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Zu viel Platz auf der Brücke

Erste Verkehrsdaten zeigen: Während auf der Waldschlößchenbrücke weniger los ist als gedacht, wird es auf der Fetscherstraße eng.

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© dpa

Tobias Winzer

Die Waldschlößchenbrücke wirbelt Dresdens Verkehrssystem kräftig durcheinander und sorgt so für Ärger bei Anwohnern und Autofahrern. Auf eine Anfrage der Grünen hat die Stadt nun erstmals vergleichende Verkehrszahlen vor und nach der Brückeneröffnung vor zwei Monaten veröffentlicht. An vier Kreuzungen hat sie die Autos gezählt. „Die Zahlen sind aber mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, weil derzeit die Baumaßnahme Schandauer Straße/Borsbergstraße läuft“, sagt Grünen-Stadträtin Margit Haase. „Außerdem brauchen Änderungen im Verkehrsnetz immer eine gewisse Eingewöhnungszeit.“ Welche Trends lassen sich aus den Daten ablesen?

Trend 1: Wenig los auf der Waldschlößchenbrücke

Dass weniger Autos und Laster auf der Waldschlößchenbrücke unterwegs sind als gedacht, hat sich bereits kurz nach der Eröffnung angedeutet. Die jetzt vorliegenden Daten bestätigen diesen Trend. Gebaut ist die 180 Millionen Euro teure Brücke mit ihren drei Tunneln für bis zu 45.000 Fahrzeuge pro Tag. De facto sind dort derzeit an Wochentagen nur 23.000 bis 24.000 und am Wochenende rund 20.000 Fahrzeuge unterwegs. Am 15. September waren es sogar lediglich 18.312 Autos und Laster.

Stadträtin Margit Haase folgert: „Für diese Verkehrsbelegung sind keine vier Fahrstreifen auf der Brücke notwendig.“ Für sie ist das Bauwerk deutlich überdimensioniert. 3,7 Millionen Euro gibt die Stadt jährlich für den Unterhalt des Bauwerks aus.

Trend 2: Mehr Verkehr auf der Fetscherstraße und Stauffenbergallee

Den größten Zuwachs an Verkehr gibt es auf der Fetscherstraße. Auf Höhe der Pfotenhauer Straße sind statt 4.900 nun 22.080 Fahrzeuge pro Tag unterwegs – eine Zunahme von rund 350 Prozent. Auch auf der Pfotenhauerstraße ist seit der Eröffnung der Waldschlößchenbrücke deutlich mehr los. Stark nach oben gingen die Zahlen zudem auf der Stauffenbergallee. An der Kreuzung zur Königsbrücker Straße hat der Verkehr um 32 Prozent zugenommen. Die Folge: Weil einige Abschnitte und Kreuzungen auf der Fetscherstraße und auf der Stauffenbergallee nicht auf den neuen Verkehr ausgelegt sind, kommt es dort immer wieder zu Staus.

Trend 3: Königsbrücker Straße wird deutlich entlastet

Vor der Eröffnung prognostizierte die Stadt deutliche Entlastungen für die Albertbrücke, das Blaue Wunder und die Carolabrücke. Weniger Autos wurden auch auf den Straßen zu den Brücken erwartet, zum Beispiel auf der Grundstraße, der Schillerstraße, der Hoyerswerdaer Straße und der Glacisstraße. Ob die Prognosen tatsächlich stimmen, ist aber noch ungewiss. Dafür liegen bislang keine Verkehrsdaten vor. Gesichert ist hingegen, dass der Verkehr auf der Königsbrücker Straße deutlich abgenommen hat. Südlich der Stauffenbergallee sind statt 18.000 Fahrzeugen pro Tag nur noch 14.000 unterwegs – das entspricht einem Minus von 22 Prozent. Nördlich der Stauffenbergallee ist der Entlastungseffekt mit vier Prozent geringer.

Die neuen Verkehrszahlen dürften die Debatte um die Sanierung der Königsbrücker Straße anheizen. Die Stadt hält bislang an einer Variante fest, wonach Autofahrer eine eigene Spur bekommen, die Straßenbahngleise an den meisten Stellen aber überfahren dürfen. Wegen der Radstreifen wird sie im Vergleich zu heute deutlich breiter. Allerdings liegt diesem Plan eine Verkehrsprognose von 21.000 Fahrzeugen zugrunde. Eine Bürgerinitiative, die von der Piratenpartei und dem Fahrradclub ADFC unterstützt wird, fordert seit langem eine Sanierung, ohne die Straßenbreite zu verändern.