Von Annett Heyse
Alles eingepackt? Kindertaschenmesser, Trinkflasche und Schatzkiste? Auf geht’s – dahin, wo einst die Räuber hausten. Der südwestliche Teil des Tharandter Waldes ist der von Dresden am weitesten entfernte Zipfel des Forstes und daher auch der ruhigste Bereich. Einen Bahnanschluss hat er trotzdem, Start der Rundtour durch den Räuberwald ist daher der Bahnhof Klingenberg-Colmnitz. Von hier aus geht es unter den Gleisen hindurch, dann nach links am Gewerbegebiet entlang und nach 250 Metern auf der alten Salzstraße Richtung Naundorf hinein in den hohen Fichtenwald.
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Der breite Weg zieht sich schnurgerade durch den Forst und war früher eine Handelsroute in Richtung Freiberg. Damit der Weg auch für Kinder spannend bleibt, kann man passend zum Motto der Wandertour Kleinigkeiten im Gebüsch verstecken, die es zu finden gilt. Schnell füllt sich die Schatzkiste mit Müsliriegel, Buntstiften, einem Apfel, einem Minibuch, Keksen.
Wer hier wandert oder mit dem Rad unterwegs ist, begibt sich unweigerlich auf die Spuren von Lips Tullian und seiner Räuberbande, die Schwarze Garde genannt. Die Kriminellen machten Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts Furore. Zwischen Dresden und Freiberg überfielen sie Reisende und Händler. Sie brachen in Kirchen und Häuser ein, wurden gefangen genommen, flohen, raubten weiter. Mehrmals wurde auch ihr Anführer geschnappt, mehrmals gelang ihm der Ausbruch aus Gefängnissen. Eines ihrer Rückzugsgebiete war der Tharandter Wald bei Colmnitz. Und so verwundert es nicht, dass ein markanter Aussichtsfelsen an der Salzstraße nach Lips Tullian benannt wurde. Man erreicht ihn nach zwei Kilometern, eine Bank lädt zur ersten Rast mit Blick Richtung Freiberg und in den Tännichtgrund ein.
Die besondere Wanderung
Der Tännichtgrund ist auch das nächste Ziel. Weiter geht es die Salzstraße entlang, bis nach weiteren 1,5 Kilometern rechterhand eine Schutzhütte auftaucht. Gegenüber zweigt ein mit gelbem Strich markierter Weg ab und führt hinab ins Tal. Auf halber Höhe quert er die ehemalige Schmalspurbahnstrecke Naundorf – Klingenberg, die bis 1971 hier entlang dampfte. Heute ist sie als Rad- und Wanderweg ausgebaut.
Weiter hinab führt der Weg und erreicht nach 4,5 Gesamtkilometern die Diebeskammer im Tännichtgrund. Die Höhle diente wohl Tullian und seinen Räubern als Lager für ihre Beute. Heute ist sie zugeschüttet, der Eingang nur noch zu erahnen. Die eigentliche Attraktion steht vor dem Felsen: eine Granitstele, die auf den geografischen Mittelpunkt Sachsens hinweist.
Von hier aus gibt es zwei Möglichkeiten, um zum nächsten Etappenziel zu gelangen – dem Naturerlebnishof Weidegut Colmnitz. Entweder hält man sich entlang des Colmnitzbaches im Tal oder geht ein Stück zurück und nimmt den Bahndamm-Weg. Bis zum Weidegut sind es so oder so nochmals zwei Kilometer. Für Kinder gibt es hier Kühe, Hühner, Ziegen, Schafe zu beobachten, zudem ist ein großer Spielplatz mit Picknickecke angelegt. Während die Kleinen spielen, können die Erwachsenen den Bauerngarten besuchen. Der Rückweg führt bergan, quert nochmals den Bahndammweg, führt durch den Wald hinauf zur Salzstraße und zum Bahnhof.