Beinahe wäre auch Roland Höhne achtlos an dem gelben Ortsschild vorbeigefahren. "Aber es hat so im Wind geschaukelt, da dachte ich noch, das müssen wir mal festschrauben und habe genau hingesehen", erzählt der christdemokratische Bürgermeister der Gemeinde Rosenbach. Als er dann tatsächlich genauer hinsieht, ist rasch klar, dass er dieses Schild mit Sicherheit nicht festschrauben will. Denn statt dem Namen des Ortsteiles "Bischdorf" liest Höhne das Wort "Großschweidnitz" auf der gelben Tafel. Der Ort liegt aber rund zehn Kilometer weit entfernt - wie kommt das Ortseingangsschild nach Bischdorf?

Das würde Höhne auch gern wissen. Noch brennender interessiert ihn aber die Frage, wo sein Ortsschild abgeblieben ist. "Vielleicht hängt es ja in Großschweidnitz und wir können es einfach wieder austauschen", hoffte er noch am Dienstagabend. Inzwischen ist aber klar: So leicht wird es nicht. An der Stelle, wo in Großschweidnitz das Schild gehangen hat, hing nämlich nicht das Bischdorfer Original, sondern ein Schild, das eigentlich nach Obercunnersdorf gehört und zwar an eine Stelle rund einen Kilometer vom Ortseingang Eibau entfernt. Das steht zumindest auf dem Schild drauf, das der Großschweidnitzer Bauhof auf seiner Such-Tour durch den Ort entdeckt hat. Es war im metallenen Rahmen an der Kreuzung Sachsenfreund in Richtung Niedercunnersdorf ebenso notdürftig befestigt wie in Bischdorf, teilte Petra Gehler von der Gemeinde Großschweidnitz mit.

Ein Blick nach Obercunnersdorf verriet nun aber: Das noch immer vermisste Bischdorfer Schild hängt leider nicht dort. Der Rahmen für das Schild auf der Eibauer Straße sei seiner Kenntnis nach leer gewesen, sagt Ralf Röhle vom Kottmarer Ordnungsamt. Bereits am Dienstag sei das Problem aufgefallen. Und da das Schild an einer Kreisstraße stand, hat der Landkreis dort mit einem Tempo-50-Schild auf den Beginn der Ortslage aufmerksam gemacht - damit die Autofahrer nicht zu schnell durch Obercunnersdorf fahren.

Ob vielleicht der Landkreis und seine Straßenmeisterei das vermisste Bischdorfer Ortsschild gefunden und eingelagert haben, war bis Redaktionsschluss nicht zu ermitteln. Bevor nicht klar ist, dass es wirklich weg ist, will Roland Höhne aber auf keinen Fall kein neues Ortseingangsschild bestellen. "Das sind alles Sonderanfertigungen, die kosten immer gleich einige Hundert Euro", sagt er.

Schild-Bürger nutzen einsame Standorte

Offenkundig ist aber, dass die Standorte nicht gerade an besonders belebter Stelle liegen. In Bischdorf steht das Schild an einem Abzweig von der Bernstädter Straße zum Kümmelberg, einer Bitumenstraße, die normalerweise nur Anwohner oder Ortsansässige nutzen, wenn es nicht gerade Straßenbauarbeiten und Umleitungen wie im vergangenen Jahr gibt. Offenbar hatten die Schild-Bürger hier genügend Ruhe.

Tatsächlich gab und gibt es in Deutschland vor allem im Westen und Süden immer wieder solche Ortsschild-Tauschereien. In den meisten Fällen werden am Wochenende Ortsschilder ausgetauscht. Manchmal sind diese Aktionen als Aprilscherz oder als Halloween-Streich deklariert. In einem Fall wurden sogar Schilder fast namensgleicher Gemeinden Immenstadt am Bodensee und Immenstaad im Allgäu ausgetauscht. Das fehlte Höhne noch, denn es gibt auch ein Rosenbach im Vogtland. In einem anderen Fall waren fünf Dörfer gleichzeitig betroffen, in denen die Schilder vertauscht wurden. Dass sich das Ganze derart ausweitet und er wie an einer Kette mit mehreren Bürgermeister-Kollegen die Schilder suchen und tauschen muss - das hätte sich Roland Höhne gern erspart. Denn nun muss er suchen wie Kinder bei einer Schnitzeljagd.

• Wer Hinweise zum Bischdorfer Ortsschild hat, kann sich gern an die Gemeindeverwaltung von Rosenbach wenden: 03585 832703 oder per Mail unter [email protected]