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Ärger am Lauensteiner Wildgehege

Unbekannte haben den Zaun mehrmals gewaltsam geöffnet. Vier Tiere gingen so verloren. Nun gibt es neue Pläne.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Lauenstein. Die Lauensteiner sind erleichtert. Seit Tagen herrscht Ruhe am Wildgehege. Und auch die beiden Damwild-Weibchen fühlen sich wohl und erfreuen die Besucher, von denen es hier viele gibt. Eigentlich sollte ein Hirsch ihr Begleiter sein. Doch von dem fehlt immer noch jede Spur, sagt Frank Gössel. Der Fürstenwalder leitet den Wildpark Osterzgebirge und ist auch für das Wildgehege in Lauenstein zuständig.

Zurzeit leben zwei Weibchen im Gehege.
Zurzeit leben zwei Weibchen im Gehege. © Frank Baldauf

Das sorgte in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen – ungewollt. Verantwortlich dafür waren bisher Unbekannte, vermeintliche Tierfreude oder einfach nur Störenfriede. So oder so. Sie zerstörten in der Nacht vom 7. auf den 8. November den Gehegezaun im Müglitztal. Die drei Tiere nutzten die Chance, büxten aus. Weil das Damwild aber in der freien Natur nicht klar kommt, da es immer in Kontakt zu Menschen stand und von ihnen auch Nahrung erhielt, verschwand es nicht im Wald, sondern blieb in der Nähe der Kleinstadt. Damit stellte es eine Gefahr da. Denn es ließ sich nicht einfangen und keiner vermochte zu sagen, wie sich die Tiere außerhalb des Geheges gegenüber Menschen verhalten. Für Gössel war Gefahr in Verzug. Ihm blieb nichts anders übrig, als Jäger zu bitten, die Tiere abzuschießen. Das sprach sich schnell in Lauenstein herum, nicht jeder teilte die Vorgehensweise. Doch Frank Gössel beteuerte mehrmals, dass ihm diese Entscheidung keineswegs leicht gefallen sei. Schneller als erwartet konnte er jedoch Ersatz beschaffen.

Hoffnungen aufgegeben

Ein Züchter aus Dippoldiswalde bot ihm zwei junge Damhirsche zu einem moderaten Preis an, einen Dritten konnte er aus dem Wildpark-Bestand nehmen. Und auch der Zaun ließ sich preiswert reparieren. Die beiden Lauensteiner Harald Jungnickel und Günther Pilz erklärten sich dazu bereit. Am 15. Dezember setzte der Wildparkleiter die neue Herde aus. Bewusst hatte er darauf verzichtet, das öffentlich zu machen, um mögliche Nachahmer nicht auf Ideen zu bringen. Genützt hatte es nichts. Zwei Tage später war der Zaun erneut gewaltsam geöffnet worden. Wieder büxten die Tiere aus. Allerdings hatte das Wildpark-Team diesmal mehr Glück. Alle drei Tiere konnten wieder ins Gehege zurückgetrieben werden. Zwei Tage später war der Zaun wieder geöffnet. Diesmal konnten das Team nur die beiden Weibchen ins Gehege treiben. „Der Damhirsch entwischte uns“, sagt Gössel.

Am 23. Dezember war der Zaun wieder kaputt. „Da waren wir schneller“, erinnert sich Gössel. Noch bevor die Tiere das bemerkt hatten, reparierten Harald Jungnickel und Günther Pilz den Zaun wieder – zum vierten Mal. Seither ist Ruhe. Der ausgebüxte Damhirsch wurde zwar immer wieder in der Nähe des Geheges von Anwohnern gesehen. Doch wenn Gössel vor Ort war, war er wieder weg. Dabei standen die Chancen besser, auch ihn wieder zubekommen. Ein Jäger aus Tharandt stand – im wahrsten Sinn des Wortes – Gewehr bei Fuß – mit einem Injektionsgewehr. Damit hätte er das Tier betäuben können. Und mehrmals sah es auch so aus, als könnte Gössels Strategie Erfolg haben. Doch in den letzten Tagen wurde der Hirsch nicht mehr gesehen. Inzwischen hat Gössel die Hoffnung aufgegeben. Der Verlust sei ärgerlich. Trotzdem sollen die Lauensteiner ihre Herde behalten. Im Frühjahr soll ein neuer Hirsch aus dem Wildpark kommen.

Hoffnung, dass die Polizei, die Täter findet, hat Gössel indes nicht. Die hat zwar die Ermittlungen aufgenommen. Allerdings gegen unbekannt, sagt Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz. Nach Informationen von Frank Gössel gibt es niemanden, der die Täter beobachtet hat. Eine Kameraüberwachung des Geländes sei aus seiner Sicht finanziell und wirtschaftlich nicht möglich. „Das Gehege ist zu unübersichtlich“, sagt er. Gössel hofft, dass die Lauensteiner ein waches Auge darauf haben und die Täter zur Einsicht kommen, dass sie den Tieren nichts Gutes tun, da sie in freier Wildbahn keine Überlebenschancen haben.