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Als Drogenbaron angeklagt

Der 40-Jährige aus Großenhain soll mit dem synthetischen Rauschmittel Crystal Millionengemacht haben.

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Von M. Müller und K. Krüger-M.

Personen werden mit dem Metalldetektor kontrolliert, Handys eingezogen, ein absolutes Filmverbot wird ausgesprochen -– das Dresdner Landgericht überschlug sich gestern förmlich in Sachen Sicherheit. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Drogenbaron Falko H. und seinen Kumpan Jörg W. fand im Keller des Justizgebäudes statt – bei heruntergelassenen Verdunklungsvorhängen.

Der 40-jährige H. war bereits im Juni wegen Drogenhandels zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Nun aber wollte einer seiner Abnehmer und Vertrauten, der Dealer Thomas S., auspacken. Der brisante Belastungszeuge war es denn auch, der die Justiz der Landeshauptstadt Dresden so in Aufregung versetzte. Falko H. werden insgesamt 163 Fälle von Drogenhandel vorgeworfen. Zwischen den Jahren 2004 und 2008 soll er 24 Kilogramm Crystal im Wert von 1,5 Millionen Euro verkauft haben.

SEK schreckte den Ort hoch

H. gilt zwar als einer der Häuptlinge der Dresdner Drogenszene; sein Haus jedoch steht im beschaulichen Großenhainer Stadtteil Weßnitz. Vermutlich hat der frühere Sportmanager seine auffällige Toskana-Villa am Kirchweg mit Drogeneinkünften bezahlt.

Vor einigen Jahren sei die Familie hierher gezogen, erinnert sich Wolfgang Reuße, der frühere Ortsvorsteher. Die H.s kauften eine Baulücke. Die Villa baute das Strogaer Bauunternehmen Manfred Grafe. Falkos Schwiegereltern waren schon vorher nach Weßnitz gezogen. „Als dann der Polizeieinsatz vor ein paar Jahren bei Nacht und mit allen Raffinessen vonstatten ging, waren alle Weßnitzer schockiert“, erinnert sich Reuße. Falko H. habe mit Frau und Kind in der Villa gewohnt beziehungsweise sei noch gar nicht richtig eingezogen. Doch in letzter Zeit waren die Jalousien des Hauses oft unten. Frau H. soll mittlerweile in Dresden leben, munkelt man in Weßnitz. Falko H. saß nun schon längere Zeit im Gefängnis.

Am gestrigen zweiten Verhandlungstag wollte sich der Vorsitzende Richter Herbert Pröls zunächst ein Bild von der Glaubwürdigkeit des Belastungszeugen machen. Thomas S. hatte übers Chemnitzer Rotlichtmilieu Kontakt zur Dresdner Drogenszene bekommen und war hier seit dem Jahr 2004 aktiv.

Er ist wegen verschiedener Delikte, wie Betrug, Diebstahl und Drogenbesitz, vorbestraft. Das Gericht versuchte herauszufinden, ob seine Aussagewilligkeit nicht einfach dem Motiv entspringt, Strafmilderungen in eigener Sache herauszuschlagen.

Zwar versicherte S., dass er mit seiner neuen Freundin von nun an ein seriöses Leben führen wolle, aber Richter Pröls hielt ihm vor, dass er Ähnliches bereits in früheren Verfahren behauptet habe. Während der vierstündigen Zeugenbefragung hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung Pause, der Richter fühlte dem Belastungszeugen selbst auf den Zahn. Manchmal so schmerzhaft, dass es Thomas S. die Sprache verschlug.

Wie glaubwürdig ist der Zeuge?

Wenn er früher schon moralische Argumente als taktisches Mittel eingesetzt habe, so Pröls, dann sei es jetzt um seine Glaubwürdigkeit natürlich nicht zum Besten bestellt.

Die Angeklagten Falko H. und Jörg W. nahmen die Kopfwäsche, die der Belastungszeuge vom Gericht erhielt, unbewegt bis amüsiert zur Kenntnis. Man darf gespannt sein, ob die Lebensbeichte ihres früheren Kumpans das Gericht tatsächlich überzeugen kann.

Allein von seiner Glaubwürdigkeit hängt ab, wie lange Falko H. endgültig seine Weßnitzer Villa mit einer spartanischeren Unterkunft vertauschen muss. Der nächste Prozesstag ist auf den Mittwoch nächster Woche angesetzt.