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Ackermann ist wieder der Top-Verdiener

9.552.000 Euro – für ein Jahr. Josef Ackermann macht Kasse und sorgt damit alljährlich für Neid.

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Von Jörn Benderund Rochus Görgen

Frankfurt am Main. Der Deutsche-Bank-Chef ist der Spitzenverdiener unter den Managern der 30 Dax-Unternehmen. Er kam mit rund 9,6 Millionen Euro auf Platz eins der Rangliste für das Jahr 2009, teilte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Freitag mit. Im Vorjahr hatte Ackermann dagegen wegen des Verzichts auf Bonuszahlungen nur ein Grundgehalt von 1,4 Millionen Euro erhalten.

Auf Platz zwei folgt der RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann mit 7,2 Millionen Euro, auf Platz drei Siemens-Lenker Peter Löscher mit 7,1 Millionen Euro. Schlusslicht ist Commerzbank-Chef Martin Blessing mit 600 000 Euro, dessen Grundgehalt wegen der staatlichen Rettungsmaßnahmen in Milliardenhöhe limitiert ist.

Dass Deutschlands Konzernlenker schon wieder fast so gut verdienen wie vor der Krise, ruft Unmut hervor. „Für Bankkunden ist es unverständlich, wenn sie schlechte Zinsen für ihre Anlage bekommen und gleichzeitig die Institute ihre Manager üppig bezahlen“, sagt Frank-Christian Pauli von der Verbraucherzentrale. „Die Verbraucher erwarten, dass sie wieder im Mittelpunkt stehen: nicht als Objekt zum Geldverdienen, sondern als Vertragspartner, für den die Banken Dienstleister sind.“

Bonuszahlungen gestreckt

Konzernlenker ihrerseits zeigen sich angesichts der Folgen der Finanzkrise reuig. Deutsche-Bank-Chef Ackermann etwa versicherte bei der Hauptversammlung Ende Mai, er nehme den „Ansehensverlust der Bankenbranche insgesamt“ ernst: „Banken operieren nicht im luftleeren Raum, sie sind Teil der Gesellschaft, in der und für die sie tätig sind. Wir können in einer Parallelwelt nicht gedeihen.“

Eine Konsequenz: Nach politischem Druck koppeln Dax-Konzerne die Vergütung ihrer Führungskräfte stärker an den langfristigen Unternehmenserfolg. Bonuszahlungen werden über mehrere Jahre gestreckt und können im Fall von Verlusten zurückgefordert werden. Auch Ackermann bekommt nur gut ein Drittel der rund 9,6 Millionen Euro sofort ausgezahlt, 70 Prozent der Summe sind an den künftigen Geschäftserfolg gekoppelt.

„Es ist schon einiges erreicht, die Vorstandsvergütungen laufen im Durchschnitt nicht mehr so aus dem Ruder wie in früheren Jahren“, zollt selbst Verdi-Bundesvorstand Uwe Foullong den Bemühungen der Konzerne Respekt. „Aber wir müssen wachsam bleiben, es gibt noch immer Ausreißer.“

Gehälter in USA viel höher

Immer wieder argumentieren Konzerne mit dem internationalen Vergleich: Sie müssten ihre Manager gut bezahlen, sonst wanderten die besten Leute ab. In der Tat kassieren Chefs zum Beispiel in den USA im Schnitt deutlich mehr. Knapp zehn Millionen Euro erhalten die Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen im Dow-Jones-Index, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) errechnet hat. Die Vorsitzenden der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex kommen auf durchschnittlich 3,8 Millionen Euro.

„Das Argument, dass ein deutscher Manager in die USA geht, nur weil er dort besser bezahlt wird, halte ich für konstruiert“, sagt Gewerkschafter Foullong. Wichtig sei, dass die Gehälter der Vorstandschefs in Deutschland „angemessen“ seien, mahnt Foullong. Vor allem dürfe die Kluft zwischen einfachen Angestellten und der Führungsriege nicht zu groß werden.

Dass Ackermanns Verdienst ein Vielfaches eines einfachen Mitarbeitergehalts der Deutschen Bank beträgt, dafür gibt es in der Branche aber auch Verständnis: Als Verdienst des Schweizers gilt, dass er die größte deutsche Bank ohne Staatshilfe durch die Finanzkrise gelenkt hat – im Gegensatz zu seinem Kollegen Martin Blessing von der Commerzbank, der nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank staatliche Milliardenhilfe in Anspruch nehmen musste. (dpa)