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Altenberg: DDR-Platte wird modernes Wohnquartier

In der Walter-Richter-Straße 1-7 rückt der Baustart näher, 34 neue Mietwohnungen entstehen dort. Der Wohnblock soll nur der Auftakt sein.

Von Anja Ehrhartsmann
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Sophia Mäschker, Geschäftsführerin der WVG Altenberg, hält die Umbaupläne in Händen.
Sophia Mäschker, Geschäftsführerin der WVG Altenberg, hält die Umbaupläne in Händen. © Egbert Kamprath Egbert Kamprath

Sophia Mäschker atmet auf. Nach vier Jahren intensiver Arbeit mit Rückschlägen, Höhen und Tiefen kann es die Geschäftsführerin der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH (WVG) Altenberg nun kaum mehr abwarten, bis der Schnee geschmolzen ist und das große Sanierungsprojekt in der Walter-Richter-Straße endlich in die Tat umgesetzt werden kann. Nach der langen Zeit der Vorarbeit will sie nun endlich Fakten schaffen und es allen Kritikern zeigen.

Die Sanierung des Wohnblocks, der 1985 gebaut wurde, hat der Aufsichtsrat der WVG bereits 2017 beschlossen. Damals waren noch 26 der insgesamt 45 Wohneinheiten vermietet. "Wir haben keinen einzigen Mieter verloren", sagt Sophia Mäschker nicht ohne Stolz. Allen wurde ein Angebot gemacht - die WVG verwaltet 600 Wohnungen in Altenberg - die Umzugskosten hat die Gesellschaft übernommen. Bis 2018 wurde der Block 1-7 leergezogen, danach begannen schon die Abbrucharbeiten im Haus. Der Wohnblock wurde komplett entkernt, also wieder in den Rohbauzustand versetzt.

Mehrere Gutachten mussten zudem beauftragt werden, zwischenzeitlich gab es auch einen Planerwechsel. 2020 kam das neue Planungsbüro IGC, Ingenieurgemeinschaft Cossebaude, mit an Bord, die mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Plattenbausanierung haben. 2021 wurde die komplette Entwurfs- und Genehmigungsplanung gemacht ohne die der Bauantrag nicht beim Landratsamt hätte eingereicht werden können. "Großer Meilenstein war, als wir den Bauantrag selbst am 30. Juni im Landratsamt abgegeben haben", sagt Sophia Mäschker. Die Baugenehmigung wurde am 11. November erteilt, ein denkwürdiger Tag für die Geschäftsführerin der WVG.

Doch nicht nur der Planungsprozess, sondern auch die Gespräche mit den Banken haben gedauert. Nach mehrmonatigen, intensiven Verhandlungen haben wir schließlich im Januar eine verbindliche Darlehenszusage bekommen, schildert Sophia Mäschker. Jetzt ist endlich Zeit, nach vorne zu schauen.

Neue Wohnungen mit flexiblen Grundrissen

Der Wohnblock 1-7, Plattenbau Typ IW 74, in der Walter-Richter-Straße wird künftig nur noch zwei statt vier Eingänge haben und deshalb die Anschrift 1/7 bekommen. Jeder Eingang bekommt einen Aufzug, der auf den Wohnetagen hält und nicht auf Zwischengeschossen. Der Zugang zu den Wohnungen wird demnach barrierefrei, die Wohnungen selbst barrierearm. Das soll natürlich ältere Menschen ansprechen, erklärt Sophia Mäschker, insgesamt wird aber das Konzept verfolgt, mehrere Generationen unter ein Dach zu bringen, also auch Familien mit Kindern und Paare.

Um das zu erreichen, sieht die Planung Wohnungen unterschiedlicher Größe und mit teils flexiblen Grundrissen vor. So gibt es kleinere und größere Zweiraumwohnungen, verschieden geschnittene Dreiraumwohnungen und geräumige Vierraumwohnungen - gerade die seinen laut Sophia Mäschker in Altenberg derzeit Mangelware.

