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Keine braunen Eier mehr auf den Frühstückstischen im Landkreis Meißen?

Diese Nachricht sorgt für viele Diskussionen: Prognosen besagen, es gebe bald nur noch weiße Eier. Was Sachsens oberster Geflügelwirt dazu sagt.

Von Catharina Karlshaus
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Christian Riedel, langjähriger Geschäftsführer des Großenhainer Geflügelhofs und Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes (GWV) Sachsen, inmitten des tierischen Personals nebst Produkten.
Christian Riedel, langjähriger Geschäftsführer des Großenhainer Geflügelhofs und Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes (GWV) Sachsen, inmitten des tierischen Personals nebst Produkten. © Daniel Schäfer

Großenhain. Ungelegtes Ei oder traurige Wahrheit: Kaum ist mit Ostern das Hochfest der Eier vergangenen, macht eine überraschende Nachricht die Runde. Laut einem Branchenkenner könnten bald braune Eier aus den Regalen im Supermarkt verschwinden. Während im völligen Selbstverständnis Verbraucher momentan nicht nur zwischen verschiedenen Haltungsformen und eben auch der Farbe wählen könnten, sei das bald wohl nicht mehr möglich.

"Heute sieht man braune Eier schon immer weniger, bald dürfte es gar keine mehr geben“, verkündete nämlich jüngst Henner Schönecke. Wie der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Eiererzeuger erklärte, lege der Grund an den Züchtern selbst. Viele von ihnen stellten inzwischen von braunen auf weiße Hühner um.

Leichter und wendiger: Weiße Tiere mit Vorzügen

Denn diese hätten nun einmal ein größeres genetisches Potenzial. Die gefiederten Damen würden länger leben und legen. Darüber hinaus seien sie einfacher zu halten und mobiler als ihre braunen Artgenossen. Sie fänden ihr Futter und Wasser besser, außerdem wären sie leichter und kleiner, ihre Eier ebenso. Das Legen sei dadurch weniger anstrengend. Braune Eier gebe es inzwischen nur noch bei wenigen regionalen Haltern. Der 51-Jährige, der selbst Legehennenhalter ist und zwischen Buxtehude und Hamburg einen Familienbetrieb in vierter Generation führt, stellte vor eineinhalb Jahren nach eigenem Bekunden deshalb komplett auf Weiß um.

Starker Tobak aus dem norddeutschen Hühnerstall, der ihm natürlich nicht entgangen ist. Christian Riedel, langjähriger Geschäftsführer des Großenhainer Geflügelhofs und Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes (GWV) Sachsen, habe selbstverständlich von den Prognosen in Sachen Ei gehört - und auch prompt reagiert. "Natürlich kennen wir uns alle gut in der Branche und ich habe mit Henner Schönecke sofort dazu telefoniert", bekennt Christian Riedel im Gespräch mit Sächsische.de am Montagmorgen.

Eierfarbe ist genetisch bedingt

Abgesehen davon, dass der namhafte Kollege entgegen dem bundesweiten Medienecho eigentlich mehr seine eigenen Erfahrungen im betreffenden Statement in den Vordergrund habe stellen wollen, könne der sächsische Geflügelexperte viele der Argumente auch durchaus nachvollziehen.

Die Entscheidung für oder gegen weiße Eier lege indes aber nicht etwa am Produkt selbst, sondern ausschließlich an der Produzentin des selbigen. Ob Hühner braune Eier legen oder weiße, sei dabei nämlich genetisch bedingt, hänge also von der jeweiligen Rasse ab. Bei braunen Eiern würden Farbpigmente in die Kalkschale eingelagert – rote Farbpigmente aus dem Blut und gelbliche aus der Galle.

Ein Merkmal, an dem sich gut erkennen lasse, welche Eier ein reinrassiges Huhn lege, wäre der sogenannte Ohrlappen, ein Hautlappen schräg unter den Augen der Tiere. Ist er rot, lege ein Huhn braune Eier. Ist er weiß, würden auch die Eier diese Farbe besitzen. Denn gleich nun, was der Volksmund hartnäckig behaupte: Die Farbe der Eierschale hänge nicht ausschließlich vom Gefieder des Tieres ab. Demnach gebe es auch weiße Hühner, die braune Eier legen, und umgekehrt. "Bis zur Wende waren in unserer Region eher weiße und weiß-graue Eier in den Regalen der Lebensmittelgeschäfte zu finden. Danach entwickelten die Verbraucher eine Vorliebe für braune Eier und die Züchter reagierten darauf", weiß Christian Riedel.

Weiße Hühner bringen weniger auf die Waage

Der Griff zum braunen Ei habe sich auch deshalb verstärkt, weil es einige Zeit lang das scheinbar bessere Image verkörperte. Damals seien vor allem die sogenannten Bio-Eier braun gewesen und galten schon deshalb als die gesündere Variante. Inzwischen, so Christian Riedel, sage die Schalenfarbe weder etwas über die Haltungsform noch über Qualität sowie Geschmack des Eis aus.

Und dennoch scheint es Ursachen dafür zu geben, dass das weiße Huhn seiner braunen Gefährtin den Rang ablaufen könnte. "Um es gleich vornweg zu nehmen, im Großenhainer Geflügelhof wird das ebenso wenig der Fall sein, wie im übrigen Freistaat. Die Vorliebe der hiesigen Verbraucher für braune Eier wird selbstverständlich nicht ignoriert", beruhigt Christian Riedel.

Allerdings sei es nun mal Fakt, dass weiße Hühner naturgemäß nicht so teuer in der Haltung seien wie braune. Bringe das eine durchschnittlich 1.700 Gramm auf die Waage, wären es beim braunen Huhn 1.850 Gramm. Mehr Gewicht, das nicht nur zuweilen behäbiger mache und sich auf die Lebenserwartung nebst Leistungsbereitschaft auswirke, sondern auch höhere Kosten für das Futter verursache. "Das ist wie im wahren Leben, irgendwo muss die Fülligkeit ja herkommen. Die braunen nehmen im Schnitt 123 bis 125 Gramm und die weißen 115 bis 118 Gramm Futter zu sich, was sich in der Betrachtung ihres Legeverhaltens nicht unbedingt positiv auswirkt", gibt Christian Riedel zu bedenken.

Braune Hennen verrichten in Großenhain ihren Dienst

Nichtsdestotrotz müssten sich Liebhaber von braunen Eiern aber keine Sorgen machen. Auch weiterhin dürften sie in den sächsischen Supermärkten neugierig die Deckel der Eierverpackungen lüften und entscheiden, ob sie nun weiße oder braune Eier mit nach Hause nehmen wollen. Die Züchter hielten den Rassen Lohmann Tradition und Lohmann Klassik sowie Novogen auch absehbar die Treue. Allein im Großenhainer Geflügelhof sorgten 90 Prozent braune Hühner für die Eierproduktion, sachsenweit seien es in den Betrieben gut 30 bis 35 Prozent der gackernden Belegschaft. Bedeutet im Klartext, ohne rumzueiern: "So lange die Kundschaft braune Eier möchte, wird sie diese auch bekommen", versichert Christian Riedel.