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21-Jähriger verteilt Knöllchen

Der neue Vollzugsbedienstete von Bischofswerda ist noch sehr jung. Deshalb gibt es Diskussionen. Die Stadt erklärt, warum sie gerade ihn nimmt.

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© Symbolfoto: dpa/Jens Büttner

Bischofswerda. Fritz Holz aus Frankenthal hat seinen Job in Bischofswerda noch gar nicht angetreten, da ist er in der Stadt schon in vieler Munde. Kein Wunder, denn der junge Mann aus Frankenthal wird am 1. September der neue Gemeinde- vollzugsbedienstete und damit der Mitarbeiter im Rathaus, der auch das Parken überwacht – und Knöllchen verteilt, wenn es sein muss. Der 21-Jährige war nach Angaben der Stadtverwaltung einer von „ausreichend vielen“ Bewerbern. Dass ausgerechnet einer in so jungen Jahren den Job bekommt, wird diskutiert. Ob „wirklich ein Bewerber mit den ,idealen‘ Voraussetzungen und Qualifikation eingestellt wurde?“. Man kenne den Job und wisse, was abverlangt wird: polizeirechtlich, verwaltungsrechtlich, zwischenmenschlich, heißt es im Internet.

Die Stadtspitze setzte bei den Bewerbern unter anderem „sicheres, freundliches, aber bestimmtes und bürgernahes Auftreten“ voraus, zudem „hohe soziale Kompetenz und Selbstkontrolle“. Allerdings äußert sie sich generell nicht detailliert zu Auswahlverfahren. Auf Anfrage zur Entscheidung in Sachen Vollzugsbediensteter hieß es nun aber: „Herr Holz hat neben der fachlichen Eignung genau mit den Kompetenzen bürgernahes Auftreten, hohe soziale Kompetenz und Selbstkontrolle punkten können.“

Nach einem ausführlichen Bewerberverfahren hätten sich mehrere Fachleute und Verantwortlichen in der Stadtverwaltung einstimmig für den jungen Frankenthaler entschieden. Ihm eilt ein guter Ruf voraus, auch weil er, wie die Verwaltung mitteilt, ein ausgebildeter Verwaltungsfachangestellter mit sehr gutem Abschluss ist. Seinen Praxisteil absolvierte er hauptsächlich im Gemeindevollzugsdienst. Beides werde ihm bei der rechtlichen Einschätzung und der Bearbeitung der verwaltungstechnischen Abläufe enorm helfen, heißt es.

Er muss mehr als Strafzettel verteilen

Die Arbeit des Vollzugsbediensteten hat bei der Stadtverwaltung „sehr hohen“ Stellenwert, sagte Sprecher und OB-Büro-Leiter Sascha Hache, und das „auch unter dem Gesichtspunkt, dass ein Gemeindevollzugsbediensteter nicht nur, wie oft irrtümlich angenommen, Knöllchen verteilt. Er ist für Ordnung und Sicherheit in der Stadt zuständig, zum Beispiel bei Kontrollen zur Einhaltung städtischer Satzungen.“ Dabei wiederum geht es um die Außenbewirtschaftung von Gaststätten, das Plakatieren, den Straßenwinterdienst, das Sauberhalten von Gehwegen oder das Überprüfen der Sicherheit von Baustelleneinrichtung.

Die Rathausspitze räume einem jungen Mann die Chance ein, Erfahrungen zu sammeln. Sprecher Sascha Hache: „Der Fußballtrainer Otto Rehhagel hat einmal gesagt: Es gibt keine jungen oder alten Spieler, sondern nur gute oder schlechte. Provokant gefragt: Wie soll ein junger Mann Erfahrungen sammeln, wenn er nicht anfangen darf zu arbeiten?“

Ausgeschrieben wurde die Stelle des Gemeindevollzugsbediensteten, weil die bisherigen Mitarbeiterinnen in den Ruhestand wechseln. Bereits verabschiedet wurde Monika Gottschlich, demnächst verabschiedet wird Margot Menge. Wie es aus dem Rathaus heißt, wird sie den Nachfolger noch einarbeiten. Eine zweite Stelle wird nicht ausgeschrieben. Aufgrund der Haushaltslage belässt es die Stadt vorerst bei einem Vollzugsbediensteten.