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Nossen: Pfusch beim Straßenbau

Eine Schleuse ohne Funktion, ein Rückbau einer barrierefreien Bordsteinkante und mehr. Der Straßenbau in Heynitz gleicht einem Schildbürgerstreich.

Von Uta Büttner
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Das soll ein Schnittgerinne sein? In Heynitz wurden Straßen neu gebaut. An einigen Stellen sieht es danach aber nicht aus.
Das soll ein Schnittgerinne sein? In Heynitz wurden Straßen neu gebaut. An einigen Stellen sieht es danach aber nicht aus. © Claudia Hübschmann

Nossen. Beim Betrachten der neu gebauten Straßen im Nossener Ortsteil Heynitz kommt nur ein Gedanke: Soll das etwa so bleiben? An einigen Stellen kann man nur den Kopf schütteln, aber an anderen Stellen kann es sogar gefährlich werden. Deshalb sind die Heynitzer außer sich. Schon im Vorfeld, der im Frühjahr dieses Jahres begonnenen Kanal- und Straßenbauarbeiten, sorgten äußerst kurzfristige Informationen für Ärger. Auch während des Baus gab es immer wieder Konflikte. Doch das Ergebnis erschüttert die Einwohner.

Wo sich eigentlich das Schnittgerinne – der abschließende Streifen einer Fahrbahn, der zum Ablauf der Straßenoberflächenwässer dient – befinden sollte, sind Pflastersteine wahllos hineingelegt, an manchen Stellen wurde Asphalt hineingepappt und Asphaltreste liegen herum. So kann entlang der Heynitzer Straße in Höhe des Hauses Nummer 25 das Wasser nicht richtig in die dafür eigentlich vorgesehene Schleuse abfließen. Neben dem Schnittgerinne ohne Funktion befindet sich eine kleine Mauer des Grundstückes der Familie Niemand. Das Ehepaar ist sehr verärgert. „Hier an der Stelle staut sich das Wasser dann immer. Es kommt gar nicht bis zur Schleuse“, sagt Silke Niemand und ergänzt, „unsere Bruchsteinmauer säuft hier ab.“ Abgesehen davon, dass der Straßenrand katastrophal aussieht. Und nach Aussage des Nossener Bauamtes wird alles so bleiben, regen sich die Niemands auf.

Wegen höher gelegener Straße lauern Gefahren

Viel schlimmer hat es allerdings die gegenüber der Niemands wohnende Familie getroffen. Denn die Straßendecke liegt nach den Bauarbeiten nun mehr als 20 Zentimeter höher, erzählen die Heynitzer. Aufgrund der ohnehin vorhandenen Gefälle in der Ortslage verschärft es damit die Situation: Vor allem entlang des Hauses Nummer 26 ist zu befürchten, dass bei Starkregen das Wasser an oder in das Haus schießen könnte. „Vorher endete der Straßenasphalt direkt an unserer kleinen Mauer und lag von der Höhe her etwas unterhalb der kleinen Treppe vor dem Grundstückseingang“, berichtet Tina Felber. Die Schleuse, die sich am Straßenrand direkt neben der Mauer befand, wurde entfernt. In Summe könnte es verheerende Auswirkungen haben.

Zudem endet die Straße jetzt etwa einen halben Meter vor dem Grundstückseingang der Felbers, abgeschlossen durch einen Straßenbord. Zwischen Grundstück und Straße befinden sich jetzt nur Dreck und Steine. „Auf Nachfrage beim Nossener Bauamt erklärte uns der Leiter Herr Wetzig, dass alles so bleibt, wie es ist“, erzählt Tina Felber voller Unverständnis. Abgesehen von diesem Zustand, so berichtet sie weiter, sei die kleine Mauer durch die Bauarbeiten Richtung Grundstück gedrückt worden. Zwar war sie schon zuvor geneigt – es ist ein altes Grundstück –, dennoch dürfe das nicht passieren, meint Tina Felber.

Und es gibt noch ein Problem: Die Ortsdurchfahrt werde auch gern bei einem Stau auf der Autobahn genutzt. Dann rollt ein Fahrzeug an dem anderen durch das Dorf. Aufgrund der nun größeren Abschüssigkeit Richtung Felbers Grundstück scheint es bei Glätte nur eine Frage der Zeit, bis das erste Auto oder ein Laster in der Mauer landet.

Offensichtlich sinnlose Schleuse in Heynitz.
Offensichtlich sinnlose Schleuse in Heynitz. © Uta Büttner
Das Schnittgerinne am Haus Nummer 25 beginnt mit neu verlegten Pflastersteinen. Der Rest soll so bleiben.
Das Schnittgerinne am Haus Nummer 25 beginnt mit neu verlegten Pflastersteinen. Der Rest soll so bleiben. © Uta Büttner
Die neue Straße endet vor der Mauer, zuvor reichte sie bis an sie heran. Das Haus liegt weit unterhalb der Straße und könnte bei Starkregen überflutet werden.
Die neue Straße endet vor der Mauer, zuvor reichte sie bis an sie heran. Das Haus liegt weit unterhalb der Straße und könnte bei Starkregen überflutet werden. © Uta Büttner

Doch das ist noch nicht alles. Vor rund einem Jahr wurde der Bordstein am Eingang zur Kirche behindertengerecht für Rollstuhlfahrer abgesenkt. Jetzt ist wieder ein normaler hingebaut worden. Und ein richtiger Schildbürgerstreich scheint eine neue Schleuse in Nähe der neuen Heynitzer Feuerwehr zu sein. Die wurde an einer Stelle neben der Straße in einem kleinen Hang so angeordnet, dass dort niemals Wasser hineinfließen wird. Denn die Straße hat ein solches Gefälle, dass es immer vorbeischießen wird. Vielleicht kommt viel Wasser vom kleinen Hang? Marcel Langenbacher sagt, „nein.“ Denn oberhalb der Schleuse befinde sich eine Wiese, deren Pächter er ist. „Da läuft kein Wasser drüber.“

Die Kanal- und Straßenbauarbeiten, bei denen auch Glasfaserkabel verlegt wurden, sollen im Dezember abgeschlossen sein. Im Oktober 2021 hatte die Stadt den Auftrag in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro an Walter Straßenbau aus Etzdorf vergeben. Mit der Bauüberwachung war das Planungsbüro Renner Infraplan aus Nossen für knapp 29.000 Euro beauftragt, das auch die gesamte Baumaßnahme plante.

Eine Anfrage der SZ bei der Stadtverwaltung bezüglich der offensichtlichen Mängel blieb bisher unbeantwortet.