Unter all ihren Mietern hat die WVG zu Beginn der Planung eine Umfrage durchgeführt. Diese ergab, dass sich die meisten eine größere Zweiraumwohnung wünschen, mit offener Wohnweise und separatem Schlafzimmer. Dem soll die flexible Grundrissgestaltung nun Rechnung tragen. Die Mieter können vorab festlegen, ob der Koch- vom Ess-Wohnbereich mit einer Wand getrennt wird oder nicht. Jede Wohnung bekommt außerdem einen eigenen Balkon. Auch die Dachgeschosswohnung im Giebel zur Max-Niklas-Straße hin. "Das wird ein absolutes Highlight", ist sich Sophia Mäschker sicher.

Die neue Vierraumwohnung in der Walter-Richter-Straße 1/7 in Altenberg hat einen flexiblen Grundriss. Die Mieter können entscheiden, ob der Koch- vom Ess-Wohnbereich mit einer Wand getrennt wird oder nicht.
Die neue Vierraumwohnung in der Walter-Richter-Straße 1/7 in Altenberg hat einen flexiblen Grundriss. Die Mieter können entscheiden, ob der Koch- vom Ess-Wohnbereich mit einer Wand getrennt wird oder nicht. © WGV Altenberg

Etwa die Hälfte der Wohnungen sei schon reserviert. Doch bis die Mieter einziehen können, gibt es noch viel zu tun. Ab 7. März wird die Baustelle eingerichtet, dann wird die Fassade fallen, das Dach kommt runter, die alten Fenster raus, die Neuen rein, bevor es schließlich im Inneren des Gebäudes zur Sache geht. Der erste Eingang soll im März 2023 bezugsfertig sein, der Zweite dann im Juni.

Sophia Mäschker betont: Wir wollen mit dem neuen Wohngebäude keinen Leuchtturm bauen, nach und nach sollen die anderen Wohnblocks folgen. Entstehen soll ein Wohnquartier mit neuem Gesicht und neuem Namen: Was bisher bei den Altenbergern Chicago-Wohnviertel heißt, wird zum Wohnquartier "Bergwiesen". Den Anfang macht nun das Haus "Orchidee", wie es nach dem Umbau heißen soll. Die Farbgestaltung der Fassade ist in Anlehnung an das heimische Knabenkraut gedacht, einem Orchideengewächs. Die anderen Häuser werden "Moos- oder Vogelbeere", "Feuerlilie", "Wildapfel" und "Bärwurz" mit entsprechendem Farbkonzept.

Im Wohnquartier "Bergwiesen" sollen die Häuser in Anlehnung an die heimische Pflanzenwelt eine entsprechende Farbgestaltung bekommen.
Im Wohnquartier "Bergwiesen" sollen die Häuser in Anlehnung an die heimische Pflanzenwelt eine entsprechende Farbgestaltung bekommen. © WVG Altenberg
Die neue Außenansicht des Wohngebäudes in der Walter-Richter-Straße 1/7.
Die neue Außenansicht des Wohngebäudes in der Walter-Richter-Straße 1/7. © WVG Altenberg
Der Wohnblock in der Walter Richter Straße 1-7 in Altenberg wurde 1985 gebaut und ist sanierungsbedürftig.
Der Wohnblock in der Walter Richter Straße 1-7 in Altenberg wurde 1985 gebaut und ist sanierungsbedürftig. © Egbert Kamprath

Alle Häuser sollen ein anthrazitfarbenes Dach bekommen, die Vorhäuser bestehen aus einer Metall-Glas-Konstruktion, das dritte Geschoss wird in Erzgebirgsoptik daherkommen.

Eine Zeitschiene, wann die anderen Blöcke dran sind, gibt es noch nicht. Spätestens innerhalb der nächsten zehn Jahre soll das neue Wohnquartier aber fertig sein. Wesentlicher Unterschied zur jetzt anstehenden Sanierung wird sein, dass die Arbeiten über die Bühne gehen, ohne dass die Wohnblöcke leergezogen werden. "Da wird es Abstriche geben", sagt Sophia Mäschker. "Wir gehen davon aus, dass wir deshalb nicht überall die Grundrisse ändern."