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Zwei Ludwigs am 15. Meridian

Ludwigsdorf hat einen Namensvetter in Namibia. Der Heimatverein entführt mit einem Vortrag dahin. Und hat noch mehr vor.

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© privat

Von Ralph Schermann

Kennen Sie Ludwigsdorf? Klar doch. Es liegt an den steilen Hängen der Erosberge, und ein Bergrücken trennt Ludwigsdorf vom Avis-Damm. Zu erreichen ist der kleine Ortsteil gut über die B 6.

© SZ-Grafik

Wer jetzt denkt, das wäre ein vorgezogener Aprilscherz, der irrt. Denn tatsächlich gibt es nicht nur den Görlitzer Ortsteil Ludwigsdorf an der Neiße, sondern auch einen ebenso heißenden Ortsteil in der namibischen Hauptstadt Windhoek. Dass auch diese an einer Bundesstraße 6 liegt, ist ebenso Zufall wie der Namensursprung. In Namibia geht er auf John Ludwig zurück, dem Gründer von Klein Windhoek, der dort als Einwanderer 1892 das Restaurant „Ludwigslust“ eröffnete. Seine Grabstätte ist heute ein Nationaldenkmal – und Ludwigsdorf das teuerste Wohnviertel in Windhoek. Hier haben auch zahlreiche Botschaften ihren Sitz.

Noch eins eint die beiden Ludwigsdorfs: Will man vom einen zum anderen, müsste man immer den 15. Meridian entlang reisen. Das geht freilich nur per Luftlinie, darum haben die Görlitz-Ludwigsdorfer Brüder Heiko und Peter Hildebrand ein anderes Verkehrsmittel gewählt. „Mit dem Rennrad durch den Norden Namibias“ heißt ihr reich bebilderter Vortrag, den sie am 11. Februar, 19 Uhr, im „Alten Konsum“ an der Ecke Schulgasse/Neißetalstraße halten werden. „Wir berichten aus einem Land starker Kontraste, von riesigen Savannen, subtropischen Wäldern und endlosen Wüsten“, kündigen die Brüder an und erklären auch „Ludwigs Spuren“: Das Land, doppelt so groß wie Deutschland, wurde 1883 als deutsches „Schutzgebiet“ bezeichnet und blieb bis Ende des 1. Weltkrieges eine deutsche Kolonie unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika.

Mit dem Ortsnamenspartner als Vortrag hat der Heimatverein Ludwigsdorf/Ober-Neundorf wieder einen besonderen Knüller auf seinem Jahresprogramm. Für den kleinen Görlitzer Ortsteil ist das Angebot 2017 ungewöhnlich vielseitig und reichhaltig. „Es kommen ja auch immer mehr Besucher zu unseren Veranstaltungen“, sagt Mario Conrad vom Verein, und damit meint er weder nur die Bürger des eigenen Ortes noch die Gäste, die bei den zum jährlichen Ereignis herangewachsenen Kürbismeisterschaften anreisen.

Den Auftakt indes bildet durchaus ein eher interner Rahmen. Der Bildvortrag „Blickwinkel im Wandel der Zeit“ am Freitag, dem 20. Januar, 19 Uhr, ist ein Nebenprodukt des für 2017 von Kerstin Hildebrand herausgegebenen Dorfkalenders. „Da es noch viele weitere Blickwinkel aus Ludwigsdorf und Ober-Neundorf gibt, die im Kalender keinen Platz fanden, wollen wir diese bei einem Vereinsabend zeigen“, erklärt Mario Conrad. Regelmäßig weitergeführt wird zudem der Spieleabend des Heimatvereins an jedem ersten Freitag im Monat. „Erstmals aber werden wir ihn dieses Jahr bereits ab 17 Uhr beginnen, um einen Familienbesuch mit Kindern zu ermöglichen“, lautet die Neuerung dabei. Erfüllt werden noch weitere Bürgerwünsche, zum Beispiel nach Verkehrsteilnehmerschulungen im Herbst oder nach Gartentipps zum Thema Streuobstwiese. Dazu lädt der Verein einen Referenten der Landesstiftung Natur und Umwelt ein. „Zurzeit sind wir auf Terminsuche“, sagt Conrad.

Überhaupt sucht der rührige Verein immer wieder kompetente Gäste für seine Programmgestaltung. Er fand sie auch beim Landschaftspflegeverband Oberlausitz und vereinbarte für Oktober eine komplexe Darstellung über „Die Rückkehr des Bibers in die östliche Oberlausitz.“ Und wenn es am 8. April, ab 19 Uhr, heißt, „Schnecken – die (un)bekannten Weichtiere“, ist es dem kleinen Verein auch gelungen, das Senckenberg Naturkundemuseum Görlitz zu gewinnen. „Dabei geht es um das verborgene Leben der Schnecken, ihre Rolle im Ökosystem und ihr zwiespältiges Verhältnis zum Menschen. Wer sind diese Lästlinge im Garten und wie geht man mit ihnen am besten um?“ All das und noch viel mehr will Dr. Heike Reise vermitteln und dabei auch das „bizarr anmutende Paarungsverhalten“ nicht auslassen.

Und da Ludwigsdorf/Ober-Neundorf in seinem Heimatverein allerlei Reiselustige vereint, wird auch Mario Conrad selbst einen Abend gestalten. Die Görlitzer sind eingeladen, ihn zu begleiten ins „goldene Land“, das frühere Birma und Burma und jetzt Myanmar. „Unter Buddhas Augen“, nennt der Vereinssprecher seinen Vortrag, in dem er den aus 130 verschiedenen Völkern bestehenden Staat im Südosten Asiens vorstellen will. Am bekanntesten ist Myanmar durch die riesige Shwedagon-Pagode, die weitläufigen Anlagen von Bagan mit ihren über 2 000 Tempeln, die Goldschläger aus Mandalay sowie die schwimmenden Gärten des Inle-Sees.

„Ich will Ihnen ein faszinierendes Land vorstellen, das noch in den touristischen Kinderschuhen steckt, und möchte Einblicke geben in die dort herrschende Kultur, will dabei aber auch die bestehenden Probleme mit ansprechen“, sagt Mario Conrad. Alle Interessenten können sich das im Kalender vormerken: Am 18. März, 19 Uhr, ist Gelegenheit, mehr zu erfahren.

Der Eintritt zu den Vorträgen im Vereins- und Seminarhaus „Alter Konsum“ Ludwigsdorf ist frei. Spenden zur Aufrechterhaltung des Vereinshauses sowie der Vereinsarbeit werden jeweils dankend entgegengenommen.

Ludwigsdorfer Kürbisse

Legendär sind seit Jahren schon die Kürbiswettbewerbe. Dazu zählen auch die Ausgestaltungen im Ort und nach den Meisterschaften dann das traditionelle Kürbisschlachten.

Diesmal gibt es die 9. Offene Sächsische Kürbismeisterschaft mit Züchtern aus vielen Bundesländern.

Allerdings fällt die diesjährige Bundestagswahl möglicherweise auf den sonst üblichen Wiegetermin (letzter Sonntag im September). Deshalb steht noch kein konkretes Datum fest. „Wir werden die Termine rechtzeitig bekanntgeben“, bittet Mario Conrad vom Heimatverein um Verständnis.