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22 Tonnen voller Intelligenz

Wovon der Autofahrer noch träumt, ist beim Landwirt längst Alltag – wie autonomes Fahren.

Von Birgit Ulbricht
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Marcus Bertelsmeier, Geschäftsführer der Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH Ebersbach, vor
Marcus Bertelsmeier, Geschäftsführer der Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH Ebersbach, vor © Kristin Richter

Ebersbach. Fast so groß wie ein Einfamilienhaus und so teuer mit einer halben Million Euro allemal. Die Rede ist nicht etwa von eindrucksvollen Baumaschinen, die irgendwo in den Weiten Kanadas zum Einsatz kommen, sondern von einem Güllefahrzeug, das gleich nebenan auf den Feldern fahren soll. 

Dabei hat der 22-Tonnen-Koloss schon abgespeckt. Es gab ein komplettes Facelifting. Die Zeiten ungebremster Gewichtszunahme sind auch bei Landwirtschaftstechnik vorbei. Denn die führte zwangläufig zu immer größerer Bodenverdichtung.

 Stattdessen wird die Technik intelligent. „Flottenmanagement ist dieses Jahr das große Thema“, sagt Marcus Bertelsmeier, Geschäftsführer der Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH in Ebersbach. Die Werkstatt kann sich künftig live auf die Fahrzeuge aufschalten. Ob Mähdrescher, Erntekombine oder Güllefahrzeug, aus der Ferne wird bald überwacht, welche Position das jeweilige Gerät gerade hat, wo mehr oder weniger gespritzt, ausgelegt oder gedüngt werden muss. 

Für unseren supermodernen Gülleausbringer heißt das, er führt ein komplettes Nährstofflabor an Bord mit, das permanent alle Parameter im Blick hat, mit Sensoren gleichzeitig die Bodenverhältnisse analysiert und alles wohl dosiert in die Erde eingrubbert.

 Denn die Zeiten, in denen die Gülle einfach über einen Tellerauswurf breitgeschleudert wurde und gehörig vor sich hin stank, sind vorbei. Der Ebersbacher Gülle-Koloss, der erst vor zwei Tagen aus Bayern ankam, geht in den nächsten Tagen nach Tschechien. Meist liefert die Agrartechnik Sachsen GmbH von Südbrandenburg bis ins Vogtland. 

Etwa 50 solcher Güllegiganten sind im gesamten Vertriebsgebiet des Agrarvertriebs unterwegs, meist bei Lohndienstleistern, zumindest aber bei großen Agrargenossenschaft oder Milcherzeugergenossenschaften, die mit entsprechender Fläche aufwarten können.

Es geht aber durchaus auch kleiner – autonom Fahren können die Landwirte in dieser Saison erstmals auf acht neuen Mähdreschern, die die Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH geordert hat. Damit ist das hiesige Bäuerlein technisch schon mal weiter als der Normalautofahrer. 

Eine der aufregendsten Neuerungen hat die Glyphosatverbotsdebatte hervorgebracht. Verschiedene Hersteller entdecken die mechanische Unkrautbearbeitung wieder neu – mit künstlicher Intelligenz, die in der Lage ist, Kräutlein und Kraut zu unterscheiden und das Richtige zu zupfen. 

„Das hat mit deep learning zu tun, die Maschine lernt also aus ihren Erfahrungen, das ist schon Wahnsinn“, so Marcus Bertelsmeier. Wo solche verkauft, repariert und vorgeführt werden, ist natürlich auch entsprechendes Wissen und Können gefragt. Über 20 Azubis hat die Agrartechnik Sachsen-Gruppe, die Jobs als Mechatroniker sind hier begehrt.

Die Agilität, der Elan, die Fachkenntnis und der Weitblick, mit denen sich Fachbetriebe wie die Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH entwickeln, hat die Zeitschrift Agrartechnik mit dem Service Award 2019 ausgezeichnet. Herausgeber Dieter Dänzer gab den Preis für den „Regionensieger Ost“ jetzt in Würzburg an die Marcus und Ralph Bertelsmeier mit ihrem Ebersbacher Team von 49 Mitarbeitern. 

Den Preis überreichte Dänzer gemeinsam mit Franz-Josef Borgmann, Ehrenpräsident des Bundesverbandes LandBauTechnik e. V. „Entscheidend ist, dass guter Service aus mehr als klassisch technischem Kundendienst besteht“, betont Franz-Josef Borgmann. „Schließlich sollen Traktoren und Mähdrescher während der Erntezeit auch in der Nacht und am Wochenende laufen.“

Für Marcus und Ralph Bertelsmeier ist der „Award 2019“ ein weiterer von vielen Preisen, doch ein ganz besonderer, weil er von einem unabhängigen Fachmedium vergeben wird.