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175 Anlieger am Dorfanger müssen zahlen

Dennoch hat sich der Kampf gegen die neue Abgabe gelohnt, sagen die Grundeigentümer.

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Von Peter Redlich

Kötzschenbroda. Wir müssten jetzt 9580 Euro zahlen und davon würden noch 20 Prozent abgezogen, wenn wir uns dieses Jahr bereit erklären, den Ausgleichsbetrag zu begleichen.“ Jens Weinert, Inhaber des Eisenwaren-Geschäftes an der Bahnhofstraße 4, sagt das nachdem er gerade den Brief der Stadt bekommen hat, in dem der Ausgleichsbetrag erstmals schwarz auf weiß steht.

610.000 Euro werden kassiert

175 Grundstücksbesitzer im Sanierungsgebiet Kötzschenbroda sollen jetzt dafür Ausgleichsbeträge zahlen, weil der Wert ihrer Grundstücke durch den Einsatz öffentlicher Steuermittel – fast zehn Millionen Euro – im Sanierungsgebiet gestiegen sei. Dies schreibt ein Bundesgesetz vor und die Stadt müsse danach handeln, sagt Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos).

Von 20 Euro bis 16.592 Euro reichen die Summen, die die Eigentümer der Grundstücke für ihre Flächen zahlen sollen. Briefe mit diesem Inhalt hatten alle am Sonnabend und gestern im Briefkasten.

Insgesamt sollen rund 610.000 Euro abgeführt werden. Wiederholt hatten die Grundstückseigner dagegen protestiert und in einer Bürgerinitiative auch erreicht, dass ein erstes Gutachten zu den Werten verändert wurde. Schließlich war die Gesamtsumme vorher fast eine Million Euro hoch.

Jürgen Tauchert, Sprecher der Bürgerinitiative betrachtet seinen Brief mit gemischten Gefühlen: Es sei nicht umsonst gewesen, dagegen anzugehen. „Aber wir haben die Ziele, die wir für erreichbar und realistisch hielten, nicht erreicht“, sagt der selbstständige Bauingenieur. Auch auf seinem Brief stehe jetzt eine geringere Summe, als sie das erste Gutachten ausgewiesen habe. Ob er allerdings zahlen werde, oder weitere Einsprüche erhebe, wolle er noch nicht sagen. Bis zum Donnerstag will sich die Bürgeriniative beraten und keinesfalls auseinander dividieren lassen.

Eine Meinung, die auch Wolfgang Zimmermann vertritt. Der Stadtrat der Freien Wähler hatte vorher einen niedrigen vierstelligen Betrag zu zahlen und ist jetzt bei 230 Euro gelandet. Zimmermann ist sich ziemlich sicher, dass er das Geld jetzt bezahlt. Aber auch nicht voreilig. Auch er wolle sich weiter solidarisch verhalten und erst die gemeinsame Reaktion der Bürgeriniative abwarten.

Zimmermann: „Wenn wir diese Bürgerinitiative nicht gehabt hätten, wären wir nicht zu diesen Ergebnissen gekommen.“ Er sehe darin einen ordentlichen Erfolg. Die Illusion, ganz zu Null aus der Sache rauszukommen, habe er sowieso nie gehabt. Der Architekt und CDU-Stadtrat Tilo Kempe ist wiederum lange nicht so zufrieden. Das Grundstück seiner Frau ist lediglich von 10000 auf rund 8000 Euro Ablösebetrag runtergerechnet worden. Er wolle sich noch vorbehalten, ein Einzelgutachten zu bestellen und die jetzt im Brief stehende Summe erneut anzufechten.

Lauteste Kreuzung mehr wert?

Kempe könne allerdings auch verstehen, wenn all die Grundstücksbesitzer, die jetzt wesentlich geringere Abgaben leisten müssten, zu Zahlen bereit sind. Das könne man keinem verdenken.

Ähnlich nachdenklich wie Kempe ist allerdings auch Jens Weinert von der Bahnhofstraße 4. Er hat sein Haus und Grundstück an der lautesten Kreuzung von Kötzschenbroda, wo ständig Autos fahren. Dass dort eine Wertsteigerung von fast 10.000 Euro eingetreten sein soll, wolle ihm nicht in den Kopf.