Bischofswerda
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Zwei Berufsschulen unter einem Dach

Von medizinischen Berufen bis zur Metallausbildung ist vieles in Bischofswerda möglich. Jetzt unter besseren Bedingungen.

Von Ingolf Reinsch
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Claudia Schmidt (stehend) demonstriert mit Lisa-Marie, die an der Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe zur Ergotherapeutin ausgebildet wird, einen Handgriff der Physiotherapie. Schulleiterin Evelin Naupert (l.) sieht zu.
Claudia Schmidt (stehend) demonstriert mit Lisa-Marie, die an der Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe zur Ergotherapeutin ausgebildet wird, einen Handgriff der Physiotherapie. Schulleiterin Evelin Naupert (l.) sieht zu. © Steffen Unger

Bischofswerda. Zwei Berufsschulen in einem Haus: Das Bildungszentrum Lausitz des Bildungswerkes der Sächsischen Wirtschaft (BSW) mit der Berufsschule für Hauswirtschaft und die Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe (BMS) haben ihr neues, gemeinsames Gebäude in Bischofswerda bezogen. Der in den vergangenen Monaten sanierte Zweigeschosser an der Neustädter Straße ist das einzige Haus, das vom ehemaligen Fortbildungswerk stehen bleibt. Alle anderen Gebäude sollen nach den Plänen des Immobilieneigentümers, einer Weimaer Gesellschaft, abgerissen werden. Sie will so Baufreiheit schaffen, um an der parallel verlaufenden Süßmilchstraße einen Verbrauchermarkt mit den dazugehörenden Parkplätzen zu errichten. Die Vorbereitungen laufen.

Während der künftige Netto-Markt, dessen Eröffnung durch die Handelskette für das Jahr 2020 anvisiert wird, noch Zukunftsmusik ist, sind die beiden Bildungseinrichtungen schon seit einigen Jahren an der Neustädter Straße präsent. An diesem Freitag stellen sie sich bei einem „Tag der offenen Tür“ der Öffentlichkeit vor und informieren über ihre Ausbildungsangebote und die Lehrbedingungen, die sich mit dem Umzug verbessert haben.

Neue Bildungsangebote

Berufsaus- und -weiterbildung an der Neustädter Straße hat eine lange Tradition – erst im Rahmen des Mähdrescherwerkes, später im Fortbildungswerk. Das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft knüpfte an diese Traditionen an, als es im Februar 2013 sich am Standort Bischofswerda ansiedelte. Seit dem Jahr 2016 gibt es das Bildungszentrum Lausitz mit Sitz in Bischofswerda. Es entstand aus dem Zusammenschluss der Bildungszentren Bautzen und Bischofswerda. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes war, dass Bischofswerda der geeignetere Standort insbesondere für die dem Bildungszentrum angeschlossene Oberlausitzer Berufsschule für Hauswirtschaft ist, sagt Karin Haschke, die Leiterin der Einrichtung.

Das neue Gebäude bietet neue Möglichketen. Das BSW nutzt sie durch weitere Bildungsangebote. So wird mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres die Verbundausbildung Metall angeboten. Zielgruppen sind Unternehmen der Industrie, des Handwerks sowie des Dienstleistungssektors. In der Verbundausbildung werden im Rahmen der Auftragsausbildung Abschnitte der Berufsausbildung außerhalb des eigentlichen Ausbildungsbetriebes realisiert. Dabei geht es unter anderem um Berufe wie Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker und Fachkraft für Metalltechnik.

Neu kommt ebenfalls eine Teilqualifizierung für Menschen ohne Berufsabschluss hinzu, die bereits in einer Firma beschäftigt sind. Entsprechend der Breite des Bildungszentrums sind Qualifizierungen in den Bereichen Metall, Hauswirtschaft, Holz, Farbe und Raum sowie in kaufmännischen Berufen möglich. Angeboten werden darüber hinaus Umschulungen zu Industriekaufleuten und Kaufleuten für Büromanagement sowie Lehrgänge zur Ausbilder-eignungsprüfung. Zudem ist das Bildungszentrum im Rahmen von Projekten des Europäischen Sozialfonds (ESF) in die Arbeit mehrerer Schulen eingebunden. An der Schule zur Lernförderung in Bischofswerda unterstützt es die Berufsberatung, an der 1. Oberschule Kamenz und der Ernst-Rietschel-Oberschule Pulsnitz stellt es jeweils einen Praxisberater, und an der Grundschule Süd in Bischofswerda ist ein Integrationsassistent tätig.

Schulen öffnen ihre Türen

Im September 2017 siedelte sich auch die in Hoyerswerda ansässige Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe mit einer Zweigstelle am Standort Neustädter Straße an und bildet dort seitdem Ergotherapeuten und seit September 2018 auch Physiotherapeuten aus. In beiden Fachrichtungen dauert die Ausbildung drei Jahre, sodass im Sommer 2020 die ersten in Bischofswerda ausgebildeten Ergotherapeuten ihre Staatsexamen ablegen werden. Dabei kann man auf den langjährigen Erfahrungen aufbauen, die in Hoyerswerda gesammelt wurden. Schon 1992 wurde dort die BMS als Fachschule und Berufsfachschule in freier Trägerschaft gegründet.

Den Umbau des Gebäudes finanzierte der Immobilieneigentümer. Beide Bildungsgesellschaften investierten zudem jeweils einen sechsstelligen Betrag in die Ausstattung ihrer Räume. Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) hatte nach seiner Wahl 2015 dafür geworben, dass die Standortwahl des BSW für sein Lausitzer Bildungszentrum auf Bischofswerda fällt. Jetzt erklärte er: „Ich bedanke mich bei beiden Firmen, dass sie dafür sorgen, dass Bischofswerda ein Bildungsangebot von Grundschule bis Berufsschule anbieten kann. Die zusätzliche Investition in Technik und Ausbildungsangebote ist ein klares Zeichen für den Standort Bischofswerda.“

Beide Schulen befinden sich an der Neustädter Straße 12. Die Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe präsentiert sich am 6. September von 10 bis 18 Uhr, das Bildungszentrum Lausitz des Bildungswerkes der Sächsischen Wirtschaft ab 14 Uhr.