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50 Millionen Euro Verlust: Sparkassenchef in Zwickau beurlaubt

Sachsens neuntgrößte Sparkasse hat mit Wertpapieren kein glückliches Händchen gehabt. Die Neuausrichtung managt jetzt ein Vorstand, der in Dresden noch gut bekannt ist.

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Mit dem Geld seiner Sparkassenkunden hat sich der ehemalige Chef der Zwickauer Sparkasse verkalkuliert.
Mit dem Geld seiner Sparkassenkunden hat sich der ehemalige Chef der Zwickauer Sparkasse verkalkuliert. © dpa

Zwickau/Dresden. Die Sparkasse Zwickau ist nach verlustreichen Wertpapiergeschäften in Turbulenzen geraten. Der langjährige Vorsitzende Felix Angermann ist deswegen beurlaubt worden. Das berichtet die Tageszeitung Freie Presse. Constance Arndt, die Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse sowie Oberbürgermeisterin von Zwickau, sagte am Mittwoch, die Entwicklung des Geldhauses mache eine Neuausrichtung erforderlich. "Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, den Weg hierfür freizumachen."

Auslöser der Turbulenzen sind Geschäfte, die die Sparkasse mit Wertpapieren gemacht in den Jahren 2020 und 2021 hat. Dies geschah in dem sogenannten Masterfonds des Finanzinstituts. Ein Teil der dort angelegten Papiere bestand aus Aktien mit hohen Dividendenrenditen von überwiegend europäischen Unternehmen. Allein 2020 sei in diesem Segment ein Verlust von 47,4 Millionen Euro entstanden, heißt es im Geschäftsbericht der Sparkasse. Im vergangenen Jahr kamen weitere fünf Millionen Euro Minus hinzu. Um diese Verluste auszugleichen, griff der Sparkassenvorstand auf zuvor jahrelang zurückgelegte Vorsorgereserven zurück.

Die Sparkasse hat das Problem, dass sie nicht so recht weiß, wie sie das ihr anvertraute Kundengeld reinvestieren soll. Normalerweise werden mit den Einlagen Kredite finanziert, doch die Kreditnachfrage war zuletzt rückläufig. Das Zwickauer Geldhaus hat deshalb einen Teil seiner Einlagen anderweitig investiert - und dabei kein glückliches Händchen gehabt.

Ist als Sparkassenmanager nach Sachsen zurückgekehrt: Andreas Fohrmann, der zuvor in Dresden sowie in Leipzig bei der Landes- und späteren Sachsenbank gearbeitet hat.
Ist als Sparkassenmanager nach Sachsen zurückgekehrt: Andreas Fohrmann, der zuvor in Dresden sowie in Leipzig bei der Landes- und späteren Sachsenbank gearbeitet hat. © PR/Sparkasse Zwickau

Dem Bankhaus, das mit etwa 400 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von gut drei Milliarden Euro auf Platz neun der zwölf sächsischen Sparkassen liegt, drohen weitere Verluste. Der erst im vorigen Sommer gekommene neue Vorstand Andreas Fohrmann sagte am Donnerstag dem Handelsblatt, die Sparkasse schreibe 2022 rote Zahlen. Wie hoch der Verlust genau ausfalle, könne er aber aktuell noch nicht sagen.

Fohrmann ist in Sachsen kein Unbekannter. Der inzwischen 59-Jährige gebürtige Münsteraner war bereits Kommunikationsdirektor bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und Präsident des Marketing-Clubs in der Landeshauptstadt. 2005 wechselte der Jurist als Generalbevollmächtigter zur Landesbank Sachsen. Nach dem Aus der Landesbank war Fohrmann Vorstand beim Nachfolgeinstitut Sachsen-Bank, 2012 ging er in den Vorstand der Sparkasse Chemnitz. 2014 wurde er Vorsitzender der Sparkasse Südholstein und blieb dort bis zum Frühsommer vorigen Jahres. (uwo)