Von Katarina Gust
Königstein. Was geht in diesem Mann nur vor? Ist er wahnsinnig oder einfach nur verrückt? Vielleicht ist er beides. Mut hat Heinz Zak auf jeden Fall und keine Angst vor Höhenluft. Das hat der 58-Jährige am Wochenende auf der Festung Königstein bewiesen. Bei den Outdoor-Erlebnistagen „Festung Aktiv“ balancierte der österreichische Kletterprofi erneut außerhalb der Festungsmauern über ein nur wenige Zentimeter breites Band, eine Slackline. Es ist Punkt 13 Uhr, als Hunderte Schaulustige gleichzeitig den Atem anhalten. Es ist der Moment, an dem Heinz Zak den ersten Fuß auf die Leine setzt. Das Band flattert zwischen der Friedrichsburg und dem Blitzeichenplateau in der Luft. Darunter geht es kerzengerade rund 240 Meter in die Tiefe. Ein Abgrund, bei dessen Anblick manchem Zuschauer schwindelig wird. Nicht so Heinz Zak. Der Tanz über dem Abgrund ist genau das, was ihn reizt. Nicht umsonst gehört er deshalb zu den Stammgästen bei „Festung Aktiv“. Dieses Jahr will er jedoch alles toppen. Die Distanz, die Heinz Zak hoch oben über der Elbe zurücklegen will, ist so lang wie nie zuvor. Ganze 50 Meter liegen nun zwischen den Seilenden – absoluter Festungsrekord!
Was auf der Festung los war
Der erste Schritt ist getan. Zak steht schnaufend auf der Highline. Um ihn herum ist es beinahe totenstill. Nur Kameras klicken. Niemand hat mehr einen Blick für den Lilienstein, der majestätisch hinter Heinz Zak empor ragt. Dann ein kurzer Schreckmoment. Zak scheint die Balance zu verlieren. Seine Füße wippen vor und zurück, die Arme rudern durch die Luft. Er ist allein durch ein kleines Seil und einen Karabiner mit der gespannten Leine verbunden. Minimale Sicherung. Einigen Zuschauern entfleucht bei dem Anblick ein kleiner Schrei. Fällt er? Nein. Der Extremsportler kann sich fangen. Er sammelt sich, atmet tief durch und läuft dann ruhig weiter. Die letzten Meter liegen nun vor ihm. Videokameras schwenken, die Besucher werden unruhiger. Die letzten beiden Schritte scheint Zak beinahe zu rennen. Dann ist er am Ziel. Die Zuschauer johlen, Zak springt mit gestreckter Faust in die Luft. Geschafft! Was für ein Adrenalin-Kick – bei ihm und den Schaulustigen.
„Es war brutal schwierig“, sagt er. Die Leine sei nicht fest genug gespannt gewesen und entsprechend instabil. Umso mehr freut sich der 58-Jährige, dass er den Festungsrekord nun gebrochen hat. Streng genommen aber nicht erst am Sonnabend, sondern bereits zwei Tage zuvor. Zak hat in der Woche schon in luftiger Höhe geübt. Ganz allein, ohne Zuschauertrubel. „Und es geschafft“, sagt er. Er wusste, dass er diese Distanz laufen kann. „Sehr viel weiter gehe ich aber nicht“, meint er.
Die Situation vor so einem großen Publikum fordere noch mehr von ihm ab, meint Zak. Höchste Konzentration sei gefragt. Keiner darf beispielsweise an der Mauer entlang laufen „Das lenkt ab und reißt mich aus der Konzentration“, sagt Heinz Zak. Insgesamt fünfmal stand er am vergangenen Wochenende auf der Highline. Er musste auf Knopfdruck seine spektakulären Höchstleistungen abliefern, so wie das Zeitprogramm es vorsah. Für einen Freigeist wie Heinz Zak eine Hürde – die er aber ebenfalls meisterte.