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Neusalza-Spremberg: Warum die Stadt nun auch noch Vermieter wird

Die Nachfrage nach Wohnraum für Familien steigt. Die Stadt Neusalza-Spremberg geht jetzt einen ungewöhnlichen Weg, um die Leute im Ort zu halten - und baut selbst.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Die Büttnerschenke in Friedersdorf ist neu aufgebaut worden als Wohnhaus. Bald ziehen hier zwei Familien ein. Vorher kann das Haus aber bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden.
Die Büttnerschenke in Friedersdorf ist neu aufgebaut worden als Wohnhaus. Bald ziehen hier zwei Familien ein. Vorher kann das Haus aber bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden. © Matthias Weber/photoweber.de

Die Arbeiten sind in den letzten Zügen, bald wird die historische Büttnerschenke in Friedersdorf fertig sein. Die Stadt Neusalza-Spremberg hat das ehemalige Wirtshaus in idyllischer Lage mitten im Grünen sanieren lassen. Das historische Gasthaus war der Stadt geschenkt worden, der Zustand war äußerst marode. Das Haus stand unter Denkmalschutz und sollte eigentlich erhalten werden. Aber nach genauerer Prüfung stellte sich heraus, dass nicht mehr viel zu retten war. Selbst die Denkmalschutzbehörde habe keine Chance mehr für den Erhalt gesehen, schilderte Bürgermeister Matthias Lehmann aus Neusalza-Spremberg. Die Schenke kam bis auf die Grundmauern weg und wurde in den vergangenen Monaten neu aufgebaut. Der Begriff Büttnerschenke soll bleiben - auch, wenn hier künftig kein Essen für Gäste mehr serviert wird. Die Stadt hat im Haus zwei Wohneinheiten für Familien einrichten lassen.

Im Haus gibt es alle Annehmlichkeiten für modernes Wohnen wie Fußbodenheizung und moderne Bäder. Um die 500.000 Euro ließ sich die Stadt das Vorhaben kosten. Die Außenanlagen müssen nun noch gestaltet werden.

Bürgermeister Lehmann schätzt, dass die Mieter im September oder Oktober einziehen können. Vergeben sind beide Wohnungen bereits. Bevor die neuen Bewohner einziehen, können aber alle Einwohner noch einmal ihre Neugierde stillen und das neu aufgebaute ehemalige Gasthaus besichtigen. Am 26. August gibt es einen Tag der offenen Tür. Von 14 bis 17 Uhr kann das Haus besichtigt werden, so Matthias Lehmann. "Viele Friedersdorfer hatten sich das gewünscht, noch einmal einen Blick hineinwerfen zu können."

Mit Kauf und Sanierung der alten Büttnerschenke stellt sich die Stadt einem allgemeinen Trend entgegen: immer mehr Kommunen versuchen Immobilien loszuwerden, weil sie sich nicht selbst darum kümmern können. Neusalza-Spremberg hingegen kauft hin und wieder leerstehende Gebäude, die eine schlechte Zukunftsprognose haben - entweder, um sie auszubauen oder um abzureißen und so einen Schandfleck zu beseitigen.

Verfall: Neues Sorgenkind an der B96

"Alle kommunalen Wohnungen sind vermietet", so Lehmann. "Wir haben keinen Leerstand." Und die Nachfrage nach Wohnraum halte weiter an. "Deshalb müssen wir was tun." Schließlich sollen die Leute im Ort bleiben und sich nicht anderweitig nach einer Wohnung umsehen.

Um die Nachfrage nach familienfreundlichem Wohnraum zu stillen, hat die Stadt jetzt ein weiteres Mehrfamilienhaus im Visier: ein Gebäude an der Bautzner Straße 23. "Wo es niemanden gibt, der sich um die Häuser kümmert, versuchen wir einzugreifen", sagt Bürgermeister Lehmann. Das helfe schließlich auch dem Stadtbild mehr als Leerstand. Nicht immer gelingt das. Die "Trollstube", ein ehemaliges Gasthaus direkt an der B96, ist beispielsweise ein großes Sorgenkind derzeit. Das Anwesen steht leer und verfällt immer weiter. "Das ist in Privatbesitz, wir haben keinen Ansprechpartner", so Lehmann. Er geht davon aus, dass es in diesem Fall wohl auf eine Zwangsversteigerung hinauslaufen wird.

Aber hat die Stadt nicht genug Arbeit und noch Kapazitäten, sich um leer stehende Häuser und deren Sanierung und Vermietung zu kümmern? "Ja, erst einmal haben wir zusätzliche Arbeit damit in der Verwaltung", räumt Lehmann ein. Schließlich muss sich die Stadtverwaltung um Kauf, Sanierung und Bauabläufe kümmern. Mit der späteren Verwaltung der Mietobjekte beauftragt sie aber ein einheimisches Unternehmen, das auf Wohnungsverwaltung spezialisiert ist. "Das funktioniert gut", so der Bürgermeister. Für ihn überwiegt der Nutzen für Stadt und Einwohner.

Der Beitrag wurde geändert. Der Tag der offenen Tür findet am 26. August statt, nicht wie ursprünglich gemeldet, am 28. August.