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Kulturnacht mit Grusel, Geistern und Maskerade

Von Mördern, Henkern und Folter erzählt dann eine musikalische Stadtrundfahrt durch Zittau. Ganz schön gruselig.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Zittau. Alle Nachtschwärmer, die im vergangenen Jahr die Performance in der Hochspannungshalle der Hochschule verpasst haben, bekommen am Sonnabend die Gelegenheit, die magische Wirkung von Spannung, Licht und experimenteller Musik noch einmal live zu erleben. Die Präsentation erlebt bei der achten Ausgabe der Kulturnacht eine zweite Auflage.

Besonders neugierig macht ein Angebot, das erstmalig im Programm zu finden ist, es trägt den Titel „Grusel in Zittau - eine musikalische Stadtrundfahrt“. Was sich dahinter verbirgt, verrät Wiebke Steudner vom Kulturreferat der Stadtverwaltung: 20 Uhr startet ein Bus am Rathaus, in dem Musik und gruselige Geschichten zu hören sein sollen. Die erste Station der Ausfahrt befindet sich außerhalb der Stadt am Sühnestein zwischen Bertsdorf und Großschönau. Der Stein erinnert daran, wie der Knecht Friedrich Helle seiner Braut, der Jungfrau Marie Rosine Wagner dort die Kehle durchschnitt. Weil Helle das Geld für das Aufgebot versoffen hatte, überlegte die Braut es sich anders und wollte den groben Knecht nicht mehr heiraten, obwohl aus der Liaison ein uneheliches Kind hervorgegangen war. Das war wohl der Auslöser für die blutige Tat Helles, dem Misshandlungen und Alkoholexzesse nachgesagt wurden. Am 4. August 1826, ein Jahr nach der Schreckenstat wurde er hingerichtet, wie damals gang und gäbe, mit dem Schwert enthauptet. Dem blutrünstigen Schauspiel sollen der Überlieferung nach 30 000 Menschen beigewohnt haben. Auch die Organisatoren der Rundfahrt setzen auf Nervenkitzel und die Lust am Schrecken. Hans Narva, Anna-Fina Hückstädt, Falk Schönfelder und andere Mitstreiter vom „Kommen und Gehen - Sechsstädtebundfestival“ erdachten die gruselig-schaurige musikalische Ausfahrt. Die im Bus dargebotene Musik wird mit Texten von Christian Weise, Gottlieb Prieber und Uwe Romanski umrahmt. Zu den gruseligen Stationen der Tour gehören der Folterkeller des Museums und die Kreuzkirche, bevor die nächtliche Fahrt am Kreuzfriedhof endet. „Anders als im Programmflyer gedruckt, findet die Fahrt ausschließlich um 20 Uhr statt“, korrigiert Wiebke Steudner. Im Flyer ist die erste Tour fälschlicherweise bereits um 18.30 Uhr angekündigt.

Frau Steudner hebt die Vielfalt des Angebotes in den 19 Einrichtungen hervor. Zwischen 18 und 23 Uhr können Kulturinteressierte und Nachtschwärmer bei einem Bummel durch die Kultur-, Bildungseinrichtungen und Kirchen der Stadt Musikstücken und Vorträgen lauschen, Kammerspiele, Filmvorführungen, Ausstellungen erleben oder an Führungen teilnehmen. „Ich bezahle einmal Eintritt und kann die unterschiedlichen Angebote wahrnehmen“, sagt die Kulturreferentin. Kinder und Jugendliche kommen mit einem Schülerausweis kostenlos rein. Die Karte ist mit fünf Euro im Vorverkauf günstiger als mit 6,50 Euro an der Abendkasse.

Weniger blutrünstig als die gruselige Busfahrt und die Halloween-Party im Volkshaus kommt das restliche Programm der diesjährigen Kulturnacht daher. Spezielle Angebote für Kinder, wie Puppentheater und Maskenbasteln finden sich beispielsweise im Franziskanerkloster. In dem historischen Gemäuer bietet eine regionale Fleischerei auch eine Zittauer Bratwurst nach einem Originalrezept von 1726 an. In den meisten Einrichtungen wird Vorhandenes neu präsentiert. Im Gerhart-Hauptmann-Theater können Besucher den Abend bis nach Mitternacht musikalisch und kulinarisch ausklingen lassen.

Im Jahre 2005, anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums fand erstmals eine Kulturnacht in Zittau statt, die auf 450 Besucher kam. In vielen anderen deutschen Städten kam damals die „Lange Nacht der Museen“ auf. In den Jahren nach der Premiere gab es zunächst keine Wiederholung in Zittau, bis die Stadt im Jahre 2010 die Idee wieder aufgriff und mit Leben erfüllte. An der zweiten Ausgabe der Kulturnacht beteiligten sich dann schon 18 Kultur- und Bildungseinrichtungen und Kirchen.