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Altenberg: Was ein Australier und eine Münchnerin mit der alten Kutscherstube vorhaben

Die neuen Schilder an der ehemaligen Gaststätte sind sicher schon vielen aufgefallen. Aber was steckt hinter "Gold Rox?"

Von Siiri Klose
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Sabine Greb und Brad Taylor haben nicht nur die Stühle der Kutscherstube verändert.
Sabine Greb und Brad Taylor haben nicht nur die Stühle der Kutscherstube verändert. © Egbert Kamprath

Die alte Kutscherstube am Altenberger Uferweg ist nicht wiederzuerkennen. Bis hin zum Türrahmen ist der ehemalige Gastraum komplett in dunkles Anthrazit getaucht. Davor leuchten Bilder in kräftigen Farben wie Edelsteine. Eine andere Wand ist großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien vorbehalten. Der Raum mutet an wie eine extravagante Galerie - und genau das soll die Galerie Gold Rox ja auch sein.

Brad Taylor weist auf den goldbemalten Feldsteinsockel im Hausflur: Als "Gold Rocks" standen sie Pate für den Galerienamen. Auch sonst haben der gebürtige Australier und Sabine Greb aus München das Haus gründlich verändert. Uwe "Lauser" Wolf, der verstorbene Kutscherstubenwirt, war berühmt für seine schrägen Ideen - und hätte keine würdigeren Nachfolger als die beiden finden können.

Musiker, Fotograf, Künstler

"Wir hätten uns gut verstanden", sagt auch Sabine Greb, die das Haus zusammen mit ihrem Lebensgefährten vor anderthalb Jahren erwarb. "An seinem Todestag gingen wir zu seinem Grab und spielten ihm AC/DC vor." Dass der Lauser ein riesiger Fan dieser Band war, trifft sich gut mit dem Umstand, dass Brad Taylor ebenfalls Musiker ist. In Melbourne spielte er in einer Band. Jetzt stehen Schlagzeug, E-Gitarre und Gitarre im eigenen Probenraum.

In Melbourne absolvierte er auch das Photography Studies College. Neben Konzertfotografien von den Ramons und Nick Cave hat er in der Gold Rox-Galerie Schnappschüsse von skurrile Straßenszenen ausgestellt. Straßenfotografie sei "my first love", sagt er. Es fasziniert ihn jedoch auch, Motive zu inszenieren: In einer schwarz-weiß-Serie spielt eine verhüllte Gestalt vor verschiedenen Landschaften dramatisch die Geige.

Platz für alle Ideen gesucht

"Mein Großvater kam aus Europa, und auch ich habe mich immer schon eher als Europäer gefühlt", sagt er. Nachdem er Sabine Greb kennenlernte, folgte er ihr nach München. Aber warum ziehen eine Münchnerin und ein Australier ausgerechnet nach Altenberg, um eine Galerie zu eröffnen?

"Wir verwirklichen uns hier gerade unseren Traum", sagt Sabine Greb und geht auf der Treppe voraus ins Obergeschoss, wo einst die Pensionszimmer lagen. "Davon gab es zwölf. Die haben wir inzwischen alle belegt", sagt sie lachend. Sie nutzen die Räume als Arbeitszimmer, Fotostudio, Atelier, als Werkstatt mit Plotter und Drucker - und natürlich als Probenraum.

Nach so viel Platz hatte das Paar lange gesucht. "Wir haben zehn Jahre in München gelebt, und es war klar, dass so etwas dort nicht zu machen ist", sagt Sabine Greb. Als Lehrerin kann sie überall arbeiten, dachte sie sich. Auch dort, wo die Wohn- und Lebensraum nicht so teuer ist. Nach reiflicher Überlegung verkauften sie ihre Münchner Wohnung und siedelten im ersten Schritt nach Dresden über. "Das ist eine Stadt, die für Kunst steht."

Kutscherstuben-Stühle wurden zu Kunstwerken

Von Dresden aus suchten sie nach einem Ort, der zu ihren Ideen passte. "Insgesamt schauten wir uns in anderthalb Jahren 50 Häuser an. Dieses hier war mit Abstand das beste", sagt Greb. Gut in Schuss, schön gelegen. Anfangs pendelte Sabine Greb noch zu einer Schule in Dresden, inzwischen ist sie an der Altenberger Grundschule tätig - und arbeitet selbst im künstlerischen Metier. Die Umwandlung der Kutscherstuben-Stühle in vielfarbige Einzelkunstwerke trägt auch ihre Handschrift.

Als Grundlage für Bilder wie "Doppelter Ärger" verwendet Brad Taylor stark bearbeitete Fotos.
Als Grundlage für Bilder wie "Doppelter Ärger" verwendet Brad Taylor stark bearbeitete Fotos. © Egbert Kamprath
Das die Kutscherstube jetzt "Gold Rox" heißt, ist nicht zu übersehen.
Das die Kutscherstube jetzt "Gold Rox" heißt, ist nicht zu übersehen. © Egbert Kamprath
Die Beatles sind Taylors musikalische Vorbilder. Ujnd natürlich auch Andy Warhols Kunst.
Die Beatles sind Taylors musikalische Vorbilder. Ujnd natürlich auch Andy Warhols Kunst. © Egbert Kamprath

Brad Taylor verarbeitet die Fotografie auch weiter zu klassischer Pop Art - schrillbunte Bilder mit fliegenden Cadillacs, Marilyn Monroes mit E-Gitarre und eigenen, stark verfremdeten Motiven. "Ich spiele gern mit Kitsch", sagt er, und Sabine Greb bestätigt: "Wir stöbern auf Flohmärkten und bei Trödlern nach Antiquitäten, die sich verarbeiten lassen."

Mehr Glitzer für Altenberg

Doch manchmal ist all das Bunte wie ein Bonbonpapier, in dem Taylor einen ernsten Inhalt eingewickelt: Der Clown Roland McDonald neben Jesus: "das sind beides Symbole, nur für verschiedene Firmen", meint Taylor. Eine Collage aus einer zerbrochenen Geige und Spiegelscherben hinter einem Vorhang symbolisiert für ihn existenzielle Angst. "Kunst sollte provozieren", sagt er auf Englisch. "Sie muss Leute nicht glücklich machen."

Doch ein Besuch in der Gold-Rox Galerie macht auf jeden Fall glücklich: Weil die beiden Neu-Altenberger vor Ideen sprühen und keine Angst haben, sie umzusetzen. Und weil es in allen Ecken glitzert und funkelt.

In der Gold-Rox Galerie gibt es auch die Möglichkeit, Kunst in Auftrag zu geben und Porträts fotografieren zu lassen: Altenberg, Uferweg 6. Die erste Ausstellung soll im April eröffnen. Brad Taylor und Sabine Greb wollen den genauen Termin noch bekannt geben. Auskunft gibt es auf der Webseite www.gold-rox.com