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Zwei Millionen für Markt 2

Ein Tscheche saniert das Eckgebäude neben dem Zittauer Rathaus. Bis alles fertig ist, wird es aber eine Weile dauern.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Zittau. An Gerüste haben sich die Anwohner des Zittauer Marktes mittlerweile gewöhnt – in den zurückliegenden Jahren sind immer wieder Gebäude rund um das Rathaus saniert worden. Zuletzt ist beispielsweise das Noacksche Haus auf Vordermann gebracht worden. Genau nebenan steht nun wieder ein Gerüst – das Eckhaus Markt 2 wird saniert.

Für den flüchtigen Betrachter scheint das Gebäude mit seiner klassizistischen Fassade in einem guten Gesamtzustand. Doch der erste Blick täuscht, wie der zuständige Zittauer Bauplaner Swen Rost erklärt. Die Dächer des Haupt- und der Nebengebäude seien undicht, was bereits zu Schäden im Dachstuhl geführt habe. Auch deshalb sollen die Dächer als erste erneuert werden. Derzeit sind die Dachdecker mit dem Hauptgebäude beschäftigt. Hier sei das Dach zuletzt vor etwa 70 Jahren gemacht worden, sagt der Bauplaner. Noch dieses Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

2019 folgen dann die Dächer der rückwärtigen kleineren Nebengebäude sowie sämtliche Fassaden einschließlich der Balkone und Fenster. Es handele sich um die umfassendste Sanierung in der Geschichte des Hauses Markt 2, fügt Rost erklärend hinzu. Und die Historie des Objektes reicht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Das heutige Hauptgebäude wurde in den Jahren 1843/1844 errichtet. Auch vorher gab es an dieser Stelle ein Gebäude, das um 1600 erbaut wurde. Davon zeugen einzelne Hausteile, die heute noch existieren, wie zum Beispiel das Hoftor an der Johannisstraße. Schon allein deshalb sei das Eckhaus nach Einschätzung von Denkmalpflegern ortsgeschichtlich und städtebaulich von Bedeutung.

Im zweiten Schritt ist der Innenausbau geplant, so Rost. Der wird voraussichtlich im Jahr 2020 und 2021 erfolgen, wie der Bauplaner erklärt. Es gibt schon Entwürfe, wie das Wohnhaus innen künftig aussehen soll. Die großzügigen Wohnungen sollen demnach erhalten werden. Derzeit gibt es acht Wohnheiten im Hauptgebäude, zwei auf jeder Etage.

Auch von der alten Substanz will der Eigentümer so viel wie möglich erhalten – so wie die alten Malereien im Treppenhaus oder den historischen Kachelofen. Rund 2,2 Millionen Euro fließen in das Gebäude Markt 2. Gefördert wird das Bauvorhaben mit mehr als 600 000 Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“.

Schon seit mehreren Jahren stehen die Wohnungen im Markt 2 leer, nach der Innensanierung soll hier wieder Leben einkehren. Dass es nicht schwer sein wird, Mieter zu finden, glaubt Swen Rost. Er selbst ist von dem wunderbaren Blick, der sich von den Balkonen eröffnet, begeistert.

Im Moment wird nur das Erdgeschoss gewerblich genutzt, von einem Bäcker, einem Fleischer und einem Optiker. An diesen Nutzungen möchte der Eigentümer auch in Zukunft nichts ändern, wie sein Bauplaner erklärt. Bei dem Hausbesitzer handelt es sich um den tschechischen Unternehmer Stanislav Absolon, der nicht nur Eigentümer vom Markt 2 ist. Sein Geld hat er bisher in der Solarenergiebranche verdient. Die von ihm mitgegründete Firma Solar Global ist inzwischen der fünftgrößte Solarkraftwerksbetreiber in Tschechien.

Wie Medien im Nachbarland berichten, hat Absolon seinen Anteil an dem Unternehmen aber mittlerweile verkauft – auch, weil er seine Aktivitäten in Deutschland forcieren und ausbauen wolle. Dass Tschechen in Zittau Immobilien erwerben, ist längst keine Seltenheit mehr. Gerade in den vergangenen Jahren gab es einen verstärkten Zuzug aus dem Nachbarland, wie die Stadtverwaltung schon vor einigen Monaten bestätigte.