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Abschied vom Seniorenclub

Jahrelang hat es in vielen Orten der Gegend Treffpunkte gegeben. Ein Teil davon verschwindet jetzt. Doch es gibt auch neue Angebote.

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© Yvonne Martiniak

Von Eric Weser

Gröditz/Wülknitz. Es war ein herzlicher Abschied. Senioren aus den Ortsteilen der Gemeinde Wülknitz haben vor wenigen Tagen ihre Chef-Betreuerin Eveline Schumann mit vielen Blumen, Sekt und Gutscheinen in den Ruhestand verabschiedet. Sieben Jahre war die quirlige Gröditzerin in ihrer Stadt und den Gemeinden Wülknitz und Glaubitz, zeitweise aber auch in Riesa für Seniorenclubs verantwortlich. „Evi“, wie sie ihre Kolleginnen rufen, hat deren regelmäßigen Treffen vorbereitet und mit ihrer Arbeit für kleine Höhepunkte im Leben alten Leute gesorgt. Mal waren es Ausflüge ins Umland, mal Vorträge, mal Modenschauen. Es musste aber nicht immer so aufwendig sein, manchmal war es auch einfach nur ein Spielenachmittag. Hauptsache, es ist was losgewesen. Denn einfach nur beieinander sitzen und Kaffee trinken, das ist den Senioren oft einfach zu wenig.

Die nachwachsende Generation der Älteren scheint aus einem anderen Holz geschnitzt. Viele fühlten sich gar nicht als Senioren, wollen mit „den Alten“ aus den Treffpunkten nichts zu tun haben und bleiben zu Hause, sagt die scheidende Clubbetreuerin Evi Schumann. Und ein bisschen steht auch sie selbst Pate für diesen Trend. Als Neu-Rentnerin gehört auch sie letztlich zur Zielgruppe der Seniorenclubs. Doch mit einem verlegenen Lachen findet sie Gründe, warum daraus wohl nichts wird. Die eigenen Eltern, ihr Mann, Kinder und Enkel – das nehme sie voll in Anspruch, sagt die 63-Jährige.

Derlei macht sich in rückläufigen Besucherzahlen der Seniorentreffpunkte bemerkbar. Evi Schumann, ihre Kolleginnen und die ehrenamtlichen Helfer haben in den vergangnen Jahren viel versucht, auch die jüngeren Alten anzulocken. Aber durchschlagenden Erfolg habe das nicht gehabt. Dass eine seiner Seniorenbetreuerinnen in Rente geht, nimmt sich deshalb der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) deshalb zum Anlass, die Strukturen umzubauen.

In Gröditz zieht der Seniorenclub vom Schlösschen in die Tagespflege des ASB-Pflegeheimes um. Mit einer „Seniorenakademie“ soll neues Publikum gewonnen werden. Am 20. Februar gibt es ein Kennenlerntreffen. Für den Anfang März einen Vortrag zum „Umgang mit Schlaf“. Veranstaltungen zum Thema Hautpflege und Ernährung sind geplant. In Wülknitz sorgt ASB-Mitarbeiterin Steffi Röbelt dafür, dass es auch weiterhin einen Seniorentreff gibt. In Peritz und Streumen jedoch wird die Betreuung indes eingestellt – auch wenn es hier wie da noch einige Senioren gibt, die in den Club gehen würden, wenn das Angebot erhalten bliebe.

Evi Schumann hat noch bei ihrem Abschied versucht, „ihre“ Senioren davon zu überzeugen, dass sie doch Fahrgemeinschaften bilden könnten, um künftig herüber zu den Treffen in den Club nach Wülknitz zu kommen. Aber das komme für sie nicht infrage, machte eine Peritzerin deutlich. Nur ausnahmsweise sei sie heute mal mit hergefahren. „Was weiß ich denn, wie lange ich denn überhaupt noch fahren kann?“, so die drahtige 87-Jährige mit den wachen Augen, ehe sie sich herzlich, aber anscheinend ohne Wehmut vom Seniorenclub verabschiedet.

Die Kennenlernveranstaltung der Seniorenakademie beim ASB mit Kaffeetrinken und Hausführung in Gröditz findet am Dienstag, 20. Februar, ab 14.30 Uhr im Pflegeheim an der Bahnhofsstraße 20 statt, Anmeldung bis Sonnabend, 10. Februar, unter Telefon 035263 43202 (Preis: 5 Euro).