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Kommentar: Bürokratie macht wütend. Doch gegen wen soll sich die Wut richten?

Auf einem Fleischetikett ist neben dem Preis kein Platz für nähere Erläuterungen über die Umstände der Herstellung. Oder doch?

Von Siiri Klose
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Für Landwirte in einer Notsituation gibt es wenig Hilfe, aber viel Bürokratie.
Für Landwirte in einer Notsituation gibt es wenig Hilfe, aber viel Bürokratie. © Siiri Klose

Viele Menschen sind bereit, mehr Geld für Biofleisch auszugeben. Zum Beispiel, weil sie die Haltungsbedingungen für die Tiere in der Biolandwirtschaft fairer finden. Natürlich müssen sie sich darauf verlassen können, dass dem dann auch so ist - und wie anders ließe sich das kontrollieren als mit unangemeldeten Kontrollen?

Das Dilemma: Der Kontrollierte, sein Kontrolleur und zuletzt die Durchsetzung der vergebenen Einstufung haben allesamt nichts miteinander zu tun. Der Vorgang entfernt sich schnell vom Stall und wird zu einem Schriftstück, das von verschiedenen Stellen bearbeitet wird. Wer der Mensch am Anfang ist und wie es ihm geht, dafür ist kein Textfenster vorgesehen. Letztlich möchte ja auch der Käufer nicht auf dem Fleischetikett lesen: "Normalerweise wäre das Bioqualität, aber weil es dem Bauern derzeit nicht gut geht, lief auch die Kontrolle nicht gut. Bitte nehmen Sie Rücksicht und zahlen Sie trotzdem den Biofleisch-Preis." Oder doch?

Letztlich ist der Landwirt derjenige, der produziert. Alle anderen Vorgänge in der Zertifizierungskette bezahlt er entweder direkt für die Kontrollen oder indirekt über seine Steuern. Um Hilfe im Notfall muss er sich jedoch selbst kümmern. Dass Bauern darüber in Wut geraten, versteht jeder. Doch letztlich ist zumindest dieser Konflikt keiner mit der Regierung, sondern einer von Verbraucherinteressen und den Gesetzen der Marktwirtschaft.