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128 000 Euro für Autobrücke Deschka

Der Ort Deschka wäre damit ein großes Problem los. Doch zuerst muss dafür die ideale Stelle an der Neiße gefunden werden.

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© Nikolai Schmidt

Von Rita Seyfert

Deschka/Piensk. Eine Autobrücke, die Deschka und Piensk (Penzig) auch über den Kraftverkehr verbindet, bewegt die Gemüter der Neißeauer Bürger schon lange. Nun ist das Projekt in greifbare Nähe gerückt. Der Antrag für die Grenzbrücke Deschka/Piensk ist mit einem Förderbetrag in Höhe von 128 000 Euro positiv bewilligt worden. Das geht aus einem Schreiben des Kooperationsprogramms Interreg Polen-Sachsen 2014-2020 hervor.

„Wir planen eine Staatsstraße. Es geht um den kompletten Verkehr. Finanziert werden zunächst die Planungsleistungen.“ Das teilte Nicole Wernicke, Sachbearbeiterin im Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), auf SZ-Nachfrage mit. Ziel des Projekts ist es, gemeinsam mit der polnischen Straßenbauverwaltung einen geeigneten Grenzübergangspunkt im Bereich von Deschka zu finden. Und zwar dort, wo es baulich am günstigsten ist. Der Untersuchungsabschnitt hierfür werde sich nördlich bis südlich von Deschka erstrecken. Aufgrund des aktuellen Planungsstandes sei zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine seriöse Aussage darüber möglich, wann die Baumaßnahme beginnen kann.

Das Projekt Grenzbrücke Deschka steckt also noch in den Kinderschuhen. Dass es sich dabei um die seit Langem angestrebte Autobrücke handelt, kann die Neißeauer Bürgermeisterin Evelin Bergmann nur vermuten. „Ein Schreiben von Interreg liegt mir noch nicht vor“, sagte sie. Ein weiterer Anlauf für den Bau der viel diskutierten Autobrücke Deschka würde sie aber sehr erfreuen. „Lieber heute als morgen“, wie sie sagt.

Eine Autobrücke, die Deschka und Piensk miteinander verbindet, müsse aus Sicht von Bürgermeisterin Bergmann so schnell wie möglich her. Denn damit könnte das deutsch-polnische Kita-Konzept in Deschka und Groß Krauscha doch noch verwirklicht werden. Die polnische Seite hätte für eine bilinguale Erziehung jedenfalls immer Interesse bekundet. Derzeit seien die Eltern aber sehr zurückhaltend. Die Anmeldungen in den Kitas seien stark zurückgegangen. „Verständlich“, wie Bürgermeisterin Bergmann findet.

Das Gerangel um die kostenpflichtigen Ausnahmegenehmigungen für das Überqueren der Brücke in Deschka hat viele Polen verunsichert. Nach dem Diebstahl des elektronischen Pollers Anfang November vergangenen Jahres war die Brücke wenig später gar nicht mehr passierbar. Die Bürgerinitiative „Autofreie Fußgänger- und Radfahrerbrücke“ hatte dort im Dezember in Eigenregie einen Betonklotz abgelegt, um den „illegalen Autoverkehr“ zu stoppen. Doch damit konnten auch die polnischen Eltern die Brücke nicht mehr passieren, um ihre Kinder auf deutscher Seite in die Kita zu bringen. Diese Situation, um jede Überfahrt feilschen zu müssen, sprach sich längst herum.

Die Autobrücke indes würde endlich eine Möglichkeit schaffen, bei Deschka die Neiße legal zu überqueren. Der fertige Plan für die Süd-Variante landete bereits vor einigen Jahren in der Schublade. Bei der zunächst für den Brückenbau in Betracht gezogenen Landschaft handelte sich um ein Flora-Fauna-Habitat (FFH), ein Schutzgebiet, auf dem nicht gebaut werden durfte. Die jetzt alternativ in Erwägung gezogene Nord-Variante um Deschka könnte eher von Erfolg gekrönt sein. Hier könne man die bereits bestehende Trasse der Deutschen Bahn nutzen, spekuliert die Bürgermeisterin. Eine Schneise hinter Zentendorf wäre bereits vorhanden.

Aus Sicht von Peter Schreiber, Vorsitzender der Bürgerinitiative Autofreie Fußgänger- und Radfahrerbrücke (BI), der einzig mögliche Standort. „Nur neben der Eisenbahntrasse würden wir, die Zentendorfer und Deschkaer, eine Autobrücke befürworten“, sagt er. Dort störe die Brücke niemanden. Der Einschnitt in die Natur sei da schon vorhanden. Fällt die Wahl auf einen Grenzübergangspunkt südlich von Deschka, würde die BI aber Widerstand leisten. „Dann ziehen wir alle Register.“ 300 Tage im Jahr herrsche schließlich Süd-Ost-Wind. „Dann hätten wir immer die Abgase im Dorf.“ Und die Lärmbelästigung käme noch dazu.