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15 umgeknickte Bäume

Seit mehr als einer Woche übt sich Schönfeld im Krisenmanagement. Allerdings geht es nur schleppend voran.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Schönfeld. Hans-Joachim Weigel macht nichts anderes. Seit der Sturm vor mehr als einer Woche über das Großenhainer Land hinwegfegte, widmet sich der Schönfelder Bürgermeister nahezu ausschließlich seinem Sorgenkind. Die Schäden im Schlosspark sind immens und auch nach all den Tagen unübersehbar. 15 große, alte Bäume hatte der starke Wind wie Streichhölzer umgelegt. Aus der Erde herausgedreht, zersplittert oder unterhalb der Krone abgebrochen. Hauptsächlich am Boden liegend erzählen sie von jenem Donnerstagnachmittag, der aus der grünen Oase stellenweise ein Schlachtfeld machte. Denn nicht nur die Robinien, Eichen oder Buchen sind nicht mehr zu retten. Die Rhododendren und Sträucher auf die sie mit voller Wucht aufgeschlagen sind, wurden platt gewalzt. „Die müssen wir ausgraben, da hilft nichts“, sagt Weigel und entfernt das ehemalige Hinweisschild auf die Pflanze.

Wann an dieser Stelle im hinteren Teil des Parks etwas entfernt oder neu in den Boden gebracht werden kann, ist an diesem Morgen völlig offen. Momentan plagen den Gemeindechef und Falk Hoyer vom Bauhof ganz andere Sorgen. Wohin mit all dem Holz? Und wie kann es überhaupt aus dem zugewachsenen Park mit seinen schmalen Wegen entfernt werden?

Dabei mühen sich nun schon seit Tagen die Mitarbeiter des Großenhainer Bauhofs, Helfer aus Priestewitz und durch Landrat Arndt Steinbach bereitgestellte Kräfte, die alles daran setzen, Ordnung in das unverschuldete Chaos der Schönfelder zu bringen. Bei Wind und Wetter, auch den neuerlichen Gewittergüssen dieser Woche trotzend. Einen ganzen Tag waren Frank Sicker und Martin Reichel aus der Röderstadt allein nur mit dem Zersägen von Ästen beschäftigt. „Es ist aber noch ganz schön viel zu tun“, befinden die Männer, welche ab Montag wieder in Großenhain tätig sind.

Während sie gerade noch den lädierten Riesen zu Leibe rücken, stapft Gemeindechef Weigel zum Schäferteich. Gemeinsam mit Alexander Decker begutachtet er die Stämme der gefallenen Bäume. Der Inhaber des Unternehmens „Naturnahe Waldwirtschaft“ aus Zeithain kennt sich aus mit derlei Schäden. Aller zehn Jahre müsse statistisch gesehen in einer Region mit einem Orkan oder starkem Unwetter gerechnet werden. Allerdings: „Mittlerweile hat sich das alles ein wenig verschoben. Früher wurden ganze Landstriche in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt sind es in kürzeren Abständen kleinere Unwetter, die lokal aber richtig große Schäden verursachen“, weiß Alexander Decker.

Mit geübtem Blick betrachtet er die niedergestreckten Bäume. Die Robinien seien gut geeignet, da könne er ebenso wie für die Esche ein seiner Meinung nach lukratives Angebot für den Festmeter Holz vorlegen. Anders schaue es dagegen mit den unter anderem im Schäferteich liegenden Eichen aus. Einerseits seien sie nicht gesund. Andererseits der Aufwand ihrer Bergung mit notwendiger Technik im Verhältnis zum Preis eindeutig zu hoch. „Das ist eine klare Ansage! Die Bäume müssen aber trotzdem irgendwie raus aus dem Wasser“, befindet Hans-Joachim Weigel und läuft zurück. Dass die Äste und Hölzer, die bereits aus dem schlammigen Wasser geborgen wurden, bereits begonnen haben zu stinken, nimmt auch seine Nase wahr. Die Uhr tickt, die Schönfelder müssen sich etwas einfallen lassen. Was er in diesem Moment noch nicht ahnen kann: Schon am Abend werden die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Schönfeld einen der Kolosse an Land befördern.

An Ideen mangelt es auch sonst nicht. Aber wie immer allerorten an leeren Kassen. Nicht jede Firma kann sofort beauftragt werden. Nicht zu jedem Preis darf das Holz jetzt verschleudert werden. Dass bereits einige Unternehmen und Privatpersonen auf die SZ-Aktion „Hilfe für Schönfeld“ reagiert und bisher 600 Euro auf das Spendenkonto eingezahlt haben, beim Spiel gegen Dynamo Dresden in Großenhain sogar über 800 Euro eingeworben wurden, stimmt Hans-Joachim Weigel zuversichtlich. Ohnehin ist der Bürgermeister alles andere als ein Typ, der nun resignierend den Kopf in den Sand steckt. „Das kommt doch überhaupt nicht infrage! Wir werden uns noch einiges einfallen lassen, um unseren Park schnellst möglichst wieder flott zu machen,“ sagt Hans-Joachim Weigel.