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Zum 101. Geburtstag ins Landskronmuseum

Fritz Wolf ist weiterhin gut drauf: „Soll dir ein langes Leben winken, musst täglich du ein Landskron trinken.“

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanß

Fritz Wolf erinnert sich. An seine Zeit, als er bei der Landskronbrauerei arbeitete, an die Namen der Dörfer, über die er zusammen mit Ziehsohn Frank Meuer und Schwiegertochter Petra gefahren wird. „Mengelsdorf. Königshain – das kenne ich doch noch“, sagt er lächelnd. Jetzt sitzt er nach der Fahrt zufrieden für ein halbes Stündchen im Museum. Freut sich über die private Sammlung von Hunderten Lands-kronartikeln. Das private Museum befindet sich in Kunnersdorf und wird von Andreas Paul betrieben.

Für Fritz Wolf ist das ein ganz besonderer Geburtstagsausflug. Es ist kaum zu glauben, wenn man in sein beinahe faltenloses Gesicht mit den wachen Augen schaut: Er erblickte 1914 das Licht der Welt. Gestern ist er 101 Jahre alt geworden. Und wohnt seit dem Frühjahr in Reichenbach im Pflegeheim. „Bis weit über seinen 100. Geburtstag hinaus war Vater noch ziemlich selbstständig“, erzählt Frank Meuer. In Görlitz, wo er geboren wurde, lebte er bis vor Kurzem noch in der eigenen Wohnung. Frank Meuer und seine Frau besuchten den Vater oft. Nun haben die Reichenbacher kürzere Wege, machen immer wieder zusammen im Fahrzeug mit dem Freund der Familie, Maik Sembdner, gemeinsame Ausflüge in der Umgebung.

Auch wenn das Laufen am Stock langsam voran geht, die Stimme leiser wird und die Ohren nicht mehr so gut hören, ist Fritz Wolf für sein hohes Alter nicht nur ziemlich fit, sondern ihm sitzt der Schalk im Nacken. „Soll dir ein langes Leben winken, musst täglich du ein Landskron trinken“, ruft er beim Zuprosten auf der Terrasse im Schöpstal. Im Museum wird ihm dann seine Lieblingsbiersorte kredenzt. Die gab es bis zum 100. Geburtstag jeden Tag. Und zwar in Maßen: Ein halbes kühles Blondes zum Mittag und zum Abendbrot. Auch im Pflegeheim muss er darauf nicht verzichten. Doch Kakao ist nun sein zweiter Getränkefavorit geworden.

Fast 25 Jahre arbeitete Fritz Wolf bei Landskron in der Materialwirtschaft, bis 1979. Dann kam die Rente. Manche Erinnerungen an die Arbeit blieben. An die Dienstreisen zum Beispiel. „Ich habe viele Menschen im Laufe meines Lebens kennengelernt.“ Im Museum werden Erinnerungen wach an die Biersorten und -untersetzer, die Gläser, die es schon zu DDR-Zeiten in den Gaststätten gab. Eine Gaststätte war es auch, in der Fritz Wolf und sein Zwillingsbruder das Licht der Welt erblickten. „Zur Kreisbahn“ hieß das Görlitzer Lokal. Die Eltern lebten und arbeiteten hier. Drei Jungs gab es bei Familie Wolf. Zwillingsbruder Hans wurde 86 Jahre alt, der acht Jahre ältere Bruder Kurt starb wenige Wochen vor seinem 106. Geburtstag.

Ein bisschen staunt Fritz Wolf über sein gesegnetes Alter. Ob das an den guten Genen der Familie liegt? Auch die Eltern, so erzählt er, wurden weit über 80 Jahre. Zu damaligen Zeiten ebenfalls eine Besonderheit. Doch viele Gedanken macht sich der Görlitzer nicht darüber. Vielmehr genießt Fritz Wolf den Ausflug, ist dankbar, dass seine Familie für ihn da ist. Denn sein Geburtstagswunsch vom Vorjahr erfüllte sich. Da sagte er: „Eine friedliche Zeit soll das werden und eine schöne kleine Feier im engen Familienkreis.“

Der Museumschef überreicht noch einen Strauß Rosen, bevor Fritz Wolf mit seinen Lieben ins Markersdorfer Gasthaus „Zur Brauerei“ eingeladen wird. Und weil der 101. Geburtstag ja ein ganz besonderer Tag ist, gibt es ein zusätzlichen Glas seines geliebten Landskron-Biers.