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Zwei, die sich vertrauen

Teichs aus Großharthau führen ein Familienunternehmen. Und verlassen sich auch bei langer Krankheit aufeinander.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Andreas Teich ist Perfektionist. Was er macht, macht er richtig. Ein Profi im Fensterbau. Wenn er Maß nimmt, sitzen später Fenster haargenau. Andreas Teich führt seit 25 Jahren sein Unternehmen Kmoch & Teich GmbH in Großharthau. Er vertraut auf sich und seine Fähigkeiten. Umso schwieriger war es für ihn, als er jetzt noch mehr als sonst anderen vertrauen musste. Eine Schulterverletzung hat ihn in den vergangenen Wochen quasi außer Gefecht gesetzt. Für einen wie ihn, der tagtäglich mit beiden Händen arbeitet und als Selbstständiger keine Überstunde scheuen darf, keine einfache Situation. Und auch nicht für seine Frau Bärbel, die ihren Mann als einen kennt, der jede Anfrage eines Kunden noch irgendwie möglich machen will. Auch wenn der Terminkalender eigentlich schon voll ist. Doch die Operation konnte nicht hinausgeschoben werden. Andreas Teich kann nicht ohne eine gesunde Schulter. „Also habe ich meinen Mann so gut es ging vertreten“, sagt Bärbel Teich, die, wie ihr Mann auch, 50 Jahre alt. Für sie, die sonst im Büro sitzt, mit Kunden am Telefon spricht, Angebote und Rechnungen schreibt und sich um sämtliche Belange der Mitarbeiter kümmert, eine ganz neue Erfahrung. Ihr Mann konnte weder Auto fahren, noch Aufmaße fertigen. Sein Arm war unbeweglich verschient. „Also habe ich meine Frau in den Umgang mit dem Messgerät eingewiesen“, sagt Andreas Teich. Sie lernte schnell, musste sie auch. Ein gründliches Aufmaß ist für den Perfektionisten Andreas Teich entscheidende Voraussetzung dafür, um später die richtigen Fenster, Türen, Tore, Rollläden oder Fensterläden zu bestellen und beim Kunden exakt einzubauen. Gute Leistung und zufriedene Kunden sind sein Anspruch, sagt er.

Acht Wochen lang begleitete ihn seine Frau bei der Arbeit. Er gab Anweisungen, sie führte sie aus. „Natürlich muss es in einem Unternehmen auch bei Krankheit weitergehen, gerade in einem so kleinen wie unserem. Ich habe da ja auch eine große Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber“, so Andreas Teich. Mit Frau und Sohn Marcus sind alle Teichs in der Firma beschäftigt, dazu mit Steffen Kluger und Mario Eisner noch zwei erfahrene Mitarbeiter. „Steffen Kluger ist seit 25 Jahren bei uns. Da können wir ja nicht so viel falsch gemacht haben“, sagt Andreas Teich und lächelt. Das Jubiläum zu Jahresbeginn hängte er nicht an die große Glocke. Das ist nicht seine Art. Die Teichs sind leise stolz, dass es immer bergauf ging in den vergangenen Jahren und gerade jetzt sehr viele neue Kunden zur Firma finden. „Wir profitieren von der Nähe zu Dresden und der Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Andreas Teich. Er muss nicht laut aussprechen, dass sich Qualität und Verlässlichkeit auszahlen und auf Baustellen herumsprechen. „Neue Fenster sind sehr langlebig, die kauft man nur einmal. Deshalb ist es immer wieder eine besondere Herausforderung, neue Kunden zu gewinnen“, so Andreas Teich.

Richtige Entscheidungen getroffen

1991 begannen Volker Kmoch und Andreas Teich gemeinsam als Team, zunächst vor allem als Subunternehmer für eine Fensterbaufirma in Zeiten des Aufbruchs und Baubooms nach der Wende. Volker Kmoch war Tischler, Andreas Teich hatte Maschinenanlagenmonteur im Fortschrittwerk gelernt. Das passte. „Wir bauten wie am Fließband Fenster ein“, sagt Andreas Teich. „Wir bewiesen in dieser Zeit sehr viel Durchhaltevermögen und trafen Entscheidungen, die langfristig richtig waren.“ Recht bald hatten sie eigene Auftraggeber und wurden die Büroräume in Demitz und der heimische Schreibtisch in Großharthau zu klein. Also wurde der Firmensitz 1994 nach Großharthau verlegt, zunächst in einen einfachen Bürocontainer neben dem Wohnhaus. 1995 stieg Bärbel Teich als Mitarbeiterin ins Unternehmen ein. 2003 dann investierten Teichs mutig, bauten ein vorhandenes Gebäude auf ihrem Grundstück an der Dresdener Straße zum großzügigen Bürogebäude um und errichteten eine Werkstatt neu. Teichs – allen voran Sohn Marcus – haben sich zusätzlich auf die Herstellung von Rollläden und Insektenschutz spezialisiert. Sie sind breit aufgestellt, für sämtliche Öffnungen, die es in einem Haus gibt. Sie vertrauen auf langjährige Zulieferer. Teichs sind Partner im Neubau und für weitaus aufwendigere Sanierungen älterer Gebäude. Nach dem Rückzug von Volker Kmoch, der heute den Gasthof in Demitz führt, managen sie die Firma als Familienunternehmen.

Gerade klingelt das Telefon. Andreas Teich hetzt hin. Er will niemanden warten lassen. Die Schulter ist inzwischen wieder heil, der Chef kann wieder anpacken. Ehefrau Bärbel sitzt ihm im Büro mit der tollen Aussicht auf das grüne Großharthau gegenüber. Sie achtet darauf, dass ihr gemeinsames Leben neben der Firma nicht zu kurz kommt. Gemeinsam tanzen sie. Sie geht zum Sport, er auf die Jagd. In der Ruhe des Waldes kann Andreas Teich richtig abschalten, sagt er. Und schreibt den gerade vereinbarten Termin in seinen vollen Kalender.