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Holländischer Eigentümer verkauft Weißiger Schloss

Jan Pierre van Ede muss seine Passion aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Für 590 000 Euro ist das Anwesen zu haben.

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Von Frank Oehl

Die Region um Kamenz verliert seine holländischen Schlossbesitzer. Nach Familie Holthuizen, die mittelfristig das Barockschloss Oberlichtenau verkaufen will (die SZ berichtete), gibt nun auch Jan Pierre van Ede seine große Passion auf. Und dies nicht mittel-, sondern möglichst kurzfristig. Das Schloss Weißig samt Rittergut steht seit 1. August bei Hornig Immobilien zum Verkauf. Und dies zu einem Preis, der einen zügigen Besitzübergang versprechen dürfte. „Am Sonnabend hat sich bereits ein Kaufinteressent gemeldet“, bestätigte van Ede auf SZ-Nachfrage. Bei einem Kaufpreis von 590 000 Euro kein Wunder. Mittlerweile macht das ganze Anwesen einen schmucken Eindruck, wenn man mal vom bei einem der jüngsten Stürme weiter eingefallenen Nebengebäude absieht.

Während Familie Holthuizen Altersgründe für den angekündigten Rückzug aus der Lausitz geltend macht, sind es bei Jan Pierre van Ede ganz klar gesundheitliche. Er muss eine schwere Krankheit, die viele Kräfte verzehrt, daheim in Holland behandeln lassen. „Es tut mir sehr leid, aber solche Wendungen hält das Leben halt manchmal bereit.“ Nun komme es ihm darauf an, einen Käufer zu finden, der seine zehnjährige Aufbauarbeit in Weißig weiter fortsetzen kann. Die Familie van Ede hat sich stark in der Gemeinde Oßling und auch darüber hinaus für das Gemeinwesen engagiert, was auch Bürgermeister Siegfried Gersdorf bestätigen kann.

Etwa eine Million Euro hat van Ede in die Hand genommen, um seit 2005 zunächst das Schloss und danach peu à peu auch Nebengebäude zu sanieren. Dieses finanzielle Engagement wäre mit dem möglichen Kaufpreis nicht abgedeckt, aber der holländische Schlossbesitzer machte auch nie ein Hehl aus seinem gemeinnützigen Herangehen. „Ich will nun einen Nachfolger finden, der das Begonnene fortsetzt, denn es gibt natürlich noch viel zu tun.“ Zu keiner Zeit habe er das Schloss in Weißig als Anlage gesehen, hier sei vielmehr Enthusiasmus und Freude am Bauen gefragt. Dies macht auch die Ausschreibung von Hornig Immobilien deutlich. Bei dem Anwesen handele es sich um ein mehr als eineinhalb Hektar großes Grundstück mit einem Ensemble, das komplett unter Denkmalschutz stehe. Die Wohnfläche beträgt etwa 2 300 Quadratmeter, die sich auf 70 Zimmer verteilen. Schloss und Rittergut böten im teilmodernisierten Zustand „Entwicklungspotenzial und Flächenreservoir ohne Gleichen“, heißt es.

Überwiegend bebaut wurde das Areal im 17. Jahrhundert – wobei der Neubau des Schlosses vor etwa 110 Jahren erfolgte. Am dreigeschossigen Hauptgebäude sind verschiedene Baustile zu erkennen – wie z. B. die Renaissancegiebel, der Terrassenvorbau mit ausschwingenden Freitreppen, die eher dem Jugendstil zuzuordnen sind, und eine eigene, im Stil der Gotik gestaltete Schlosskapelle. Die Nutzungsmöglichkeiten des Komplexes sind breit gefächert, heißt es, und reichten von der klassischen Eigennutzung mit Faible für das historische und großzügig herrschafliche Wohnen bis zu einem repräsentativen Firmensitz mit Möglichkeiten der Errichtung von Büro-, Praxis- oder Produktionsräumen in den Nebengebäuden. Van Ede: „Auch ein Gesundheits- oder Seniorenzentrum in angenehmen Umfeld wäre denkbar.“ Am ausgeschriebenen Kaufpreis dürften derartige Pläne jedenfalls nicht scheitern ...