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Als Panzer gegen die Solidarnosc aufrollten

Mit der Verhängung des Kriegsrechts in Polen zeigte Warschaus Führung vor30 Jahren noch einmal Härte gegen die Opposition.

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Von Eva Krafczyk, Warschau

Auch in diesem Jahr wird sich ein kleines Grüppchen von Demonstranten in der Nacht zum 13. Dezember wohl vor dem Haus von General Wojciech Jaruzelski versammeln. Anders als die polnische Justiz sind sie noch nicht fertig mit dem inzwischen hochbetagten und gesundheitlich schwer angeschlagenen General, der vor 30 Jahren das Kriegsrecht über Polen verhängte.

Das Bild des Mannes mit der schwarzen Sonnenbrille und dem versteinerten Gesichtsausdruck ging damals um die Welt. Das Kriegsrecht war die brutale Antwort auf das Aufbegehren der Arbeiter, die im August 1980 die Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) durchgesetzt hatten. Nun erstickten Panzer, Schlagstöcke der Polizei und Internierungslager die Hoffnung auf mehr Freiheit, auf einen Sozialismus mit menschlichen Zügen.

Hoffen auf Gerechtigkeit

In Warschau geht der Prozess gegen mehrere der damals verantwortlichen Politiker in die Schlussphase. Jaruzelski sitzt seit Herbst nicht mehr auf der Anklagebank, das Verfahren wurde wegen seines Gesundheitszustands eingestellt. Jaruzelski seinerseits betonte auch vor Gericht stets, er habe das kleinere Übel gewählt, um die große Tragödie einer militärischen Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten zu verhindern.

Auf ein Stück wenigstens symbolischer Gerechtigkeit warten etwa die Angehörigen der neun Bergleute der Zeche Wujek in Kattowitz. Die wurden von der berüchtigten Sondermiliz Zomo erschossen, als Sicherheitskräfte einen Streik gewaltsam beendeten. (dpa)