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Zu wenig Zugreisende für barrierefreien Gleiszugang

Das Treppensteigen auf dem Bahnhof in Leisnig ist nervig, aber vor allem für Eltern und Ältere beschwerlich. 

Von Heike Heisig
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Auf dem Döbelner Hauptbahnhof gibt es beide Varianten, zu einem zweiten Gleis zu kommen: einen barrierefreien Übergang, der überwiegend für die Regionalbahn (RB) 110 von und nach Leipzig genutzt wird, sowie eine Unterführung. In Leisnig geht es nur über T
Auf dem Döbelner Hauptbahnhof gibt es beide Varianten, zu einem zweiten Gleis zu kommen: einen barrierefreien Übergang, der überwiegend für die Regionalbahn (RB) 110 von und nach Leipzig genutzt wird, sowie eine Unterführung. In Leisnig geht es nur über T © H. Heisig

Leisnig. Wer in Leisnig auf dem Bahnhof ankommt, der „landet“ mitunter an Bahnsteig 2. Von dort ist der Ausgang zur Busstation und zu den Parkplätzen vorm Bahnhofsgebäude nur durch einen Tunnel zu erreichen. Treppen führen einmal hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Das wird einigen Zugnutzern zu beschwerlich. Deren Kritik gab Stadtrat Gunnar Jäger (CDU) in einer zurückliegenden Ratssitzung weiter. „Für Eltern mit Kinderwagen ist die Situation nicht gerade schön. Genauso haben Ältere, die auf Gehhilfen angewiesen sind, ihre Probleme“, schilderte Jäger. Er bat die Verwaltung, sich dieses Themas anzunehmen. Für Bürgermeister Tobias Goth (CDU) war die Beschwerde offenbar nicht neu. „Ich habe mich deshalb auch schon einmal auf anderen Bahnhöfen umgesehen. In Döbeln geht das zum Beispiel anders, da gibt es einen barrierefreien Zugang zum Nachbargleis“, so Goth.

Das stimmt. Doch: „Beide Bahnhöfe sind aufgrund unterschiedlicher technischer und bahnbetrieblicher Randbedingungen nicht miteinander vergleichbar.“ Das teilt Bahnsprecher Jörg Bönisch auf Anfrage mit. Die Situation in Leisnig durch bauliche Maßnahmen zu ändern, ist theoretisch möglich, aber nach Bönischs Worten von der DB Station & Service AG nicht geplant. Der Grund: „In Leisnig steigen täglich deutlich weniger als 1 000 Reisende in den Zug ein und aus.“ Diese Zahl sei für den Bund, der die Investitionen in die Infrastruktur tätige, aber der Schwellenwert für den stufenfreien Ausbau.

In einem Reisenden-Erfassungssystem registriert die Bahn, wieviele Passagiere sie täglich befördert. Daten daraus wurden ins Feld geführt, als es um die Abbestellung der Strecke zwischen Döbeln und Nossen ging. Grundlage waren Ermittlungen aus den Jahren 2009/10. Damals waren auf dem westlichen Streckenabschnitt zwischen Leipzig und Grimma noch 3 000 bis 1 800 Fahrgäste unterwegs, von dort bis Leisnig sank die Zahl der Fahrgäste auf knapp 600. In den Folgejahren waren die Zahlen teilweise noch niedriger. Zu einem Plus könnte es allerdings kommen, wenn die RB 110 nicht mehr in Döbeln endet, sondern es wieder weitergeht – idealerweise bis in die Landeshauptstadt. Dahingehende Bemühungen gibt es nach wie vor.

Doch was passiert solange, wenn ein Rollstuhlfahrer die Regionalbahn nutzen muss? „Für sie gibt es in Leisnig keine praktikable Lösung, den Bahnsteig 2 zu nutzen“, räumt Jörg Bönisch ein. Auch der Mobilitätsservice der DB könne da nicht helfen, da kein Personal vor Ort vorgehalten wird. „Wir würden bei Bedarf empfehlen, dass Reisende, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, den Bahnhof in Klosterbuch für einen Ein- und Ausstieg nutzen, sich gegebenenfalls bis dorthin bringen lassen.“