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Abschiebung in letzter Sekunde verhindert

Am Donnerstagmorgen sollte Familie Hajdari zurück in den Kosovo gebracht werden. Doch dann gibt es Entwarnung.

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© André Braun

Von Frank Korn

Waldheim. Plötzlich geht alles ganz schnell. Am Donnerstagmorgen erhält Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) die Information, dass Familie Hajdari abgeschoben wird. Er setzt sich sofort ins Dienstauto und fährt zur Wohnung der Familie. Verhindern kann er die Abschiebung jedoch nicht. Polizei und Zoll sind vor Ort. Die fünfköpfige Familie, die im Juli 2015 aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen ist, wird zum Flughafen gebracht. Schon am Nachmittag geht der Flieger, der die Hajdaris zurückbringen soll.

Am Donnerstag wurden sie von Polizei und Zoll zur Abschiebung zum Flughafen gebracht. Letztendlich durften sie aber wieder zurückkehren.
Am Donnerstag wurden sie von Polizei und Zoll zur Abschiebung zum Flughafen gebracht. Letztendlich durften sie aber wieder zurückkehren. © Frank Korn

Doch einige Stunden später steht fest: Die Familie wird nicht abgeschoben. „Durch viele Telefonate haben wir es erreicht, dass das Verfahren ausgesetzt worden ist“, sagt der Bürgermeister. Die fünfköpfige Familie darf wieder nach Waldheim zurückkehren. Die Entscheidung der Härtefallkommission steht aber noch aus.

Der Bürgermeister zeigt sich trotz der guten Wendung über die Vorgehensweise etwas verwundert. „Wir hatten die Härtefallkommission eingeschaltet, die hat aber noch keine Entscheidung getroffen“, sagt Ernst. Die Familie sei beliebt in Waldheim. Der Familienvater Enver Hajdari hat nach Auskunft von Steffen Ernst zwei Arbeitsangebote vorliegen. „Er hat nur noch auf die Aufenthaltsgenehmigung gewartet.“ Auch sonst ist die Familie gut integriert. Die Söhne Loris und Bislim spielen beim SV Aufbau Waldheim Fußball, Tochter Flondra ist in der Tanzgruppe der Oberschule aktiv. „Viele haben sich dafür ausgesprochen, dass die Familie bleiben kann“, so Steffen Ernst. Dass die Abschiebung nun so plötzlich durchgezogen werden sollte, sei auf Unverständnis gestoßen.

Kosovo gilt als sogenannter „sicherer Herkunftsstaat“. Eine Abschiebung ist laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) deshalb jederzeit möglich. Ein Anspruch auf Asyl in Deutschland besteht nicht. Schließlich herrscht im Land kein Krieg mehr. Doch Enver Hajdari hat den Kosovo-Krieg miterlebt, als sich die Republik von Serbien abspaltete. „Das war schlimm. Wir haben überlebt. Aber wir haben ein schweres Leben gehabt. Ohne Arbeit. Keine soziale Absicherung“, hat er dem DA in einem früheren Gespräch erzählt. Seine Kinder sollen es besser haben. Deshalb flüchteten sie aus ihrer Heimat, in der es für sie keine Perspektive mehr gebe. Über Serbien, Ungarn und Österreich reisten sie illegal nach Deutschland ein und beantragten Asyl. Enver will, dass alles seine Richtigkeit hat. Von der Ablehnung seines Antrages hatte er erst erfahren, als er in Freiberg seine Papiere verlängern lassen wollte. Nun hofft die Familie, dass die Härtefallkommission schnell eine Entscheidung trifft und sie solch ein Szenario nicht noch einmal erleben muss. (Da/mit sol)