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Absehbare Katastrophe in Jordanien

Terror. Islamisten bomben gegen Touristen und die West-Orientierung.

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Von Anne Clasmann,Amman

Atemlos laufen die sieben Touristen aus Spanien und Großbritannien zu ihrem Hotel. Doch das Radisson SAS Hotel im Herzen von Amman ist abgesperrt. Krankenwagen fahren im Minutentakt vor. „Wir wollen wissen, was mit unseren Freunden ist, die im Hotel waren“, rufen die Urlauber verängstigt. Hätte ihr Bus auf der Rückreise von der Felsenstadt Petra nach Amman keine Panne gehabt, so könnten auch sie jetzt unter den Verletzten sein. Ein freundlicher Iraker, der aus der Heimat leidvolle Erfahrungen mit Bombenterror mitbringt, hat in der Nähe des Hotels sein Büro. Er winkt sie zu sich herein. Sie rufen zuhause an und sagen: „Uns ist nichts passiert.“

Erstmals Selbstmordattentate

Die Bombenserie in den Luxushotels von Amman ist eine Katastrophe für das arabische Königreich, das den Tourismus als wichtige Einnahmequelle braucht. Doch es ist eine Katastrophe, die voraussehbar war. Denn kleinere Anschläge hatte es zuvor schon gegeben, zuletzt in Akaba am Roten Meer. Im Dezember 2002 wurde ein amerikanischer Diplomat in Amman von Islamisten ermordet. Doch dies ist die erste Bombenserie von Selbstmordattentätern in Jordanien.

Aus Sicht der Islamisten gäbe es viele Gründe, Hotels in Jordanien anzugreifen. Zum einen ist der Hass auf die USA und Europa für Attentäter mit der Ideologie des Terrornetzwerks al-Qaida generell ein Motiv, um westliche Touristen zu töten. Außerdem ist es auch die Politik des Königs, die nicht nur von den Extremisten, sondern auch von vielen nationalistischen Arabern abgelehnt wird. Sie kritisieren vor allem, die Kontakte zu Israel und die Nähe zur US-Regierung.

Außerdem ist Jordanien ein Nachbarland des Irak, in dem die Terrorgruppe des Jordaniers Mussab al-Sarkawi ein Blutbad nach dem anderen anrichtet. In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Hinweise darauf gegeben, dass die im Irak operierenden Extremisten auch in Nachbarländern angreifen würden. Doch aus welcher Richtung der Feind zuschlägt, ist nicht klar, und angesichts der relativ offenen Grenzen Jordaniens auch schwer auszumachen. (dpa)