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Zum 1000. Geburtstag sind die Stadträte gefragt

Das Familienbüro hat heute sein rundes Jubiläum und braucht dringend Geld. In den nächsten 1 000 Tagen will es vor allem noch viel bekannter werden.

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© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

1 000 Tage Familienbüro: Ein solches Jubiläum muss einem erstmal auffallen. „Wir haben eher zufällig bemerkt, dass wir auf diese Zahl zusteuern“, sagt Steffen Müller, der einzige im Team, der von Anfang an dabei ist. Doch wie es der Zufall will: Just am heutigen Donnerstag, wenn die 1 000 Tage voll sind, tagt der Stadtrat. „Wir nutzen das Jubiläum, um die Räte auf uns aufmerksam zu machen“, sagt der 46-Jährige. Der Vorstand des Trägervereins Görlitz für Familie hat Briefe gebastelt, die alle Stadträte heute auf ihren Tischen finden werden – mit einem Spendenaufruf. Anlässlich 1 000 Tagen sollen mindestens 1 000 Euro zusammen kommen. Der Betrieb des Familienbüros kostet 85 000 Euro im Jahr, zuzüglich der vielen eigenfinanzierten Kleinprojekte. Die Stadt schießt 70 000 Euro pro Jahr zu. „Den Rest müssen wir über andere Fördertöpfe sowie aus Spenden zusammen bekommen“, sagt Sandra Stibenz, die genau wie Tina Bernert seit vorigem Jahr dabei ist.

Das Hauptproblem des Trios: Noch längst nicht jeder Görlitzer kennt das Familienbüro am Demianiplatz 7, gegenüber vom Theater, oder auch: zwischen Annenschule und Obermarkt. Es dient als Anlaufstelle für Familien, die Fragen haben. Das können alle sein: Von der jungen Mutter, die einen Kita-Platz sucht, über die Neu-Görlitzer, die sich in Görlitz noch nicht so gut auskennen, bis hin zur Oma, die Probleme beim Ausfüllen eines Behördenbriefes hat. „Familie sind alle Generationen, also auch Senioren“, betont Sandra Stibenz. Um bekannter zu werden, wollen sie in den nächsten 1 000 Tagen viel mehr in die Stadtteile gehen, sich an Schulen vorstellen, bei Kinder- und Familienfesten dabei sein. „Damit haben wir voriges Jahr schon angefangen, wir wollen das jetzt weiter intensivieren“, sagt Tina Bernert.

In den 1 000 Tagen hat das Familienbüro 2 950 Anfragen erhalten, also im Durchschnitt drei pro Tag. Die Zahl ist seit dem ersten Jahr fast konstant, eine minimale Steigerung gibt es. Neben der Beratung haben sich auch Projekte bewährt, die es auch schon vor der Eröffnung des Familienbüros gab, etwa Familienfest, Elternwerkstatt und kostenlose Elternbriefe. Auch neue Ideen wie der Kinderstadtplan oder das Projekt Elchstark laufen sehr gut. „Es gab in den Jahren kein einziges Projekt, das wir aufgeben mussten, weil es nicht angenommen wurde“, sagt Steffen Müller stolz.

Im Gegenteil: Es kommt immer mal etwas Neues hinzu. Demnächst läuft die Behindertenberatung an, für die aber noch nicht alle Details geklärt sind. Sicher ist schon, dass das Angebot unabhängig sein wird: Es steht kein Träger dahinter, der selbst Leistungen erbringt. Dafür gibt es jetzt auch eine Stellenausschreibung.

Apropos Stellen: Seinen größten Rückschlag erlebte das Familienbüro, als die beiden ursprünglichen Kolleginnen von Steffen Müller im Januar 2017 gleichzeitig schwanger wurden. So mussten beide Stellen neu besetzt und die neuen Mitarbeiterinnen gut eingearbeitet werden. „Das hat nahtlos geklappt“, sagt Steffen Müller. Eine der Frauen, Lisa Bail, kehrt nach der Elternzeit Ende 2018 ins Familienbüro zurück. Tina Bernert muss dann Platz machen, aber nicht komplett: „Als ehrenamtliche Mitarbeiterin bleibe ich dem Büro erhalten.“ Aktuell aber hofft das Trio erst einmal auf die Spendenaktion für mindestens 1 000 Euro. Nicht nur Stadträte dürfen sich beteiligen.

Spendenkonto: IBAN DE52 8505 0100 3100 0183 88, BIC: WELADED1GRL, Kontoinhaber: Görlitz für Familie e.V.