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A400M bereitet Bundeswehr Probleme

Das Transportflugzeug wird viel zu spät und in viel zu geringer Stückzahl geliefert. Die Truppe hat aber noch mehr Sorgen.

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© dpa

Von Sven Siebert, Berlin

Luftwaffen-Inspekteur Karl Müllner ist des Lobes voll für sein neues Transportflugzeug. Der A400M sei viel besser als sein Ruf, sagt der oberste Flieger-Offizier der Bundeswehr. Doppelte Reichweite, doppelt so viel Last, doppelt so schnell wie das bisherige Transportflugzeug „Transall“. Das Problem ist nur, der seit 1999 entwickelte A400M wird viel zu spät geliefert, in viel zu geringer Stückzahl. Er hat technische Probleme, deren Folgen noch nicht absehbar sind. Und: Er eignet sich nicht für kleinere Flugplätze, sodass er in manchen Einsätzen gar nicht genutzt werden kann. Für diese Zwecke fehlt der Luftwaffe bald ein geeignetes Fluggerät.

Im Verteidigungsministerium hieß es am Mittwoch, in den Jahren 2018/’19 bestehe ein Engpass in der Lufttransportkapazität. Und zugleich öffne sich eine „Fähigkeitslücke“ im „Lufttransport bei eingeschränkter Infrastruktur“. In den kommenden Jahren werden nämlich die bisherigen „Lastesel“ der Luftwaffe, die C160 „Transall“ endgültig außer Dienst gestellt. Die Propellermaschinen sind teilweise mehr als 50 Jahre alt, ihre Nutzungsdauer wurde schon mehrfach verlängert. Und auch jetzt gibt es ein weiteres Programm, wenigstens sechs der alten, aber zuverlässigen Maschinen noch bis 2021 weiterzubetreiben. Spätestens dann gibt es kein Flugzeug der Luftwaffe mehr, das beispielsweise den kleinen und holprigen Flughafen von Gao in Mali anfliegen könnte. Im Ministerium prüfen sie nun die Anschaffung oder Anmietung mittlerer Transportmaschinen wie der Lockheed C-130 „Hercules“ – möglichst gemeinsam mit anderen von der A400M-Krise betroffenen europäischen Nationen.

Die Fähigkeitslücke bestehe, es sei aber noch nicht klar, wie groß sie ist, hieß es gestern. Und ebenso wenig klar ist, welche Folgen die technischen Probleme der wenigen (die Bundeswehr hat vier) bisher ausgelieferten A400M haben werden.

Beim Getriebe der leistungsstarken Turboprop-Motoren gibt es Schwierigkeiten, und erst im Sommer werde man wissen, ob es sich um einen grundlegenden Konstruktionsfehler handelt, der ein zeitraubendes „Re-Design“ nötig macht. Derzeit müssen die Maschinen alle 20 Flugstunden in die Inspektion. Ähnlich ist es mit den Rissen im Rumpf, deren Reparatur jeweils sieben Monate in Anspruch nimmt. Dennoch: „Ein Abbruch des Programms ist zurzeit kein Thema“, hieß es gestern.