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Eigene Oma ermordet: Prozessauftakt gegen 32-Jährige in Zwickau

Eine 81-Jährige stirbt gewaltsam in einem Zwickauer Pflegeheim. Kurz darauf meldet sich ihre Enkelin bei der Polizei: "Ich glaube, ich habe gerade meine Oma umgebracht."

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Am Landgericht beginnt der Prozess gegen eine 32-Jährige wegen Mordes an ihrer Oma. Sie soll im September vergangenen Jahres ihre Großmutter in einem Pflegeheim gewürgt und mit einem Kissen erstickt haben.
Am Landgericht beginnt der Prozess gegen eine 32-Jährige wegen Mordes an ihrer Oma. Sie soll im September vergangenen Jahres ihre Großmutter in einem Pflegeheim gewürgt und mit einem Kissen erstickt haben. © Bodo Schackow/dpa

Von Andreas Hummel

Zwickau. In Zimmer 335 eines Zwickauer Seniorenheims müssen sich an jenen Sonntagmorgen furchtbare Szenen abgespielt haben. Am Ende ist die 81 Jahre alte Bewohnerin tot - mutmaßlich durch die Hand ihrer Enkelin.

Auf den Tag genau acht Monate später hat am Donnerstag am Landgericht Zwickau der Prozess gegen die heute 32 Jahre alte Deutsche begonnen. Der Vorwurf: Mord. Doch die Frau im gelben Blazer hüllt sich zu dem Geschehen jenes Morgens in Schweigen. Das Gericht versucht nun, das Ganze anhand von Zeugenaussagen zu rekonstruieren.

Rund 13.000 Euro soll die Angeklagte zuvor ohne Wissen ihrer Oma von deren Konto für sich abgezweigt haben - so schildert es die Anklage. Um zu verhindern, dass dies auffliegt, habe sie ihre Großmutter am 12. September 2021 gegen 5.30 Uhr im Pflegeheim aufgesucht, erläutert Staatsanwältin Barbara Gremm bei Verlesen der Anklage. Nach einem Klinikaufenthalt ist die Seniorin dort in Kurzzeitpflege, die Enkelin arbeitet in dem Heim als Pflegerin. Sie hat an jenem Tag Frühdienst.

Es beginnt ein Todeskampf für die zunächst noch schlafende Rentnerin. Dabei habe sich die Enkelin auf den Brustkorb der 81-Jährigen gekniet, sie gewürgt und ihr Mund und Nase zugehalten, sagt Gremm. Die gehbehinderte Seniorin habe sich gewehrt, sei aus dem Bett gefallen und weiter gewürgt worden. Sie erlitt laut Anklage nicht nur mehrere Rippenbrüche, sondern starb infolge massiver Gewalt auf den Hals.

Urteil gegen Altenpflegerin Mitte Juli geplant

"Sie war eine liebe ältere Dame, die noch ganz klar im Kopf war", erinnert sich eine Pflegerin vor Gericht. Sie habe ein gutes Verhältnis zu ihrer Enkelin gehabt, gut von ihr gesprochen und ihr ab und zu Geld zugesteckt. "Sie hat nie etwas Schlechtes über sie gesagt", berichtet auch die Schwester der Toten. Nur wenn es um Geld gehe, müsse sie aufpassen, habe sie ihr gesagt.

Nach der Tat fährt die Enkelin kurzerhand zur Polizei. Vor Gericht schildert eine Polizistin die Begegnung: "Ich glaube, ich habe gerade meine Oma umgebracht", habe sie auf der Wache gesagt. Die Beamtin alarmiert daraufhin eine Streife und einen Notarzt, doch für die Seniorin kommt dies zu spät.

Anders als nun vor Gericht hatte die Angeklagte damals zunächst mit den Ermittlern über ihre Version des Geschehens gesprochen. Demnach sei es in dem Zimmer zum Streit gekommen und sie habe nur noch gewollt, dass die Großmutter Ruhe gebe, erinnert sich ein Ermittler im Prozess an eine Vernehmung im September. Anfangs habe es keinen Grund gegeben, ihre Aussagen anzuzweifeln.

Es war zunächst wegen Körperverletzung mit fahrlässiger Todesfolge ermittelt worden und die Frau auf freiem Fuß geblieben. Erst später führten die finanziellen Umstände zu dem Mordverdacht. Seither sitzt die Angeklagte in Untersuchungshaft.

Für den Prozess sind weitere Verhandlungstage bis Mitte Juli geplant, der nächste am 23. Mai. (dpa)