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Warum Meißens Studenten lieber das Auto nehmen

Die Unfallstelle an der ELG, der Radweg in der Brauhausstraße und Studenten, die das Bike häufig stehenlassen. Neues aus dem Arbeitskreis Radverkehr.

Von Andre Schramm
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Die Wohnanlage befindet sich an der B 101. Einen Radweg gibt es nicht. Dafür aber viel Verkehr.
Die Wohnanlage befindet sich an der B 101. Einen Radweg gibt es nicht. Dafür aber viel Verkehr. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Fahrradsaison ist längst eröffnet, und an vielen Stellen im Stadtgebiet hapert es (noch), zumindest was die Bedingungen für den Radverkehr anbelangt. In seiner jüngsten Sitzung arbeitete sich der zuständige Arbeitskreis von außen nach innen vor, und zurück. Dass Meißen seit geraumer Zeit über den Google-Dienst "Streetview" digital befahren werden kann, machte die ganze Sache optisch etwas angenehmer.

Erstes Problem: Die suboptimale Radwegeführung in Zaschendorf Richtung Stadt. Dabei beginnt alles sehr schön – mit einem gemeinsamen Geh- und Radweg übers Land. Wenige Meter nach dem Ortseingang Meißen endet dieser abrupt. Der Radfahrer muss auf die Straße – bis zur Einmündung Herrmann-Grafe-Straße. Dort geht es wieder auf den gemeinsamen Geh- und Radweg bis zum Speedway-Stadion. In Höhe der Einfahrt wird dieser für beendet erklärt. Dafür beginnt ein verblichener Radfahrstreifen auf der Straße. Also wieder hinunter. Kurz vor dem Moritzburger Platz geht es dann wieder auf den Geh- und Radweg. Generell sind einheitliche Wegeführungen besser – für die Sicherheit und Akzeptanz.

Die Arbeitskreis-Vorsitzende Dorothee Finzel schlug vor, den kompletten Bereich zu untersuchen, um die Situation zu verbessern. Das könnte schwierig werden, denn der vorhandene Gehweg im Gewerbegebiet ist zu schmal für eine Doppelnutzung. Erschwerend befindet sich darauf u.a. eine Straßenlaterne und eine Bushaltestelle. Obendrein, so hieß es, werde der Gehweg auch stadtauswärts von Radlern genutzt. Erlaubt ist das nicht.

Von den DRK-Werkstätten kamen auch zwei Wünsche: Die Tempo-30-Zone auf der Ziegelstraße und deren Geltungsdauer zu vergrößern. Prognose: Wunsch eins hat wenig Chancen, da die Tempo-30-Strecke mit dem Standort (sozialen Einrichtung) verknüpft ist. Wunsch zwei ist offenkundig machbar. Statt 7 Uhr soll künftig schon eine Stunde eher Tempo 30 gelten. Gute Chancen hat auch die Markierung des Radwegs (stadtauswärts) über die Einmündung Hermann-Grafe-Straße.

Nächstes Thema: Die Radwegeführung von der Altstadtbrücke in die Gerbergasse. Wie Ordnungsamts-Chefin Belinda Zickler erklärte, wolle man das derzeitige Rollpflaster durch Asphalt ersetzen. Über eine Rampe sollen die Radler dann sauber in die Gerbergasse geführt werden. Wer weiter Richtung B6 möchte, soll das auch können – sogar bis Höhe Fährmannstraße. Die Arbeiten dazu will die Stadt parallel zur Erneuerung der B6 in diesem Sommer in Angriff nehmen. Und was wurde aus dem Zweirichtungsradweg auf der Brücke? "Diesen Mittwoch ist ein Termin mit Vertretern mehrere Behörden anberaumt", sagte Belinda Zickler. Ausgang: offen.

Gefährlich: Die ELG- und Netto-Ausfahrten an der Niederauer Straße. Hier kam es in den vergangenen Monaten zu mehreren Unfällen mit Radlern. Sie dürfen den Gehweg in beide Richtungen nutzen. "Die Verkehrsteilnehmer, die auf die Niederauer Straße wollen schauen häufig nur nach links, um eine Lücke im Verkehr zu finden", sagte Belinda Zickler. Sie sei selbst vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen und schlug vor, die farbigen Piktogramme direkt in den Ausfahrten aufzutragen. Als Blaupause könnten dafür die Markierungen an der Obi-Ausfahrt (Fabrikstraße) dienen.

