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Beiersdorfer fliegt für seine tote Mutter zur Schrauber-WM nach Tokio

Als bester deutscher Mechaniker der Marke Subaru löst Frank Beckel aus Beiersdorf das Ticket zur WM nach Tokio - dann trifft ihn der familiäre Schicksalsschlag.

Von Markus van Appeldorn
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Frank Beckel hat bei der Weltmeisterschaft der Subaru-Monteure in Tokio im Spitzenfeld abgeschnitten - trotz eines schweren Schicksalsschlags.
Frank Beckel hat bei der Weltmeisterschaft der Subaru-Monteure in Tokio im Spitzenfeld abgeschnitten - trotz eines schweren Schicksalsschlags. © Matthias Weber/photoweber.de

In Deutschland gilt der Landkreis Görlitz als das "Land der aufgehenden Sonne" - weil er Deutschlands äußersten Osten markiert. Frank Beckel (42) aus Beiersdorf zog es jüngst aber noch gut 9.100 Kilometer mehr der Sonne entgegen - in jenes Land, das die "aufgehende Sonne" im Namen und als roten Sonnenball in seiner Flagge trägt: Japan.

Als bester deutscher Mechaniker der japanischen Marke Subaru war der Meister des Beiersdorfer Autohauses Wendschuh dort zur Schrauber-Weltmeisterschaft des Allrad-Spezialisten geladen. Beckel landete im Spitzenfeld. Und das, obwohl er beinahe gar nicht hingeflogen wäre, weil ihn unmittelbar vor seiner Abreise ein schwerer familiärer Schicksalsschlag traf.

Es war diese einmalige berufliche Chance. Nur einmal darf man an diesem exklusiven Wettbewerb teilnehmen. Und als Deutscher Meister der Subaru-Mechaniker hatte Frank Beckel das Ticket nach Tokio gelöst. Doch mit einem Mal schien das alles plötzlich so bedeutungslos.

Frank Beckel saß quasi schon auf gepackten Koffern, als ihn am Vorabend seiner Abreise die Schreckensnachricht ereilte: Seine Mutter Elke war verstorben - plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen. Nichts hatte zuvor darauf hingewiesen. Frank Beckel wollte die Reise absagen. So wichtig kann eine Weltmeisterschaft nicht sein.

Ein Wettkampf unter emotionaler Belastung

Doch dann fand er Zuspruch von denen, die von der Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen genauso betroffen waren wie er. "Meine Familie und auch meine Frau haben mir gesagt: Bitte nimm daran teil. Mach's für die Mutter, sie hätte es so gewollt", sagt er. Und so trat er die Reise an - aber bloß, weil er so starken emotionalen Rückhalt auch als Reisebegleitung hatte. "Hätte ich müssen alleine fliegen, hätte ich es abgesagt. Definitiv. Nur weil meine Frau mitfliegen durfte, hab ich's gemacht", schildert Beckel die schwere Entscheidung.

Und einmal beschlossen, wollte er auch alles geben - idealerweise sogar als Weltmeister in die Heimat zurückkehren. Das hat nicht geklappt. "Das Ergebnis ist nicht das, was ich mir gewünscht hatte - aber ich bin gegen die Besten weltweit angetreten", sagt er.

Die Konkurrenz kam etwa aus den USA, aus Kanada oder Ägypten, Indonesien und Malaysia, Argentinien und Australien (der Sieger) und natürlich Japan. Was Frank Beckel auch ein bisschen im Weg stand, dass die japanische (Arbeits-)Kultur eine völlig andere Herangehensweise an gestellte Aufgaben bedingt.

"Meine Mutter war mein größter Fan"

Beim entscheidenden Teil des Wettbewerbs bekamen die Teilnehmer ein Auto mit fünf präparierten Fehlern vorgesetzt, die sie finden und beheben mussten. "Die Japaner haben einen ganz bestimmten akribisch vorgegebenen Arbeitsablauf", erzählt Beckel - einen, der nach 21 Jahren Erfahrung von seiner von der deutschen Kultur bestimmten Vorgehen abweicht.

"Wenn ich es nach meiner Art hätte machen können, wäre ich nach 20 Minuten mit dem Auto fertig gewesen - dann hätte es aber in vielen Bereichen null Punkte gegeben", schildert Beckel - also nahm er sich eine Stunde und fünf Minuten Zeit. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten hatte er jedenfalls das Hauptziel erreicht. "Drei Teilnehmer haben den defekten Bremslichtschalter nicht entdeckt und das Auto daher nicht zum Laufen gebracht."

Außer der Teilnahme an der WM waren Beckel und seine Frau auch von Tokio selbst begeistert. "Wir waren auf dem alten Tokio-Tower, ein dem Pariser Eiffelturm nachempfundenen Fernsehturm. In ein paar hundert Metern Höhe kann man sich da auf eine Plexiglasscheibe stellen und blickt in die Tiefe", erzählt er etwa. Auch das japanische Essen, die Einkaufskultur und die Menschen haben ihn beeindruckt.

"Tagsüber sind die Japaner total diszipliniert, abends machen die ausgelassen Party", hat er beobachtet, und: "Wie die Menschenmassen dort miteinander funktionieren - das wäre in Deutschland gar nicht denkbar. Alleine schon diese absolute Ordnung an Haltestellen", erzählt er.

Gerne würde er nochmal hinreisen, noch mehr Eindrücke von Land und Menschen gewinnen. Das aber wäre dann rein privat. Denn wer einmal an der Subaru-Weltmeisterschaft teilgenommen hat, darf es kein zweites Mal. Frank Beckel ist dankbar, dass er die Reise angetreten hat - für seine Mutter: "Meine Mutter war mein größter Fan."