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Erzgebirgische Landschaften auf Schloss Lauenstein

Schloss Lauenstein zeigt Malerei und Grafik aus vierzig Jahren Sammeltätigkeit.

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Das "Erzgebirge" von Christa Engler-Feldmann ist derzeit in der Ausstellung auf Schloss Lauenstein zu sehen.
Das "Erzgebirge" von Christa Engler-Feldmann ist derzeit in der Ausstellung auf Schloss Lauenstein zu sehen. © Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein

Gastbeitrag von Dieter Hoefer

Seit 1979 ist das Schloss Lauenstein ein Museum, und seither sammeln die jeweiligen Leiter Kunst. Jürgen Albertus legte den Schwerpunkt auf Landwirtschaft und Landschaftsmotive. Mittlerweile sind rund 300 Kunstwerke zusammengekommen, vorwiegend aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein kleiner Teil ist in den Räumen der Dauerausstellung zu sehen, doch das Meiste wurde noch nie gezeigt. Jetzt gibt es eine Chance: In der aktuellen Ausstellung präsentiert die Leiterin Gabriele Gelbrich 44 Arbeiten von 29 Künstlern.

Überraschendes bei altbekannten Namen

Der ehemals in Börnchen lebende Curt Querner ( 1904-1976) ist mit zwei Aquarellen vertreten. „Landschaft Karsdorf“ von 1960 und das „Gehöft“ von 1942 zeigen seine Meisterschaft.

Werner Haselhuhns (1925-2007) „Feld im Sommer“ ist eine Farbexplosion. Das golden und rot schimmernde Getreidefeld wiegt sich im Wind. Ebenso beeindruckend zwei Holzschnitte. Das „Pferdegespann“ von 1966 gibt er mit deftigen, groben Schnitten wieder, die einen zusammen mit dem stark kontrastierenden Schwarz-Weiß-Gegensätzen des Holzschnitts die schwere landwirtschaftliche Arbeit direkt spüren lassen.

Werner Haselhuhns farbenprächtiges "Feld im Sommer"
Werner Haselhuhns farbenprächtiges "Feld im Sommer" © Osterzgebirgsmuseum Schloss Laue

Heribert Fischer-Geisings „Schäferei bei Lauenstein“, ein Aquarell von 1952, ist eher von der neuen Sachlichkeit der 1930er-Jahre geprägt. Erstaunlich auch die Arbeiten von Fritz Tröger (1894-1978). In Laske bei Kamenz hatte er seit 1936 sein Landatelier. Hier entstanden viele seiner Landschafts-und Dorfansichten. Das er auch Motive im Erzgebirge fand, wie die „Dorfstraße mit Traktor“ (Faserstift/Kreide, 1974) wird für viele Kunstfreunde neu sein.

Morbide Radierungen von Reichelt

Die "Kornpuppen" von Gerhard Schiffel (1913-2002) waren früher ein prägendes Element der Sommer- und Herbstzeit. Sein Aquarell von 1952 erinnert an die aufwendige Handarbeit, die in der Landwirtschaft damals noch anfiel.

Hans-Jürgen Reichelts (1956) Arbeiten haben immer etwas morbides an sich, und doch überwiegt die Neugier, alles genau anzuschauen, um jedes noch so kleine Detail erkennen zu können („Das Jauchefass“, Radierung, 1991).

Gerhard Schiffel hat den Kornpuppen im Aquarell ein Denkmal gesetzt.
Gerhard Schiffel hat den Kornpuppen im Aquarell ein Denkmal gesetzt. © Osterzgebirgsmuseum Schloss Laue

Nichts vom sozialistischen Realismus

Eine echte Überraschung ist „Herbst im Erzgebirge“, ein Ölgemälde von 1973 von Paul Michaelis (1914-2005), der von 1959 bis 1964 Dozent, Professor und Rektor an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden war. Dass Michaelis vor allem als Maler des sozialistischen Realismus bekannt wurde und im Gedächtnis Vieler mit Arbeiten zur NVA, zur DDR oder mit Porträts von Angela Davis und Sigmund Jähn blieb, wird seinem Œuvre nicht gerecht.

Die hier ausgestellte Arbeit zeigt einen Blick auf zwei kleine Berghütten in einem Tal. Ein aufkommendes Unwetter steht wie eine gespenstische Wand im Raum und nimmt einen großen Teil des Bildes ein. Michaelis schafft es, mit der Farbe eine Stimmung zwischen unheimlich und faszinierend einzufangen.

Paul Michaelis "Herbst im Osterzgebirge" lässt nichts vom sozialistischen Realismus spüren.
Paul Michaelis "Herbst im Osterzgebirge" lässt nichts vom sozialistischen Realismus spüren. © Osterzgebirgsmuseum Schloss Laue

Spaziergänge in den Dörfern

Ein großer Reiz der Ausstellung besteht darin, eher unbekannte Künstler kennenzulernen. Werner Hanskes (1903-1983) „Niklasberg“, das heutige Mikulov im böhmischen Erzgebirge, ist eine lavierte Kreidezeichnung, die den 500-Seelen-Ort aus ungewöhnlicher Perspektive zeigt. Ähnlich die Arbeit von Rudolf Herrmann (1876-1963), ein Aquarell von 1935. Es zeigt uns „Bärenstein“ im Winter. Sommerlich geht es bei Hans Lindner (1883-1944) zu. „Feldlandschaft mit Spaziergängern“ ist ganz im Stil des französischen Impressionismus gemalt. Eine stimmungsvolle Abbildung eines flüchtigen Moments.

Naive Manier bei Christa Engler-Feldmann

Kurt Preissler (1893-1968) studierte an der Kunstakademie in Dresden u.a. bei Robert Sterl und Richard Müller. Obwohl ihn Studienreisen nach Dänemark, in die Schweiz oder nach Italien und Polen führten, ließ ihn sein Geburtsort nicht los. In und um Sayda, zwischen Rechenberg-Bienenmühle und Olbernhau gelegen, entstanden seine Dorf- und Landschaftsansichten wie der ausgestellte „Vorfrühling in Sayda/Ullersdorf“, eine Kreidezeichnung von 1947. Christa Engler-Feldmanns (1926-1997) bekannteste Arbeit war ein Gobelin im alten Dresdner Kulturpalast. Die Malerin und Textilgestalterin stellt mit der Ölarbeit „Erzgebirge“ in spielerisch naiver Manier erzgebirgische Motive von damals und heute gegenüber.

Die künstlerischen Sichtweisen bringen die erzgebirgischen Landschaften zum Funkeln. Der Gang durch die Ausstellung ist eine Wanderung durch die Jahreszeiten und Jahrzehnte.

Ausstellung: Erzgebirgische Landschaften – aus der Sammlung Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein bis 8. Mai, Schloss Lauenstein, Di bis So 10 bis 16.30 Uhr, www.schloss-lauenstein.de

Dieter Hoefer ist Vorsitzender des Stiftungsrats der Heribert-Fischer-Geising-Stiftung.