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Abenteuer im Räuberwald

Eine Rundtour führt entlang von Wald, Wasser und Fels zum Mittelpunkt Sachsens. Die Wanderung ist besonders reizvoll für Familien.

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© Annett Heyse

Von Annett Heyse

Alles eingepackt? Kindertaschenmesser, Trinkflasche und Schatzkiste? Auf geht’s – dahin, wo einst die Räuber hausten. Der südwestliche Teil des Tharandter Waldes ist der von Dresden am weitesten entfernte Zipfel des Forstes und daher auch der ruhigste Bereich. Einen Bahnanschluss hat er trotzdem, Start der Rundtour durch den Räuberwald ist daher der Bahnhof Klingenberg-Colmnitz. Von hier aus geht es unter den Gleisen hindurch, dann nach links am Gewerbegebiet entlang und nach 250 Metern auf der alten Salzstraße Richtung Naundorf hinein in den hohen Fichtenwald.

Der breite Weg zieht sich schnurgerade durch den Forst und war früher eine Handelsroute in Richtung Freiberg. Damit der Weg auch für Kinder spannend bleibt, kann man passend zum Motto der Wandertour Kleinigkeiten im Gebüsch verstecken, die es zu finden gilt. Schnell füllt sich die Schatzkiste mit Müsliriegel, Buntstiften, einem Apfel, einem Minibuch, Keksen.

Wer hier wandert oder mit dem Rad unterwegs ist, begibt sich unweigerlich auf die Spuren von Lips Tullian und seiner Räuberbande, die Schwarze Garde genannt. Die Kriminellen machten Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts Furore. Zwischen Dresden und Freiberg überfielen sie Reisende und Händler. Sie brachen in Kirchen und Häuser ein, wurden gefangen genommen, flohen, raubten weiter. Mehrmals wurde auch ihr Anführer geschnappt, mehrmals gelang ihm der Ausbruch aus Gefängnissen. Eines ihrer Rückzugsgebiete war der Tharandter Wald bei Colmnitz. Und so verwundert es nicht, dass ein markanter Aussichtsfelsen an der Salzstraße nach Lips Tullian benannt wurde. Man erreicht ihn nach zwei Kilometern, eine Bank lädt zur ersten Rast mit Blick Richtung Freiberg und in den Tännichtgrund ein.

Die besondere Wanderung

Anreise

Mit Auto oder per Bahn bis zum Bahnhof Klingenberg-Colmnitz.

Wander- und Radwege

Gut ausgeschildertes Wegenetz bei Klingenberg/Colmnitz/Naundorf. An den Hauptwegen gibt es mehrere Schutzhütten und Rastplätze. Die Forstwege eignen sich gut zum Radfahren. Einziges Manko: Der ehemalige Bahndamm in Richtung Naundorf ist stark zugewuchert.

Das Weidegut

Der Vierseithof wurde in den 90er-Jahren saniert. Hier gibt es einen Spielplatz, einen Bauerngarten, einen Teich, einen Picknick- und Grillplatz. Weiden und Ställe können besichtigt werden. Die nächste Veranstaltung ist das Herbstfest am 25.September.

weidegut-colmnitz.de

Wandern mit Kindern

Touren unter ein Motto stellen, das steigert die Motivation. Die reine Gehzeit sollte im Kindergartenalter zwischen drei und vier Stunden liegen. Erwachsene laufen in der Stunde vier bis fünf Kilometer, Kinder schaffen die Hälfte. Ruhepausen an ungefährlichen Plätzen einlegen. Kinder erholen sich spielend – also nicht aufs Stillsitzen bestehen. Zur Verpflegung fürs Kind einen Liter zu trinken einplanen, Käse- oder Wurstbrote, Obst, Müsliriegel. Ein Schokoriegel hilft als Motivation.

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Der Tännichtgrund ist auch das nächste Ziel. Weiter geht es die Salzstraße entlang, bis nach weiteren 1,5 Kilometern rechterhand eine Schutzhütte auftaucht. Gegenüber zweigt ein mit gelbem Strich markierter Weg ab und führt hinab ins Tal. Auf halber Höhe quert er die ehemalige Schmalspurbahnstrecke Naundorf  – Klingenberg, die bis 1971 hier entlang dampfte. Heute ist sie als Rad- und Wanderweg ausgebaut.

Weiter hinab führt der Weg und erreicht nach 4,5 Gesamtkilometern die Diebeskammer im Tännichtgrund. Die Höhle diente wohl Tullian und seinen Räubern als Lager für ihre Beute. Heute ist sie zugeschüttet, der Eingang nur noch zu erahnen. Die eigentliche Attraktion steht vor dem Felsen: eine Granitstele, die auf den geografischen Mittelpunkt Sachsens hinweist.

Von hier aus gibt es zwei Möglichkeiten, um zum nächsten Etappenziel zu gelangen – dem Naturerlebnishof Weidegut Colmnitz. Entweder hält man sich entlang des Colmnitzbaches im Tal oder geht ein Stück zurück und nimmt den Bahndamm-Weg. Bis zum Weidegut sind es so oder so nochmals zwei Kilometer. Für Kinder gibt es hier Kühe, Hühner, Ziegen, Schafe zu beobachten, zudem ist ein großer Spielplatz mit Picknickecke angelegt. Während die Kleinen spielen, können die Erwachsenen den Bauerngarten besuchen. Der Rückweg führt bergan, quert nochmals den Bahndammweg, führt durch den Wald hinauf zur Salzstraße und zum Bahnhof.