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Zum Umgebindehaustag auf Tour

In Obercunnersdorf und anderen Orten gab es am Sonntag vieles zu bestaunen. Auch ganz junge Leute begeistern sich für die traditionellen Häuser.

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© Matthias Weber

Von Andreas Herrmann

Obercunnersdorf. Bei Konditormeister Thomas Brumme sind zum Tag des offenen Umgebindehauses gestern deutlich mehr Kunden als sonst gewesen. An einem normalen Sonntag kommen die Einheimischen bis gegen zehn Uhr in seiner Konditorei in Obercunnersdorf Semmeln holen. Am Sonntag aber gingen Eierschecke und bei dem warmen Wetter auch Obsttorten schon am frühen Vormittag über die Bäckereitheke. Viele der Besucher blieben dann auch noch ein ganzes Weilchen in der gemütlichen Gaststube des vor rund 250 Jahren errichteten Hauses, in dem sich schon früher einmal eine Fleischerei mit Gaststube befunden hat. Dies ist auch heute noch ein bautechnischer Vorteil, denn dadurch ist die Decke bei Brummes schon vom Original-Bauzustand her immer etwas höher gewesen.

Noch mehr in Richtung Superlative in Sachen Umgebindehaus-Innenausstattung geht die Kaffeekannen-Sammlung in der Gaststube. „Ursprünglich haben wir nur unsere noch aus Großmutters Zeiten stammenden Kannen auf die hoch angelegten Regale gestellt. Dann aber kamen immer mehr Leute und brachten noch zusätzlich welche“, beschreibt Mutter Bärbel Brumme den Aufbau der Sammlung. Einfache Kannen neben einigen wirklich wertvollen und fein mit Blumenmustern bemalten Stücken aus Porzellan stehen hier. Dabei ist Malerei auch ein bisschen das Hobby von Bärbel Brumme. Zwar nicht an Kaffeekannen – aber sie hat die schön verzierten Fensterläden im Café selbst bemalt und auch an einigen anderen Details im Haus ist ihre malerische Handschrift zu sehen. Ansonsten lag beim Bau des Cafés an der Hauptstraße auch vieles andere in Familienhand, denn Vater Brumme ist Bauhandwerker und hat sein ganzes praktisches Wissen hier eingebracht. Bescheiden sind die Brummes trotzdem geblieben. „Die Blockstube ist ja sowieso vorgegeben und die ist an sich schon schön“, sagt Bärbel Brumme. In das fünfte Jahr geht das Café jetzt und fast mit zur Belegschaft gehört Sarah Jung. Sie ist Schülerin der 10. Klasse am Herrnhuter Gymnasium und verdient sich hier als Kellnerin etwas zum Taschengeld hinzu. „Umgebinde hat schon etwas“, meint sie und berichtet, dass sie auch selbst in so einem Haus wohnt. Auch während der bevorstehenden Ferien wird sie wieder hier arbeiten. Nicht nur bei Brummes, auch andernorts gab es so wie in jedem Jahr zum Umgebindehaus-Tag vieles zu bestaunen. Darunter zum Beispiel für die Kinder das Angebot eines Bildhauers aus Kittlitz, sich selbst mit Hammer und Meißel am Sandstein auszuprobieren. Dass auch die Biene zur Umgebindehauslandschaft gehören kann, machte Vlastimil Bryl aus dem tschechischen Raspenava (Raspenau) deutlich. Er bot Isergebirgs-Honig an. Der Tscheche war am Wochenende das dritte Mal in Obercunnersdorf, nach Kartoffelfest und Adventsmarkt. Doch nicht nur Tschechen kommen zunehmend nach Obercunnersdorf. Auch viel weit gereistere Besucher sieht der Ort immer mehr, zum Beispiel auch aus den USA und aus Australien.

Helga Grafe von der Tourist-Information Obercunnersdorf war zufrieden. Die ersten Besucher seien schon vor zehn Uhr da gewesen. Radler kamen, Gäste aus Tschechien, Touristen, die in Obercunnersdorf Urlaub machen oder woanders in der Gegend bis nach Zittau. Aber auch für Einheimische ist der Tag des offenen Umgebindehauses interessant. Denn im Ort selbst sind mehrere dieser Häuser im Umbau. Da gab es Tipps direkt vor Ort für Nachahmer.