Merken

AfD hat SPD eingeholt

Schwarz-Rot hat in Sachsen laut einer Umfrage weiter die absolute Mehrheit. Aber es wird knapper. Und Regierungschef Tillich büßt erheblich an Zustimmung ein. Dagegen legt die AfD stark zu.

Teilen
Folgen
© dpa

Dresden. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise büßen die CDU in Sachsen und ihr Parteichef und Ministerpräsident Stanislaw Tillich an Zustimmung und Wählerzufriedenheit ein. Die AfD kann laut dem am Mittwoch veröffentlichen Sachsentrend des MDR hingegen ein Jahr nach ihrem Einzug in den Landtag deutlich zulegen. Würde am Sonntag gewählt, käme die Alternative für Deutschland auf 13 Prozent, ein Plus von 3,3 Punkten. Damit liegt sie gleichauf mit der mitregierenden SPD, die sich leicht um 0,6 Punkte verbesserte. Ihr großer Koalitionspartner CDU käme auf 38 Prozent - 1,4 Punkte weniger als bei der Wahl Ende August 2014.

Zweitstärkste Kraft bliebe mit 17 Prozent die Linke, die aber 1,9 Punkte einbüßt. Die Grünen verbessern sich um 1,3 Punkte auf 7 Prozent. Die rechtsextreme NPD, die im August 2014 knapp den Wiedereinzug in den Landtag verpasste, wäre nun mit 5 Prozent wieder drin.

CDU sieht Umfrage gelassen

„Es ist völlig normal, dass ein Jahr nach der Landtagswahl das Ergebnis geringfügig nach unten geht“, kommentierte CDU-Fraktionschef Frank Kupfer die Zahlen. Er unterstrich, dass die CDU auch weiter vor Rot-Rot-Grün liege. Die Gewinne der AfD seien eine nachvollziehbare Reaktion der Wähler: „Wenn sich am linken Rand etwas formiert, bleibt das am rechten Rand nicht folgenlos.“ Bei den Bürgermeister- und Landratswahlen waren in diesem Jahr mehrere rot-rot-grüne Kandidaten angetreten.

Für AfD-Partei- und Fraktionschefin Frauke Petry sind die Verluste der CDU „die Quittung für die intransparente, visionslose Politik der sächsischen Regierungspartei, die zwischen ihrem konservativen Basisklientel und dem linken Koalitionspartner SPD zerrieben“ werde.

Für den MDR hatte das Institut infratest-dimap zwischen dem 9. und 14. September 1001 volljährige Sachsen befragt. Abgefragt wurde auch das Verhältnis zu Flüchtlingen und den rechtsradikalen Krawallen gegen deren Unterbringung in Sachsen. So stimmten 81 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Ich schäme mich für die gewalttätigen Proteste gegen Flüchtlinge“. Zwölf Prozent sahen das anders. 60 Prozent der Befragten bejahten die Frage: „Es macht mir Angst, dass so viele kommen.“ Damit liegt die Angst vor dem Flüchtlingszuzug weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 38 Prozent.

NPD und AfD punkten bei jüngeren Erwachsenen

Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt verwies darauf, dass in der Umfrage bei den 30- bis 44-Jährigen eine hohe Ablehnung von Flüchtlingen, die höchste Gewaltakzeptanz und Rekordwerte für NPD und AfD zu verzeichnen seien. „Wenn aber in der Altersgruppe jüngerer Erwachsener, auf deren Schultern üblicherweise maßgeblich die Weiterentwicklung der Gesellschaft liegt, ein solches Potenzial menschenfeindlicher Einstellungen liegt, erwächst daraus der Demokratie in Sachsen eine gefährliche dauerhafte Schwäche.“

Bei der Zufriedenheit mit ihrer Arbeit müssen die Chefs der Koalitionsparteien Verluste hinnehmen. Mit Ministerpräsident Tillich sind zwar 60 Prozent nach wie vor zufrieden, und er bleibt damit auch der beliebteste Politiker im Freistaat. Vor einem Jahr lag er aber noch bei 75 Prozent. Auf den zweitbesten Zufriedenheitswert kommt sein Vize und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) mit 32 Prozent. (dpa)