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Züchter will Schadenersatz für Pferdedrama

In den tödlichen Unfall sollen Wölfe verwickelt sein. Jetzt wird umso heftiger über deren Rückkehr diskutiert.

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© Arvid Müller

Von Marco Henkel

Es geht um nicht weniger als um seine Existenz. 70.000 Euro waren laut Peter Kunath die neun Pferde wert, die vergangene Woche bei dem schweren Autounfall auf der B 6 bei Diera-Zehren starben. Ein Gutachten, das zwei bis drei Wölfe dafür zumindest mitverantwortlich macht, gibt ihm etwas Hoffnung. „Ich werde mich deswegen demnächst mit dem hiesigen Wolfsbeauftragten in Verbindung setzen“, sagt er der Sächsischen Zeitung. Kunath ist mittlerweile davon überzeugt, dass Wölfe seine Pferde in Panik versetzten. Die gefundenen Spuren seien eindeutig. Er selbst hatte anfangs allerdings Zweifel, ob wirklich Wölfe im Spiel waren.

Damals äußerte er die Vermutung, dass andere Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine die Pferde erschreckt haben. Dennoch will er jetzt zunächst abwarten, ob die Beweise auch ausreichen, um Schadenersatz geltend machen zu können. „Das wäre die Rettung“, so Kunath.

Nachdem die Sächsische Zeitung in ihrer Freitagsausgabe von dem Gutachten berichtet hatte, gab es viele Reaktionen. Das Thema Wolf ist immer noch ein Reizthema. Andreas Vorrath von Bündnis 90/Die Grünen zweifelt die Seriosität des Gutachtens an, ohne es gesehen zu haben. „Damit soll einfach nur Stimmung gegen den Wolf gemacht werden. Die Jäger wollen erreichen, dass sie den Wolf endlich jagen dürfen“, vermutet er. „Sie haben Angst, dass sie nicht mehr so viel schießen können wegen des Wolfs.“ Vorrath kritisiert außerdem, dass die Gutachter nicht das offizielle Prozedere eingehalten und sich mit dem Wolfsbeauftragten des Landkreises Meißen in Verbindung gesetzt haben. „Es ist mehr als kurios, wenn zwei Laien so ein Gutachten machen“, sagt Vorrath, der selbst Jäger und Falkner ist. Auch Diplom-Biologe Sebastian Körner aus Spreewitz glaubt nicht, dass das Gutachten wirklich aussagekräftig ist. „Zudem ist es nahezu unmöglich zu beweisen, wovor sich die Pferde in jedem der beiden Fälle so erschreckt haben; und ob die von den ,Gutachtern‘ gefundenen Pfotenabdrücke von Wölfen oder großen Hunden stammen“, schreibt er in einem Leserbrief.

Einer, der an dem Gutachten beteiligten Personen widerspricht Vorrath entschieden. Das Gutachten sei von einem Biologen erstellt worden, der sich gut mit Wölfen auskenne. Auch der Wolfsbeauftragte sei von Anfang an informiert gewesen. „Wir wollen damit helfen, den Unfall aufzuklären. Schließlich sind dabei auch zwei Menschen schwer verletzt worden.“

Leser Harald Möbius aus Kaisitz bewegt etwas anderes. Er sieht die Tierbesitzer in der Pflicht. Sie müssten mehr Verantwortung übernehmen. „Dazu zählt natürlich, dass auch Pferdebesitzer ihre Tiere ordnungsgemäß sichern und nachts einstallen.“ Wer das nicht tue, handle grob fahrlässig. „Auch ich als Hundehalter muss mein Tier sichern und versichern und bin voll verantwortlich.“ Ähnlich sieht es Facebook-Userin Claudia. „Da muss der Bauer seine Pferde besser schützen. Ist doch prima, dass die Wölfe wieder da sind.“ Genau wie sie freuen sich viele über die Rückkehr des Wolfes. So auch Ralf Sommer: „Top-Sache, dass die wieder da sind. Gehören halt in unser Land, und wer es scheiße findet, soll in die Stadt ziehen.“

Doch auch unter den Internetnutzern gibt es kritische Stimmen. Udo Schrepel schreibt etwa auf Facebook: „Ich verstehe den Sinn nicht, warum man diese Raubtiere wieder ansiedeln muss. Jahrhunderte haben Menschen gekämpft, diese auszurotten. Das hatte sicher Gründe!“

„Weg mit den Wölfen!“, fordert auch Theo Dahm in seinem Kommentar auf SZ-online. „In Anbetracht solcher Nachrichten kann doch niemand mehr in der Natur spazieren. Den Beteuerungen der Wolfsschützer, die scheuen Wölfe seien völlig harmlos, kann man angesichts solcher Nachrichten jedenfalls keinen Glauben schenken. Macht endlich dem in Sachsen grassierenden Wolfswahn ein Ende“, schreibt er.