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Alles im grünen Bereich

Bernhard Probst vom Vorwerk Podemus ist als bester Biobauer Deutschlands nominiert. Nervös wird er deshalb nicht.

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© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Familienleben mitten im Kundengetümmel. Die einen kommen mit vollgepackten Taschen aus dem Hofladen. Bernhard Probst sitzt derweil ein paar Meter weiter bei Schwarztee und Kuchen mit seinen Lieben zusammen. Gleich am Hoftor. Wenn schönes Wetter ist, gehört das zum Leben auf dem Vorwerk Podemus. Diese ruhigen Minuten gönnt sich der 39-jährige Chef des Unternehmens. Stress hat er genug. Gerade bereitet er die Eröffnung des elften Vorwerk-Bioladens in Klotzsche vor. Die Firma wächst, der Name Probst ist in der Bioszene eine Nummer. Als vor einigen Monaten die Bewerbungsunterlagen für den Ceres-Award bei ihm eintrudeln, einen wichtigen Landwirtschaftspreis, macht er darum kein großes Tamtam. Handschriftlich füllt er alles aus. Die Jury muss dieses Understatement wohl beeindruckt haben. Mit zwei weiteren Unternehmen konkurriert der Dresdner nun um den Titel als bester Biobauer Deutschlands.

In einigen Tagen wird die Fachjury seinen Hof besuchen. „Ich möchte ihnen alles zeigen, und dann werden wir sehen“, sagt er. Er ist keiner, der Preise braucht. Wenn er ihn und die 10 000 Euro Preisgeld im Oktober gewinnt, wäre das schön. „Aber es gibt ja Wichtigeres im Leben.“ Wer ihn so sitzen sieht, in kurzen Hosen und T-Shirt, ahnt nichts von den 18 Millionen Euro Umsatz, die das Vorwerk Podemus für 2016 anstrebt. Probst wirkt nicht wie ein mit Zahlen jonglierender Geschäftsmann. Eher wie einer, der gern viel mehr Zeit draußen mit Feldarbeit und Viehzucht verbringen würde. „Dazu habe ich nur leider wenig Zeit“, räumt er ein. Die erste Stunde des Arbeitstags gehört aber ihm. Dann fährt er herum und schaut, dass auf den 270 Hektar Feldflächen alles in Ordnung ist. In dieser Stunde darf er mal nur Bauer sein.

Die Leidenschaft hat familiäre Wurzeln. Schon die Großeltern hatten einen Landwirtschaftsbetrieb. Nach der Wiedervereinigung zieht er als 15-Jähriger mit den Eltern von Stuttgart nach Podemus. Dort übernehmen sie einen ehemaligen Hof der LPG, fangen ganz von vorn an. Die Eltern verschreiben sich dem Ökolandbau, der Sohn führt die Idee heute fort. „Ich wollte nie in die konventionelle Landwirtschaft. Das wäre langweilig für mich.“ Zu berechenbar sei die Arbeit durch allerlei chemische Hilfsmittel. Er wollte nicht monatelang mit giftigen Pflanzenschutzmitteln über die Felder fahren. „Wenn man das jeden Tag macht, ist man mit 30 impotent.“ Er habe alles richtig gemacht, sagt er mit einem Lächeln – und meint damit vielleicht auch seine sechs Kinder.

Schweine, Kühe und Hühner sind in Podemus schon lange Bio. Die zu verkaufen, erwies sich Ende der 1990er jedoch als schwierig. Also wurde selbst geschlachtet, Fleisch und Wurst wurden in einem kleinen Laden auf dem Hof angeboten. „Das lief super, die Kundschaft kam gern.“ Klare Sache, dass der Laden erweitert wurde. Weil die Dresdner zwar gern einkaufen, aber der Weg in den dörflichen Westen der Stadt für viele sehr weit war, kam 2009 die erste Filiale auf der Hüblerstraße dazu. Acht weitere folgten bisher. Heute zählt das Unternehmen knapp 170 Mitarbeiter. Denen schenkt der Chef regelmäßig gemeinsame Wandertage in der Schweiz.

Derweil zählt die Konkurrenz im Biosektor heimlich die Kunden vor den Vorwerk-Filialen. „Klar schauen die, was in Dresden in dieser Branche noch geht“, sagt Probst. Die goldenen Zeiten seien aber vorbei, der Wettbewerb werde größer. Klar wären auch Vorwerk-Filialen in anderen Städten denkbar. Aber er will regional bleiben. Obst, Gemüse und Fleisch aus der eigenen Produktion sollen auch weiterhin möglichst schnell in den Geschäften liegen. „Das ist unsere Stärke.“ Wenn er dafür im Herbst den Ceres-Award bekommt – gut. Wenn nicht, auch nicht schlimm.