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Als Weltvernetzer zum Milliardär

Milliardär hätte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg schon längst sein können - an Kaufangeboten für das Netzwerk mangelte es nicht. Er zog es vor, Facebook in aller Stille zu einem Giganten mit 800 Millionen Mitgliedern auszubauen. 2012 ändert sich das wohl.

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Von Andrej Sokolow

New York. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg dürfte spätestens im kommenden Sommer zum Milliardär werden. Mindestens 24 Milliarden Dollar würde der heute 27-Jährige dann auf die Waage bringen, schätzt das „Wall Street Journal“. Voraussetzung ist, dass das weltgrößte Online-Netzwerk wie erwartet im zweiten Quartal 2012 mit einer Bewertung von 100 Milliarden Dollar an die Börse geht. Die geschätzten 24 Prozent, die Zuckerberg an Facebook hält, werden ihn dann zumindest auf Papier in die Liga der reichsten Menschen der Welt katapultieren.

In den vergangenen Jahren sträubte sich Zuckerberg gegen einen Gang an die Börse. Er ziehe die Freiheit vor, sein schnell wachsendes Unternehmen zu gestalten, ohne aufgeregten Investoren Quartal um Quartal immer bessere Zahlen präsentieren zu müssen. Jetzt scheint ein Börsengang im kommenden Jahr jedoch so gut wie unvermeidlich, da Facebook mit Erreichen der Schwelle von 500 Anteilseignern nach US-Börsenrecht ohnehin seine Geschäftszahlen offenlegen muss.

Dass es Zuckerberg nicht um schnellen Reichtum geht, bewies er bereits vor Jahren als er Milliarden-Kaufangebote wie 2006 das von Yahoo ausschlug. Wohlgemerkt: Damals war Facebook noch ein Zwerg ohne jegliche Erfolgsgarantie. Die heutige Zahl von rund 800 Millionen Nutzern wäre damals niemandem in den Sinn gekommen. Die Zielstrebigkeit brachte Zuckerberg sogar ein seltenes Lob des notorisch kritischen Steve Jobs ein. Er bewundere Zuckerberg dafür, dass er nicht auf schnelles Geld aus sei und stattdessen selbst seine Vision umsetzen wolle, sagte der kürzlich verstorbene Apple-Gründer seinem Biografen Walter Isaacson.

Die Vision sei, über Facebook die Menschen weltweit zu vernetzen, wird Zuckerberg nicht müde zu wiederholen. Alle Lebenssituationen solle eine „Facebook“-Schicht durchdringen und Leuten die Möglichkeit geben, alles miteinander zu teilen. Diese Idee setzt er von Anfang an mit erstaunlichem Starrsinn durch, auch wenn Facebook gelegentlich einen Schritt zurück machen musste - weil es den Nutzern zu weit ging.

Typisches Beispiel war der 2007 gestartete Dienst Beacon, bei dem Einkäufe der Mitglieder automatisch ihren Facebook-Freunden mitgeteilt wurden. Nach einem Aufschrei vieler Nutzer und einer Sammelklage wurde Beacon (Leuchtturm) schließlich 2009 beerdigt. Heftige Kritik gab es auch, als die Standard-Voreinstellung für die Facebook-Profile plötzlich auf „öffentlich“ geändert wurde - wodurch sogar private - wenn auch nicht besonders aufregende - Fotos des Facebook-Gründers selbst im offenen Internet landeten.

Zuckerberg lernte daraus, dass man den Nutzern einfach mehr Zeit lassen muss, sich an die offene Facebook-Kultur zu gewöhnen. Heute werden laut Facebook jeden Tag 250 Millionen Fotos in der Plattform hochgeladen. Und seit kurzem können Medien ihre Facebook-Ausgaben mit einer „sozialen“ Funktion versehen: Wenn ein Nutzer einen Artikel liest, sehen seine Freunde das sofort in einem „Ticker“ au ihrer Seite. Ein Aufschrei blieb diesmal aus. In Deutschland allerdings lassen die Datenschützer nicht locker und werfen Facebook vor, die Anwender zu beschatten.

Mit einem Marktwert von 100 Milliarden Dollar läge Facebook deutlich hinter Tech-Schwergewichten wie Apple, Microsoft oder IBM. Den weltgrößten Online-Einzelhändler Amazon oder den Unterhaltungskonzern Disney hätte Facebook damit aber nach heutigem Stand überholt. Nicht schlecht für eine Firma, die vor nicht einmal acht Jahren im Studentenwohnheim gestartet wurde. Die chaotische Gründungszeit sorgte - auch angesichts des Lockrufs der Börsen-Milliarden - für jahrelange Konflikte mit Plagiatsvorwürfen, Klagen und viel schmutziger Wäsche. Alles filmreifer Stoff, den Hollywood mit „The Social Network“ auf die große Leinwand brachte.

Eine Hauptrolle in dem Streit um Facebook haben die Winklevoss-Zwillinge: Sie werfen Zuckerberg vor, die Facebook-Idee von ihnen geklaut zu haben. In einem Vergleich handelten sie mehr als 100 Millionen Dollar Schadenersatz aus, wollten dann aber noch mehr haben. Später tauchte auch noch ein ehemaliger Holzpellets-Händler auf, der behauptet, ein ausgebooteter Geschäftspartner mit Anspruch auf ein Viertel an Facebook zu sein. Das Netzwerk wirft dem Mann vor, den als Beweis vorgelegten Vertrag schlicht gefälscht zu haben. (dpa)