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764 Babys in Görlitz geboren

764 Kinder kamen 2015 im Klinikum Görlitz zur Welt. Für die Mitarbeiter der Geburtshilfe gab es dabei gleich zwei neue Herausforderungen.

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© Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Ende des Jahres haben die Mütter nochmal richtig was für eine gute Statistik getan. Über die Weihnachtsfeiertage gab es mit sieben Babys einen kleinen Boom. Somit standen am 31. Dezember 754 Geburten in den Büchern der Hebammen – mit 764 Babys, also zehn Zwillingspärchen dabei. Mit doppeltem Babyglück ging’s auch direkt ins neue Jahr. Kurz vor Mitternacht kamen im Städtischen Klinikum am 1. Januar Zwillingsmädchen auf die Welt. Sie dürfen sich die offiziellen Görlitzer Neujahrsbabys nennen.

402 Jungen und 362 Mädchen wurden 2015 im Klinikum geboren. In den allermeisten Fällen wussten die Eltern schon, ob sie blau oder rosa kaufen können. „Es gibt kaum noch jemanden, der sich das Geschlecht nicht vorher sagen lässt“, sagt Dr. Torsten Nadler, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ab Mitte der 20. Schwangerschaftswoche sei das schon möglich – es sei denn, das Baby liegt so im Bauch, dass es den Blick in die entscheidenden Regionen verwehrt. Daneben liegen die Ärzte mit ihren Prognosen übrigens höchst selten, sagt Nadler.

Die Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen werden im Klinikum allerdings nur bei Risikoschwangeren durchgeführt. Ansonsten sind die niedergelassenen Frauenärzte zuständig. Jedoch nimmt die Zahl der Risikoschwangerschaften immer mehr zu. Das liege unter anderem an der Altersstruktur. Nicht selten sind Schwangere schon weit in den Dreißigern oder über 40. Erkrankungen wie Schwangerschaftsdiabetes treten deshalb häufiger auf.

Lieblingsnamen 2015

Die Vornamensstatistik des Görlitzer Standesamtes führt bei den Mädchen Sophie an, gefolgt von Emilia, Charlotte, Emma, Hanna, Frieda, Johanna, Leonie und Marie.

Bei den Jungen waren am beliebtesten: Ben, Emil, Oskar, Fritz, Alexander, Finn, Karl, Max, Moritz und Niklas.

Außerdem wählten Eltern häufig: Ella, Greta, Helene, Isabella, Lena, Luise, Maja, Maria, Mila, Nele, Sophia, Amy, Elena, Isabel und Lara. Bei den Jungen: Sebastian, Vincent, Adam, Alfred, Anton, Elias, Franz, Jakob, Jonas, Kalle, Louis, Marcel, Richard, Valentin und Arthur.

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Doch haben Torsten Nadler und sein Team auch mit ganz neuen Problemen zu kämpfen: „Wir hatten 2015 mindestens 15 crystalabhängige Schwangere, die zur Geburt kamen. „Bei diesen Neugeborenen besteht die Gefahr von akuten Entzugserscheinungen und langfristigen Schäden des Gehirns“, so der Chefarzt.

Vor allem aber war 2015 das erste richtig internationale Jahr im Görlitzer Kreißsaal. 58 polnische Babys erblickten hier das Licht der Welt, acht Kinder syrischer Mütter, außerdem kamen unter anderem Frauen aus Tschechien, Russland, Albanien, Korea, Tschetschenien, Österreich, Indien, Armenien, Mexiko und Afghanistan zur Entbindung in den Kreißsaal. Vor allem sprachlich ist das manchmal für Ärzte und Hebammen eine Herausforderung. Schnell einen Dolmetscher zu bekommen ist oft schwierig – und eigentlich auch nicht Aufgabe des medizinischen Personals, sondern der Patienten. Für Asylbewerber stellt die Erstaufnahme-Einrichtung in Chemnitz theoretisch rund um die Uhr einen Übersetzungsdienst zur Verfügung. Aber in der Praxis klappe das meistens nicht, sagt Torsten Nadler. Vor allem nicht am Wochenende. „Das alles kostet uns sehr viel Zeit und manchmal bewegen wir uns juristisch auf dünnem Eis, Patienten zu behandeln, die wir nicht verstehen und die uns nicht verstehen. Aber ich bin Arzt genug, um keinen wegzuschicken.“ Ein- bis zweimal pro Woche hätte das Team aber durchaus schon mit solchen Problemen zu tun.

Besser läuft es mit der polnischen Sprache. „Wir haben eine polnische Hebamme eingestellt“, berichtet der Arzt. Sie ist immer erreichbar.

Damit schließen Ärzte, Hebammen und Schwestern ein durchaus bewegtes Jahr ab. Es war das erste komplette Jahr in den neuen Räumlichkeiten im Souterrain von Haus A. Dorthin war der Kreißsaal im Sommer 2014 gezogen, nachdem Haus H mit Kreißsaal und Kinderklinik als statisch gefährdet eingeschätzt worden war. Im vergangenen Jahr wurde das Gebäude abgerissen. Für viele, die hier Jahrzehnte gearbeitet hatten, ein trauriges Ende.