Bautzen
Merken

Zwei Rekorde im Bautzener Puppentheater

Das gab es bisher noch nie: 400 Vorstellungen zogen mehr als 30 000 Zuschauer an. In der neuen Saison greift das Ensemble streitbare Themen auf.

Von Miriam Schönbach
Teilen
Folgen
NEU!
Puppenspielleiter Stephan Siegfried kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken.
Puppenspielleiter Stephan Siegfried kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Erfolgssaison für das Bautzener Puppentheater: Zum ersten Mal hat das Puppen-Ensemble des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters über 400 Vorstellungen gespielt. Über 30 000 Zuschauer kamen in der vergangenen Spielzeit ins Burgtheater und zu den Abstechern in der Region.

Neben den vielen Inszenierungen für die kleinsten Theatergänger sei besonders die Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ sehr erfolgreich gewesen, sagte Theaterintendant Lutz Hillmann. „Dieses Stück zeigt, und das war immer unser Ansatz, dass Puppentheater nicht nur etwas für Kinder ist, sondern alles erzählen kann und ganz spezielle Ausdrucksmittel hat“. Der Friedrich Dürrenmatt-Klassiker war fast immer ausverkauft.

Den Nerv des Bautzener Publikums traf der neue Puppenspielleiter Stephan Siegfried auch mit seiner Improvisation „50 Shades of Red - Rotkäppchen P 18“, einer nicht ganz jugendfreien Fassung des Grimmschen Märchens. Bei den knapp 230 Vorstellungen „Rotkäppchen“ in den vergangenen siebeneinhalb Jahren hat er für diesen unterhaltsamen Abend witzige, rührende und nachdenkliche Anekdoten zusammengetragen. Sie kommen ins Spiel, wenn sich Wölfchen mal so richtig über sein Publikum auslässt. Gefragt ist an diesem Abend übrigens auch der Zuschauer. Er darf per Zettel dem Wolf Anweisungen geben, die Stephan Siegfried aus dem Stegreif – ganz ohne Vorbereitung – einfügt.

Zwei neue Stücke für Erwachsene

Mit dem Impro-Stück hat das Bautzener Puppentheater etwas Neues ausprobiert, mit „T.Räume“ von und mit Anna Gabrysz richtete es sich erneut an die allerkleinsten Zuschauer, die vielleicht noch nicht einmal still sitzen können. Mit ihrer leisen Reise nahm die Puppenspielerin durch das Spiel mit Puppen, Kissen, Papier und Federn, Licht und Schatten, Geräuschen und Musik die Kinder in farbenfrohe Welten mit. Dieses Stück wie auch „50 Shades of Red – Rotkäppchen P 18“ und der „Besuch der alten Dame“ finden die Zuschauer in der kommenden Saison wieder im Spielplan.

Zudem gastiert das Puppenensemble mit dem Dürrenmatt-Stück im Oktober beim Internationalen Puppentheaterfestival in Zwickau. Neben den Ensembles aus Deutschland sind dort unter anderem auch Puppenspieler aus Frankreich, Spanien, Tschechien, Israel, Italien und der Slowakei zu erleben. Ab November ist auf der Bautzener Burgtheaterbühne die Parabel über Geld und Moral wieder zu sehen. Im Stück knüpft die „alte Dame“ an ihren Besuch eine Bedingung: Für eine Spende von einer Milliarde fordert sie die Kleinstädter auf, ihren einstigen Geliebten zu töten.

Neben diesem hochaktuellen Stoff verspricht Stephan Siegfried in der neuen Spielzeit zwei weitere neue Erwachsenenstücke. „Mit ,Warten in Godow – Gedöns vonner Insel‘ feiert am 27. September mein erster Spieltrieb Premiere“, sagt der Puppenspielleiter. Die Handpuppenkomödie wird wie ein fiktionaler Dokumentarfilm erzählt. In Folge eins bereitet sich eine imaginäre Ostseeinsel auf die Ankunft einer geflüchteten Familie vor. Für witzige Momenten sorgen sprachliche Missverständnisse genauso wie norddeutscher Pragmatismus, verspricht der Puppenspieler. Darüber hinaus zeigt das Bautzener Puppen-Ensemble seine Sicht auf den bekannten Werner-Fassbinder-Film „Angst essen Seele auf“. „Mit diesem Stoff greift das Puppentheater erneut ein streitbares Thema auf“, sagt Theaterintendant Lutz Hillmann. Dazu kommen auf der Burg nochmals sechs Premieren für Kinder.