchttreppen oder ein zweites Treppenhaus bauen. Für Investoren würde dies rund 15 Prozent höhere Kosten bedeuten. Und damit weniger Spielraum für den Bau von günstigen Wohnungen. Kürzlich ging die Stadt einen Schritt auf die Bauherren zu: In Ausnahmefällen dürfe die Feuerleiter weiter als zweiter Weg fungieren.

Welche Rollen spielen die Genossenschaften?

Private Investoren sollen neben hochwertigen Wohnungen auch günstige bauen, das fordert Oberbürgermeister Hilbert. „Sonst klagen künftig immer mehr Menschen über zu teure Mieten“, so der OB. Doch die Unternehmen werden damit auch zu Konkurrenten für die Genossenschaften. Die acht Dresdner Wohnungsgenossenschaften sorgen dafür, dass viele Dresdner relativ günstig wohnen. Sie bewirtschaften über 60 000 Wohnungen. Die niedrigsten Mieten liegen zwischen 3,80 Euro pro Quadratmeter in Gorbitz und 4,60 Euro in Prohlis. Die Genossenschaften investieren auch in Neubauten. So baut unter anderem die Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft (EWG) in Briesnitz gerade 36 Wohnungen. Sechs Neubauten plant die WG Johannstadt. Olaf Brandenburg, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd sieht aktuell wenig Bedarf für mehr Sozialwohnungen: „Während es kaum freie Apartments im Segment von acht bis zehn Euro kalt gibt, stehen sie im Bereich von vier bis sechs Euro kalt leer.“

Was will die Stadt tun, um genügend günstige Wohnungen zu schaffen?

Die Stadt hat Belegungsrechte bei der Vonovia für 10 000 günstige Wohnungen. Diese lassen sich noch bis 2036 verlängern. Außerdem hat das Rathaus sein Förderkonzept für sozialen Wohnungsbau beim Freistaat eingereicht. Für 2017 stehen 25 Bauvorhaben auf dem Plan.