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Zurück ins Mittelalter

Sachsens größter Naturmarkt „Flora et Herba“ präsentiert seine elfte Auflage – stilecht und mit vielen Mitmach-Aktionen.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Frauenhain. Als Falkner Christian Siegert seinen Steinadler Shila in die Höhe reckt, dauert es nur Sekunden, bis sich eine Menschentraube bildet. Der imposante Vogel ist mit seiner Flügelspannweite von über zwei Metern schon von Weitem zu erkennen, jetzt wollen ihn alle hautnah erleben; sein Gefieder durchstreifen und ihn auf der Schulter haben. Während Siegert den Vogel präsentiert, machen die umsitzenden Eulen lauthals auf sich aufmerksam. Auch sie wollen im Mittelpunkt stehen.

Die Wikinger von der Schaukampftruppe „Horden aus dem Norden“ binden die Besucher in ihre Inszenierung eines Wikingerkampfes ein und lassen die Langäxte schwingen.
Die Wikinger von der Schaukampftruppe „Horden aus dem Norden“ binden die Besucher in ihre Inszenierung eines Wikingerkampfes ein und lassen die Langäxte schwingen. © Sebastian Schultz
Zu Flora et Herba gehören vor allem die Produkte der Natur.
Zu Flora et Herba gehören vor allem die Produkte der Natur. © Sebastian Schultz
Lehrerin Sabine Dennert testet die Kalligrafie mit Feder und Tinte für ein Projekt in ihrer Schule.
Lehrerin Sabine Dennert testet die Kalligrafie mit Feder und Tinte für ein Projekt in ihrer Schule. © Sebastian Schultz
Besonders großen Anklang finden handgemachte Arbeiten.
Besonders großen Anklang finden handgemachte Arbeiten. © Sebastian Schultz
Während die Besucher des Naturmarktes genüsslich ein Eis schlecken, schwitzt der Schmied bei seiner Arbeit am Feuer.
Während die Besucher des Naturmarktes genüsslich ein Eis schlecken, schwitzt der Schmied bei seiner Arbeit am Feuer. © Sebastian Schultz

Doch das ist schwer auf dem Naturmarkt Flora et Herba. Auch in der elften Auflage hält die Veranstaltung zahlreiche Höhepunkte bereit. Unter dem Motto „Lebendiges Mittelalter“ präsentieren sich vergangenen Sonntag insgesamt 120 Händler und Aussteller.

Vor allem die Aktionsstände sorgen für viel Aufsehen. Die Besucher können sich selbst ein Holzschwert zimmern, Papier schröpfen oder auf Pferd und Esel reiten. Dazu gibt es Kesselgulasch oder Brot aus dem Steinofen. Die Beteiligten versuchen alles, um die Erfolgsserie von Flora et Herba fortzuschreiben.

Am Besten mit Feder und Tinte. Diese Art des Schreibens steht an sechs Holzpulten im Fokus. Besucher aller Generationen testen die mittelalterliche Schreibausrüstung. Auch Sabine Dennert ist dabei, die Lehrerin ist sozusagen zu Forschungszwecken gekommen. An ihrer Schule soll demnächst ein Schreibprojekt mit Feder und Tinte anstehen.

Während sie die Feder auf das Blatt drückt, sind laute Schreie und dumpfe Aufschläge zu vernehmen. Die Schaukampfgruppe „Horden aus dem Norden“ präsentiert auf der Frauenhainer Insel nicht nur das Aussehen von Wikingerkleidung, sondern stellt auch die Waffen vor und inszeniert Schaukämpfe. Die Besucher erfahren, wie sie ein Schutzschild richtig einsetzen, und warum ein Schutzwall eine besonders effektive Verteidigungsart ist. Todesmutig recken zwei ältere Herren ihre Schutzschilder in die Höhe, wenig später donnern die Langäxte der Wikinger auf sie herab.

Die Krieger sind jedoch nicht die einzigen Marktteilnehmer in historischen Kostümen, fast alle Händler tragen epochengerechte Kleidung. Das Ambiente passt, das Wetter auch. Im Vorjahr hatten Wind und Regen die Stimmung getrübt. Diesmal ist die Natur dem Markt, der ihrer huldigt, positiv gestimmt. Bei strahlendem Sonnenschein schlendern Tausende Besucher mit Schweißtropfen auf der Stirn, aber einem Lächeln im Gesicht über die Frauenhainer Insel.