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Zwei Männer gestehen Brandanschlag

Den Zündlern vom Meißner Flüchtlingshaus drohen lange Haftstrafen. Sie wollen stark betrunken gewesen sein.

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© SZ

Von Jürgen Müller

Dresden/Meißen. Die Polizei holt den Bauunternehmer an jenem Juni-Sonnabend vorigen Jahres kurz nach Mitternacht aus dem Bett. Sein Haus Rauhentalstraße 14 in Meißen, das er vor gut drei Jahren von der Stadt gekauft und für 450 000 Euro saniert hatte, steht in Flammen und der Unternehmer unter Schock. „Mir war sofort klar, dass das ein gezielter Anschlag war. Anzeichen dafür gab es ja genug“, sagte der 58-Jährige am Dienstag vor der 14. Großen Strafkammer des Landgerichts Dresden als Zeuge aus. Dort müssen sich die beiden Meißner Eric P. und Daniel Z. wegen schwerer Brandstiftung und Sachbeschädigung verantworten. In dem Haus sollten Asylbewerber wohnen.

Die Asylbrandstifter sind öffentlichkeitsscheu. Mit Deckeln von Aktenordnern verdecken sie ihre Gesichter, als sie in den Verhandlungssaal von Justizbeamten geführt werden. Seit Anfang Dezember vorigen Jahres sitzen sie in Untersuchungshaft. Bei dem Brand entstand laut Anklage ein Sachschaden von 165 548 Euro. Außerdem wurde Mobiliar im Wert von 40 000 Euro zerstört. Der Feuerwehreinsatz kostete 2 181 Euro.

Zwei Monate später drangen die Angeklagten erneut in das Haus ein. Diesmal wollten sie es durch einen Wasserschaden unbewohnbar machen, drehten alle Wasserhähne auf. Doch das Wasser war abgestellt. Um an den Hauptabsperrhahn im Keller zu gelangen, zerstörten sie eine Feuerschutztür. Wasser floss aber immer noch nicht. Die Täter gaben auf. „Hätte das geklappt, wären rund 150 Kubikmeter Wasser in das Haus geflossen. Es wäre zerstört, die angrenzenden Gebäude ebenfalls beschädigt worden“, sagt der Bauunternehmer.

Der reinste Terror

Nach seiner Einschätzung hätte die Tat vermieden werden können, wenn die Polizei richtig reagiert hätte. Tage vorher habe er Drohschreiben vorgefunden. Er sei damit zur Polizei gegangen, um Anzeige zu erstatten, sei aber an der Tür abgewiesen worden. „Man sagte mir, dies sei Satire, es sei ja kein Schaden entstanden. Für mich ist das nach wie vor ein Skandal“, so der Zeuge. Nach dem Brandanschlag sei der reinste Terror losgebrochen. Er, seine Firma und die Mitarbeiter seien mit Hassmails zugeschüttet worden. Man habe ihm vorgeworfen, an der Flüchtlingskrise zu verdienen. Auf der Straße sei er verhöhnt worden. „Es gab keinen, der sein Entsetzen zeigte. Man gab mir die Schuld an der Entwicklung“, sagt er.

Beide Angeklagten haben die Taten gestanden. Sie handelten aus ausländerfeindlichen Motiven. Der rechten Szene wollen sie nicht angehören, selbst wenn P. zugibt, dass er „früher“ mal solches Gedankengut hatte. Das aber sei längst vorbei, so der 38-Jährige. Merkwürdig nur, dass sich beide filmten vor dem brennenden Haus, dabei einen Stahlhelm mit der Zahl 88 auf dem Kopf hatten. Die steht für „H“, den achten Buchstaben des Alphabets. HH ist unter Neonazis die Abkürzung für „Heil Hitler“.

Vor Gericht geben sich beide reumütig. Dass den Bewohnern in den Nebengebäuden Rauchgasvergiftungen drohten, daran hätten sie nicht gedacht. Danach war es zu spät, sagt der 40-jährige Z. Doch lange kann die Reue nicht angehalten haben. Zwei Monate nach der ersten Tat versuchten sie es erneut mit Wasser. In beiden Fällen hätten sie spontan gehandelt und seien zudem stark betrunken gewesen. Zehn Flaschen Bier und Schnaps will jeder getrunken haben. Das kann nicht stimmen, handelten sie doch zielstrebig und geplant. So zogen sie extra dunkle Kleidung an, setzten Sturmhauben auf und zerschlugen Lampen mit Bewegungsmeldern. Aus dem Moped von Z. zapften sie Benzin ab, füllten es in eine Weinflasche. Als der erste Brandversuch misslang, holten sie aus dem Tank des Mopeds „Nachschub“.

An jenem Juniabend hätten sich die beiden über Asylbewerber unterhalten, darüber, dass von denen Mädels angegrapscht worden seien. Auch von einer Vergewaltigung habe er gehört, sagt P. Der betroffenen Bauunternehmer glaubt nicht an die These von Einzeltätern. „Deren ganzes Umfeld in Meißen ist menschenfeindlich. Diejenigen, die Stimmung machen, sitzen heute nicht auf der Anklagebank“, sagt er.

Das Verfahren wird am Donnerstag fortgesetzt. Ein Urteil soll es am kommenden Dienstag geben. Den Tätern drohen lange Haftstrafen und exorbitante Schadensersatzansprüche.