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Also doch: Glocken kommen nun aus Lauchhammer

Die Lampertswalder Glocken-Frage hat sich rasant in eine neue Richtung bewegt. Wird nun endlich alles gut?

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© K.-D. Brühl

Susanne Plecher

Am Freitag hat Wolfgang Hoffmann, Lampertswalder Kirchenvorstand und Bürgermeister in Personalunion, die Katze aus dem Sack gelassen: Die Glocken, auf deren Neuguss die Gemeinde nun schon über ein dreiviertel Jahr warten muss, werden nicht mehr in Maria Laach gefertigt. Sie sollen in Lauchhammer gegossen werden. Das hat der Kirchenvorstand in einer außerordentlich einberufenen Sitzung am Donnerstagabend einstimmig beschlossen.

Dieser Entschluss zieht einen Schlussstrich unter das nervenaufreibende Hin und Her, das Kirchgemeinde, Landeskirche und Glockengestalterin Christiana Weber seit Oktober 2012 ertragen haben. Die Dresdner Künstlerin brachte den Stein Montagmittag mit einem Anruf bei Hoffmann ins Rollen. Ob er denn nicht darüber informiert worden sei, dass die Gießerei der Benediktinerabtei den Gusstermin erneut verschoben hätte, dieses Mal auf den 22. November? Weder Hoffmann, noch die Kirchgemeinde waren darüber in Kenntnis gesetzt worden. Pfarrer Matthias Spindler, den ein entsprechendes Schreiben aus Maria Laach erreicht hatte, hatte die Nachricht nicht weitergereicht. „Wenn ich das nicht durch Frau Dr. Weber erfahren hätte, wüssten wir nichts davon“, sagt Hoffmann reichlich verschnupft. Was ihn am meisten aufregte, war freilich der neue Gusstermin, der auf einmal Ende November angesetzt worden war. Eigentlich hätten die Glocken, die bereits im Oktober 2012 fehlerhaft gegossen und deshalb reklamiert worden waren, schon am 24. Mai, dann am 12. Juli hergestellt werden sollen. „Das Maß war nun endgültig voll“, so Hoffmann. Er wandte sich an Norbert Hesse, den Beauftragten für Geläute und Turmuhren im Regionalkirchbereich Dresden, der die Gemeinde von Anfang an in der Glockenfrage begleitet hat. Und nagelte ihn auf einer Aussage fest, die vorab getätigt worden war: Wenn der Gießtermin wieder verschoben wird, dann wird der Vertrag mit den Mönchen gekündigt. Hesse willigte ein, einen Kündigungstext aufzusetzen.

Am Mittwoch, dem 31. Juli, sind Kirchenvorstandschefin Eva-Maria Hantrich und Wolfgang Hoffmann gemeinsam nach Lauchhammer gefahren. Der Geschäftsführer der dortigen Glockengießerei, Andreas Tietz, gab grünes Licht. Wenn binnen einer Woche der Auftrag vorliege, so die Quintessenz des Gespräches, dann würden die Glocken noch Ende Oktober gegossen. So soll es nun kommen.

Der bestehende Vertrag mit der Gießerei der Benediktinerabtei in Maria Laach wird einvernehmlich aufgehoben. Deren Chef, Bruder Michael, habe die Kündigung zunächst mündlich anerkannt. Am Freitag ging dort eine entsprechende E-Mail, heute die Papierversion per Post ein. Die reklamierten Glocken, die noch in Ortrand eingelagert sind, wird die Kirchgemeinde auf eigene Kosten in die Eifel bringen. „Ich habe mich auch nur noch geärgert“, sagt Norbert Hesse. Besonders enttäuscht ist er darüber, dass die Gießerei ihr Wort so oft gebrochen habe. „Was dort im Laufe des letzten Jahres passiert ist, kann man nicht mehr nachvollziehen“, sagt er. Zunächst war ein neuer Gießtermin im Mai angesetzt worden, weil sich der Bau des neuen Gießhauses durch den langen Winter verzögert hatte. Als der endlich abgeschlossen war, haben die Mönche beschlossen, den Hof vor dem Gießhaus auch noch überarbeiten zu lassen. Was sie nicht ahnen konnten: Es befand sich sehr viel Bauschutt im Boden, so dass der Hof tief ausgekoffert werden musste und sich der Zeitplan erneut drastisch verzögerte. Denn durch die Bauarbeiten war kein Rankommen mehr ans neue Haus, das übrigens mit dem Guss der Martins-Kirchglocken eingeweiht werden sollte. „Die Produktion hätte im Vordergrund stehen müssen, wenn man so hoffnungslos in Zeitnot ist“, so Hesse.

Die Vertrauensgrundlage zur gedeihlichen Zusammenarbeit mit den Benediktinern sei nun erschüttert. Neue Aufträge aus dem Regionalkirchbereich werden dort wohl auf absehbare Zeit nicht mehr eingehen. Das kann den Lampertswaldern erst einmal egal sein. Wichtig für sie ist, dass die Karten neu gemischt sind. Zwar kostet der Guss in Lauchhammer etwa 2.000 Euro mehr als in Maria Laach. Aber dafür hat sich Hoffmann schon etwas einfallen lassen: „Wir dritteln den Betrag“, so, dass die Landeskirche, die Kirchgemeinde und die Benediktinerabtei ihn gemeinsam schultern.