Die Ein- und Ausfahrt der ELG. Radfahrer dürfen den Weg in beide Richtungen nutzen. Geplant sind nun neue Piktogramme und Schilder.
Die Ein- und Ausfahrt der ELG. Radfahrer dürfen den Weg in beide Richtungen nutzen. Geplant sind nun neue Piktogramme und Schilder. © SAE Sächsische Zeitung

Zusätzlich, so Zickler, könne man in den Ausfahrten Verkehrsschilder "Radfahrer Kreuzen aus beiden Richtungen" aufstellen. Von der Seniorenvertretung kam die Idee, die naheliegende Bushaltestelle vom Straßenrand landeinwärts zu versetzen. Dieses Ansinnen wolle man prüfen. Ein Familienvater hatte die Idee, farbiges Pflaster zu verwenden für den Geh- und Radweg. Ferner regte er an, den Überweg auf der Niederauer Straße erst zu entfernen, wenn die neue Bedarfsampel am Albert-Mücke-Ring installiert sei.

Angekommen bei dem Radweg in der Brauhausstraße. Im Arbeitskreis hält man nach wie vor an einer offiziellen Eröffnung fest. Der Bauhof wurde mit dem Aufstellen der entsprechenden Verkehrsschilder beauftragt, hieß es vonseiten des Ordnungsamtes. Was noch fehlt, sind Endmarkierungsarbeiten. So braucht u.a. die Dresdner Straße in Höhe Brauhausstraße noch eine Unterbrechung auf der Mittellinie, damit Radler ganz regelkonform links in die Brauhausstraße abbiegen dürfen. Für den Radweg entgegen der Einbahnstraße muss zudem auch Tempo 30 angeordnet werden. Prognose: Voraussichtlich im Mai. Apropos Tempo 30.

In der Runde gab es auch die Idee, Cölln zur Tempo-30-Zone zu erklären. In dem Wohnviertel sitzen u.a. zahlreiche Ärzte. Derlei Begrenzung wäre dem Radverkehr ganz zuträglich. Sie würde Radverkehrsanlagen und einen Großteil der Beschilderung überflüssig machen. Hinzu kämen weitere Annehmlichkeiten. Stichwort: Lärm. Hans-Jürgen Freitag von der Verkehrswacht zufolge war die 30-er-Zone schon mal Thema. "Damals im Zusammenhang mit der Sanierung der Zaschendorfer Straße", sagte er. Ob die Initiative nur eingeschlafen sei, oder es triftige Gründe gab, die dagegensprachen, will man nun herausfinden.

Bundesstraße in Bohnitzsch zu gefährlich

In dem Gremium saßen dieses Mal auch drei Studenten der Meißner Hochschule. Für ihre Projektarbeit haben sie sich ein praxisnahes Thema vorgenommen: Wie kommen die Studenten vom Wohnheim eigentlich in die Hochschule? Kurze Antwort: Mit dem Auto. "An der Bundesstraße gibt es keinen Radweg. Für die meisten ist das zu gefährlich", sagte Student Jeremy Reiche. Das führe wiederum dazu, dass der Hochschul-Parkplatz und die Straßen ringsum regelmäßig zugeparkt seien. Vom LASuV habe man die Auskunft erhalten, dass frühestens 2027 ein Radweg kommt. Und der Bus? Die Haltestelle liegt schließlich vor der Wohnheimtür. "Der Bus fährt 7.30 Uhr am Wohnheim ab. Aufgrund des Staus auf der Großenhainer ist der Anschluss am Busbahnhof meistens weg", sagte Reiche. Im Wohnheim leben wochentags etwa 300 Studenten. "Wir reden hier über mindestens 150 Fahrzeuge, die eigentlich stehenbleiben könnten, wenn man eine gute Lösung finden würde", sagte er. Im Arbeitskreis zeigte man sich interessiert an den Ergebnissen der studentischen Arbeit.