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Zinnwalder Grenzschützer mit Bürgermeister-Ambitionen

Henry Beeckmann will bei der Wahl im Juni Stadtoberhaupt von Altenberg werden. Für das Amt fühlt er sich gut gewappnet. Aber wie ist er privat?

Von Anja Ehrhartsmann
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Bürgermeisterkandidat Henry Beeckmann geht in seiner Freizeit gerne mit Hündin Mila spazieren.
Bürgermeisterkandidat Henry Beeckmann geht in seiner Freizeit gerne mit Hündin Mila spazieren. © Egbert Kamprath

Die Sonne blitzt vorsichtig durch die Wolken. Auf seinem Spaziergang hält Henry Beeckmann kurz inne, atmet tief durch und lässt den Blick schweifen. "Von hier aus hat man eine wunderbare Sicht über Zinnwald", findet er. Doch lange kann er diesen Ausblick nicht genießen. Hündin Mila hat andere Interessen und zerrt in freudiger Erwartung an der Leine. "Ja, du bekommst deinen Ball ja gleich", sagt der 57-Jährige mit einem Lachen und streicht der Labrador-Mischlingshündin über den Kopf. So oft es sein Dienstplan zulässt, geht der Bundespolizist mit Mila vor die Tür. Daran soll sich auch nichts ändern, falls er am 12. Juni zum Bürgermeister von Altenberg gewählt wird.

Seit die Bundespolizei umgezogen ist, arbeitet Henry Beeckmann in Dippoldiswalde. Der Zinnwalder ist für die Überwachung des Grenzbereichs zuständig, also das Gebiet bis 30 Kilometer ins Inland hinein. Mittlerweile kennt der 57-Jährige den Grenzstreifen wie seine Westentasche, doch das war nicht immer so.

Denn eigentlich stammt Henry Beeckmann aus Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt. Ins Osterzgebirge kam er eher auf Umwegen. Anfang der 1990er-Jahre wurde der Betrieb, in dem der gelernte Maschinenanlagemonteur damals arbeitete, wie viele andere Betriebe nach der Wende einfach abgewickelt. Henry Beeckmann musste sich beruflich neu orientieren. „Der Bundesgrenzschutz hat damals Leute gesucht. Ich habe mich beworben und wurde genommen.“ Schließlich fing er 1991 beim damaligen Bundesgrenzschutz in Eisenach an.

Neue Heimat in Zinnwald-Georgenfeld

Nachdem er in sein Aufgabenfeld eingearbeitet war, stand ein Ortswechsel an. Für ihn sollte es eigentlich nach Seifhennersdorf, an die Grenze zu Polen und Tschechien, gehen. „Wir waren da häufiger zu Einsätzen und ich kannte mich auch schon etwas aus.“ Doch sein damaliger Kollege, der von dort stammte und gerne in die Heimat wollte, bot ihm einen Tausch an. Nach einem Blick auf die Landkarte willigte er ein.

„Ich wusste damals noch gar nicht, wo Zinnwald-Georgenfeld überhaupt liegt“, sagt Henry Beeckmann und lacht. Im Jahr 1992 kam er nach Zinnwald-Georgenfeld und ist bis heute geblieben. Bereut hat er den Tausch von damals noch nie - im Gegenteil. In Zinnwald-Georgenfeld habe er sich schnell wohlgefühlt. „Wenn man wollte, konnte man sofort Kontakt zu den Einheimischen bekommen.“ So dauerte es auch nicht lange, bis er seine damalige Frau, eine Zinnwalderin, kennenlernte. Gemeinsam mit ihr kaufte er 1994 ein Haus und gründete bald darauf eine Familie. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Heute ist Henry Beeckmann alleinstehend. Mit seinem 21-jährigen Sohn Florian wohnt er immer noch unter einem Dach. Die 24-jährige Tochter Isabel lebt und arbeitet mittlerweile in Dresden.

Henry Beeckmann - hier im Gespräch mit der SZ - ist Ortsvorsteher von Zinnwald-Georgenfeld und Mitglied im Altenberger Stadtrat.
Henry Beeckmann - hier im Gespräch mit der SZ - ist Ortsvorsteher von Zinnwald-Georgenfeld und Mitglied im Altenberger Stadtrat. © Egbert Kamprath

Neben seinem Beruf engagiert sich Henry Beeckmann schon seit Jahren in der Kommunalpolitik. Seit 2019 ist er Ortsvorsteher von Zinnwald-Georgenfeld. "Ich war acht Jahre davor schon Mitglied im Ortschaftsrat." Seit drei Jahren ist Henry Beeckmann außerdem Mitglied im Altenberger Stadtrat und sitzt dort für die Freie Wählervereinigung Altenberg. Seit Dezember ist er Vorsitzender der Fraktion Freie Wähler/Die Linke. Im Altenberger Stadtrat zeichnet den 57-Jährigen seine unaufgeregte und sachliche Art aus. Er bringt dort für gewöhnlich ein, was die Bewohner aus Zinnwald-Georgenfeld an ihn und den Ortschaftsrat herantragen.

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Abgesehen von seinem Interesse für Politik hat Henry Beeckmann eine Vorliebe fürs Kochen. "Das bedeutet für mich Entspannung." Besonders gerne kocht er für Freunde, meist am Wochenende. "Dann sitzen wir gemütlich in der Küche und reden, nebenbei wird gekocht." Aufwendig müssen die Gerichte dabei nicht sein. "Am liebsten Nudeln mit Tomatensoße oder eine schöne Roulade", sagt er und lacht.

Zeit zum Kochen bleibt Henry Beeckmann derzeit aber eher wenig, denn der Wahlkampf geht in die heiße Phase. Gemeinsam mit den anderen beiden Kandidaten folgt der Zinnwalder etlichen Einladungen, um sich den Bürgern in allen Ortsteilen vorzustellen. Denn letztlich, so ist sich der Zinnwalder sicher, ist es am 12. Juni eine Personenwahl. Für das Amt des Bürgermeisters fühle er sich gut gewappnet. "Durch die Arbeit im Stadtrat habe ich mich lange genug reingefuchst."